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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird?«
    Ich hatte mir noch nie darüber Gedanken gemacht. »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Durch eine chemische Reaktion zwischen Eisensulfat und Eichenholztannin. Wenn die Lösung oxidiert, werden die Buchstaben oder Zeichnungen buchstäblich auf das Papier gebrannt. Im Laufe der Jahrhunderte verfärben sich die schwarzen Zeichen bräunlich.«
    »Und was ist mit der Tinte auf der Vinland-Karte?«, fragte Mercer.
    »Experten haben sie einem Mikrospektroskopie-Verfahren unterzogen und in der Tinte eine synthetische Variante eines Minerals namens Anatas festgestellt. Und diese Substanz wird erst seit dem Ersten
Weltkrieg produziert. Hauruck, und weg sind die Wikinger.«
    »Und was ist mit dieser Karte hier?«
    »Schauen Sie genau hin, Mercer.« Bea schob das alte Kartenstück näher zu uns. »Sehen Sie, wie kunstvoll sie gezeichnet ist?«
    Am oberen Rand des Kartenabschnitts war ein meisterhaft gezeichnetes Porträt von Vespucci, auf dem er seine Navigationsinstrumente in der Hand hielt. Darunter befand sich ein Gebiet, das vom Arktischen Meer begrenzt wurde und noch weiter unten eine Landmasse, auf der in winziger Schrift die Regionen im Landesinneren beschrieben und die topografischen Gegebenheiten abgebildet waren. Hinter Vespucci war eine pausbäckige Figur - der Nordostwind - zu sehen, die über die kalten Gewässer blies.
    »Der Detailreichtum ist erstaunlich«, sagte ich.
    »Sehen Sie die Nebenkarte?«, fragte Bea. Im oberen linken Quadranten war eine kleine Weltkarte eingefügt. »Diese Karte unterscheidet sich von der größeren Abbildung. Mit jeder neuen Reise, die Vespucci unternahm, wurden diese kleinen Nebenkarten nach seinen Beschreibungen aktualisiert.«
    »Zu detailliert für eine Fälschung?«, fragte ich.
    »Nicht nur das, Alex. Die Vinland-Karte ist nur Tinte auf Pergament. Bei dieser Karte handelt es sich um einen Holzschnitt. Ein wahres Kunstwerk, das meiner Meinung nach heutzutage unmöglich kopiert werden kann. Schließlich haben wir in Washington ein Original, das wir mit Fundstücken wie diesem hier vergleichen können.«
    Mike studierte die Reproduktion, die Bea auseinandergefaltet hatte. »Dann erzählt also jeder Teil dieser Karte seine eigene Geschichte?«

    »Das ist mit ein Grund, warum sie so einzigartig ist«, stimmte sie zu.
    Wind- und Meeresgestalten sowie Kartuschen mit den charakteristischen Merkmalen der neu entdeckten Gebiete schmückten die Kartenränder.
    »Vielleicht kommen wir ja darauf, wonach Tina Barr - oder ihr Mörder - gesucht hat, wenn wir wissen, warum dieses Kartenstück ausgerechnet in diesem Buch aufbewahrt wurde.« Mike nickte Mercer zu. »Vielleicht hat es etwas mit einer dieser Abbildungen zu tun oder mit dem Erdteil, der auf dem Fragment zu sehen ist?«
    »Der Teil der Karte, auf der Amerigo abgebildet ist, steckte in einem Buch über Amerikas Vogelwelt. Keine schlechte Idee«, sagte Mercer. »Bea, wäre es möglich, eine Kopie der gesamten Karte zu bekommen, die hier in Ihrem Buch abgebildet ist?«
    »Sie wollen vermutlich die ein Meter vierzig auf zwei Meter fünfzig große Version.«
    Mike hatte recht. Falls die innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden unter dem Wassertank versteckten Bücher etwas mit Tina Barrs Tod zu tun hatten, könnte sich dieses wertvolle Puzzleteil als Anhaltspunkt erweisen.
    »Hinter der Theke gibt es einen Kopierer, der auch für Großformate geeignet ist«, sagte Bea. »Wenn Sie einen Augenblick warten, ziehe ich jedem von Ihnen eine Kopie.«
    Sie verschwand um die Ecke, als plötzlich kräftig gegen die Tür geschlagen wurde.
    »Achten Sie einfach nicht darauf«, sagte Jill. »Wir öffnen erst ab zehn Uhr für den Publikumsverkehr.«
    »Heute gibt es kein Publikum«, sagte Mike und sah auf die Uhr. »Spätestens in einer Stunde ist die
ganze Bibliothek von der Spurensicherung besetzt. Hier kommt niemand rein, bis wir alles durchsucht haben.«
    Das Klopfen hörte nicht auf. »Kann ich nachsehen?«, fragte Jill.
    Mike stand auf, während sie zur Tür ging.
    »Verdammt noch mal!«, schrie jemand. »Nehmen Sie den Fuß weg und lassen Sie mich rein.«
    Ich hörte, wie sie dem Mann an der Tür zuflüsterte: »Die Polizei ist hier. Warten Sie doch bitte in meinem Büro, ich bin gleich bei Ihnen.«
    »Zum Teufel mit der Polizei«, sagte er und stieß die Tür so heftig auf, dass Jill ins Stolpern kam. »Ich will mir nur holen, was mir gehört.«
    Das konnte nur Talbot Hunt sein. Die Ähnlichkeit mit seiner Schwester Minerva war

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