Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
sie mehrere Millionen Dollar wert war?«
»Großvater hatte ein hervorragendes Auge für seltene und schöne Sachen, aber selbst er konnte nicht ahnen, wie viel diese Karte einmal wert sein würde. Das konnte niemand.«
»Wie hat er sie gefunden?«
»1905 - sie reisten gerade durch Belgien und die Niederlande, wo sie einige prachtvolle Inkunabeln und sehr alte illustrierte Handschriften erwarben - erhielt Jasper eine Einladung von Fürst Albert von Monaco, Albert dem Ersten«, sagte Hunt. »Die beiden kannten sich seit geraumer Zeit, da Albert eine reiche Amerikanerin aus New Orleans geheiratet hatte, deren Familie mit den Hunts befreundet war. Anscheinend hatte Albert von Jaspers Suche gehört, und aus Jaspers Sicht gehörten die Grimaldis ohnehin zu seinen aussichtsreichsten Kandidaten. Sie regierten Monaco seit dem dreizehnten Jahrhundert, und aufgrund ihrer strategischen Lage am Mittelmeer hätten sie wohl sofort Interesse angemeldet, sobald die Karte der Neuen Welt erstmals gedruckt war.«
»Ja, aber die Grimaldis sind mindestens ein Mal vertrieben worden«, sagte Mike. »Der Palast war nicht durchgängig in ihrem Besitz.«
Talbot Hunt zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Mikes Wissen hing zweifellos mit einem militärgeschichtlichen
Fakt zusammen. »Da haben Sie recht, Detective. Das war auch Teil der Geschichte, die Fürst Albert meinem Großvater erzählte. Bedenken Sie, dass Monaco auf einem Felsen gebaut ist, Detective - buchstäblich eine Festung an einem großen Kliff über einem Hafen von strategischer Bedeutung. Bevor die Grimaldis während der Französischen Revolution ihren Palast verlassen mussten, konnten sie noch viele ihrer Schätze - die Kronjuwelen, die Kunstsammlung von Fürst Honoré und einen großen Teil der fürstlichen Bibliothek - in den mittelalterlichen Katakomben verstecken, die in die Felsen gehauen worden waren. Als dreißig Jahre später die nächste Generation wieder in den Palast zurückkehrte, war alles noch da und unversehrt.«
»Warum hat Albert Ihren Großvater kontaktiert?«
»In den europäischen Fürstentümern hatte sich herumgesprochen, welche Fragen Jasper auf seinen Reisen stellte. Außerdem war Albert ein für seine Zeit ungewöhnlicher Fürst, der viel mehr Interesse als andere an wissenschaftlichen Studien zeigte. Er ist ja tatsächlich vor allem als Forschungsreisender und Meereskundler in Erinnerung, was auch seine Affinität zu Karten erklärt.«
»Gibt es in Monaco nicht ein großartiges meereskundliches Museum?«, fragte ich.
»In der Tat. Es wurde 1906 von Albert gegründet.«
»Ein Jahr nachdem sich Ihr Großvater mit ihm getroffen hat.«
»Ja, die Gründung wurde nicht zuletzt durch Großvaters Großzügigkeit ermöglicht. Sehen Sie, Fürstin Alice - seine reiche amerikanische Ehefrau - hatte Albert einige Jahre zuvor verlassen. Er hatte sie eines Abends in der Oper geohrfeigt, nachdem er von ihrer
Affäre mit einem berühmten Komponisten erfahren hatte.«
»Wie du immer sagst, Coop.« Mike zeigte auf mich. »Häusliche Gewalt kommt in den besten Kreisen vor.«
»Alice verließ ihn mitsamt ihrer stattlichen Mitgift. Also verkaufte Fürst Albert meinem Großvater die Weltkarte von 1507. Er kassierte dafür ein kleines Vermögen und gründete damit das heute noch bedeutende ozeanografische Museum mitsamt einer Bibliothek.«
»Hat denn im Fürstentum niemand gegen die Veräußerung eines so kostbaren Dokuments protestiert?«
»Ich vermute, Ms Cooper, dass nicht viele Leute davon wussten. Mein Vater behauptet, Albert hätte Großvater erzählt, er habe die einzelnen Kartenteile in verschiedenen Büchern versteckt - Bücher, die Albert von klein auf fasziniert hatten.«
»Wissen Sie, welche Bücher das waren?«, fragte ich.
»Natürlich. Bald nachdem die Grimaldis 1814 wieder an die Macht kamen, erwarb die fürstliche Bibliothek eine Gesamtausgabe der Description de l’Égypte . Alle dreiundzwanzig Bände. Wo man die Kartenteile während der Revolution aufbewahrt hatte, werden wir wohl nie erfahren. Aber wer immer sie danach fand, beschloss, dass die übergroßen Folianten der napoleonischen Expedition die richtige Größe zum Schutz der Kartenteile hätten.«
»Was sind das für Folianten?«, fragte Mike.
»Die Beschreibung Ägyptens war seinerzeit die größte Publikation der Welt - bezogen auf das Format, nicht die Auflage - und ein äußerst begehrtes Sammlerstück«, erklärte Jill Gibson. »Napoleon führte 1798 einen Feldzug nach Ägypten,
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