Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
Sachen nach dem Umzug ja irgendwo untergebracht haben.«
»Ich habe Al Vandomir darauf angesetzt. Er erkundigt sich bei der Post, UPS, FedEx und allen Lagerräumen in der Nähe ihrer Wohnung und der Bibliothek«, sagte Mercer.
Jeder zusätzliche Punkt, der einem von uns einfiel, zog drei, vier weitere Aufgaben nach sich. Die Ermittlungsteams in den Mordfällen an Karla Vastasi und Tina Barr würden zu einer Taskforce zusammengezogen werden, und die Medien würden die Angst in der Stadt schüren. Alle Zeugen, die wir heute nicht erreichen konnten, würden spätestens morgen früh aus der Zeitung vom Ausmaß der Ermittlungen erfahren.
Ich erkundigte mich beim Concierge nach Jonah Krauss’ Büro. Er verwies uns in den 43. Stock. Der moderne Hightech-Aufzug war mit zwei kleinen Fernsehmonitoren ausgestattet - auf dem einen lief der lokale Nachrichtensender, auf dem anderen ein Börsenticker.
Oben begrüßte uns eine attraktive junge Empfangsdame mit einem aufgesetzten Zahnpastalächeln. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
Über ihrem Kopf prangte ein Schild mit Namen und Logo des Unternehmens: MONTAUK WHELK MANAGEMENT.
»Wir möchten zu Mr Krauss.«
Sie blickte auf den Terminkalender auf ihrem Schreibtisch und runzelte die Stirn. »Werden Sie erwartet?«
»Es ist ein Beileidsbesuch«, sagte Mike. »Ein unerwarteter Todesfall.«
»Du liebe Güte«, sagte sie erschrocken. »Jonah ist im Fitnessstudio. Er sollte aber gleich zurück sein. Ist es jemand, der ihm nahesteht? Darf ich es ihm sagen?«
»Danke, aber das müssen wir selbst machen«, sagte Mike. »Wo ist das Fitnessstudio? Wir können ihn dort abholen.«
Sie zeigte auf eine Milchglastür in zirka sechs Meter Entfernung. »Dahinter. Aber sein Hubschrauber hebt in einer Stunde am Heliport in der 34. Straße ab, und ich muss dafür sorgen, dass er rechtzeitig dort ist. Sind Sie vielleicht von der Polizei?«
»Vielleicht. Und ich hebe um vier Uhr zur Gerichtsmedizin ab, also sollte es passen.«
Das Mädchen schluckte und bat uns, Platz zu nehmen.
»Was versteht man überhaupt unter einem Hedgefonds?«, fragte mich Mike.
Ich setzte mich in ein Ledersofa und nahm meinen Lipgloss aus der Tasche. »Das sind private Investmentfonds, die normalerweise nur einer begrenzten Gruppe von Investoren offenstehen. Im Gegensatz zu Brokerfirmen oder Investmentfonds sind Hedgefonds nicht der Börsenaufsicht unterstellt und deshalb riskanter als herkömmliche Anlagen.«
»Inwiefern riskanter?«
»Sie investieren oft in Wertpapiere mit fallenden Kursen - beispielsweise von Firmen, die in Konkurs gehen. Vielen dieser Fonds mangelt es an Transparenz, da sie ihre Aktivitäten keiner Regulierungsbehörde offenlegen müssen. Sie geben sich eher verschlossen.«
»So wie du, Coop«, sagte Mike. »Und Krauss leitet also einen Hedgefonds?«
»In dem Eintrag auf dem Kontaktbogen der Bibliothek stand, dass er mehrere Hedgefonds verwaltet.
Sechsundvierzig Jahre alt, Absolvent des Dartmouth College, mit Wohnsitzen in Manhattan, Montauk und Lyford Cay auf den Bahamas. Noch immer mit seiner ersten Frau, Anita, verheiratet.«
»Sehr erfrischend«, sagte Mercer.
»Und wie Alger Herrick sagte, will dieser Neureiche den good old boys den Kuratoriumsvorsitz wegschnappen.«
Mike sah auf den Firmennamen auf dem Schild. »Müsste das nicht Wealth Management heißen?«
»Das höre ich ständig.« Die Rezeptionistin hob den Kopf und sah zu Mike. Mir war nicht bewusst gewesen, dass sie uns hören konnte. »Wissen Sie denn nicht, was whelks sind?«
Mike nahm sich ein Bonbon aus der Silberschale auf ihrem Schreibtisch. »Keine Ahnung.«
»Das ist diese Schneckenart, die an der Ostspitze von Long Island vorkommt. Der weiße Teil ist am wertvollsten. Daher kommt auch das Wampum - Sie wissen schon, das Zahlungsmittel der Indianer. Jonah stammt aus Montauk, es ist ein Wortspiel.«
»Hat wohl viel Sinn für Humor, Ihr Boss.«
»Entschuldigung. Jonah, diese Herren - und diese Dame« - ihr Arm wedelte in meine Richtung - »wollen dich sprechen.«
Offensichtlich gehörten Zahnbleichmittel zum jährlichen Firmenbonus. Jonah Krauss bedachte uns mit einem strahlenden Grinsen, als er den Bereich zwischen der Empfangstheke und unserem Sitzbereich durchquerte. »Was immer Sie mir verkaufen wollen, kommen Sie nächste Woche wieder«, sagte er. »Ich sagte Ihnen doch, dass ich heute wenig Zeit habe, Britney. Ich bin praktisch schon weg.«
Britney! Wie hätte sie auch sonst heißen können?
»Die
Weitere Kostenlose Bücher