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Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht.«
    »Können Sie uns eine Beschreibung geben?«
    Lucy schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. »Eine attraktive Frau, so um die fünfzig. Groß und sehr schlank, ein bisschen zu elegant und aufgetakelt für elf Uhr vormittags.«
    Das klang sehr nach Minerva Hunt. »Sind sie zusammen gekommen?«
    »Nein. Sie klingelte, und eine Kollegin ließ sie rein. Da sie mit Tina sprechen wollte, ging ich davon aus, dass es eine Auftraggeberin war.«
    »Kennen Sie jemanden aus der Hunt-Familie?«, fragte Mike.
    Lucy vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass Jill nicht in Hörweite war, und lehnte sich an einen der Arbeitstische.
    »Nicht persönlich«, sagte sie. »Manchmal machen wir unsere Witze über die Sammler. Manche ihrer Bücher kennen wir so gut, dass wir das Gefühl haben, an
ihrem Leben teilzuhaben. In Gedanken führe ich seit Jahren Gespräche mit Jasper Hunt III., obwohl wir einander nie vorgestellt wurden. Sein Vater hatte jedenfalls einen erlesenen Geschmack.«
    »Kennen Sie seine Kinder?«, fragte Mike. »Talbot oder Minerva?«
    »Ich kenne nur seine in Leder gebundenen Babys, Detective.«
    »Erinnern Sie sich noch, wie lange die Frau hier war?«, fragte ich.
    »Höchstens zehn, fünfzehn Minuten, glaube ich.«
    »Was wollte sie?«
    Lucy wandte den Blick ab. »Das geht mich nichts an. Ich weiß es nicht.«
    »Aber Ihre Tische stehen direkt nebeneinander. Rücken an Rücken.«
    »Sie haben gestritten, okay? Das ist alles, was ich weiß. Die Frau schien sehr gereizt zu sein. Ich habe nicht gehört, was gesprochen wurde, aber sie war aus irgendeinem Grund ungehalten. Sie hat Tina zusammengestaucht und ist dann wieder gegangen.«
    »Hat Tina darüber gesprochen?«
    »Nicht mit mir. Vermutlich mit keinem von uns«, sagte Lucy. »Aber als die Frau weg war, hat Tina geweint. Ich fragte sie, ob alles in Ordnung sei, aber sie meinte, es sei nur die Aufregung und sie müsse kurz an die frische Luft. Das ist alles, was ich weiß.«
    »An welchem Tag war das?«, fragte Mercer.
    Lucy begriff langsam, dass ihre Beobachtungen womöglich wichtig waren. Vielleicht würde das ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
    »Vor zwei, drei Wochen. Sie können meine Kollegen fragen, ob sich jemand von ihnen an den genauen Tag erinnert. Die einzige andere Person, die Tina in
ein, nun ja, privates Gespräch verwickelte, war Mr Krauss. Eigentlich war er gekommen, um mit mir zu sprechen. Er schien überrascht, sie hier zu sehen. Ich vermute, er hat sie nach ihrem derzeitigen Projekt gefragt.«
    »Krauss?« Mike sah mich hilfesuchend an.
    »Jonah Krauss?«, fragte ich, an Lucy gewandt. Mir fiel ein, dass Alger Herrick den Namen erwähnt hatte.
    »Ja, genau. Er ist im Kuratorium. Er kommt immer mal wieder vorbei - das machen viele Kuratoriumsmitglieder - und erkundigt sich, woran wir gerade arbeiten oder ob wir etwas brauchen.«
    »Kannte Krauss Tina?«
    Lucy strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Es hatte zumindest den Anschein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er weiß, wer ich bin, aber als er Tina sah, steuerte er schnurstracks auf sie zu und rief sie beim Namen.«
    »Konnten Sie -?«
    »Ich habe kein Wort gehört, Detective, aber sie wirkten sehr herzlich im Umgang miteinander. Ich habe mich nur gewundert, dass sie sich kannten.«
    Neben Tinas Schreibtisch war eine Karteikarte an die Wand geheftet. »Was ist das?«, fragte ich.
    »Vielleicht eine Liste der Arbeiten, die sie zu erledigen hatte. Ich verwalte meine Aufträge auf dem Laptop, aber jeder hat da ein anderes System.«
    Ich zog den Reißnagel mit der Karte aus der Wand. »Ist das Tinas Handschrift?«
    Lucy sah auf die Karte. »Ja, sie hat immer in Druckbuchstaben geschrieben.«
    Ich dachte an den Bestellschein, den wir in Tinas Hosentasche gefunden hatten. Die Schrift war nicht identisch. Ich las Mike die Liste vor, während Mercer
sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums umsah.
    »Nijinskijs Tagebücher - Sammlung für darstellende Künste. Die Grunwald-Korrespondenz - Rara. Die Whistler-Skizzen - Kaltnadeltechnik - Kunst und Architektur.«
    Lucy Tannis unterbrach mich. »Das kann nicht aktuell sein, Ms Cooper. Das sind alles Stücke aus unseren Bibliothekssammlungen. Tina hatte diese Projekte abgeschlossen. Ich habe die Unterlagen hier gesehen, als sie noch daran arbeitete. In letzter Zeit arbeitete sie nur noch für private Auftraggeber.«
    Ich sprang zum letzten Eintrag auf der Liste. »Was hat das hier zu bedeuten, Lucy?

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