Toedliches Versprechen
besser. Nadine strahlte ihn an, wie sie es bei jedem Mann tat, um ihm den Kopf zu verdrehen. Sie umarmte ihn freundschaftlich, genau in dem Moment, in dem Colin auf der Bildfläche erschien, schnaufend wie ein wilder Stier. Er riss Newman von Nadine weg und verpasste dem armen Idioten einen Kinnhaken, der ihn gegen das nächste Bücherregal fliegen ließ.
Nadine schrie entsetzt auf. »Was tust du, Colin?«
»Du!« Er drehte sich zu ihr um und hielt ihr das rote Höschen unter die Nase. »Du verdammte Schlampe. Hast du gedacht, ich merke es nicht, wenn du hinter meinem Rücken mit dem halben Schwimmteam vögelst?«, brüllte er laut genug, dass es auch der letzte Bibliotheksbesucher noch hörte.
»Was?« Sie wurde blass und sank auf ihren Stuhl zurück. »Woher hast du das?«
»Aus Paxtons Spind. Ehrlich, Nadine, der Schlüpfersammler? So wenig Stil hätte ich dir nicht zugetraut. Newman ist schon eine Lachnummer. Aber dieses Arschloch zu ficken, ist wirklich die Krönung.«
Er warf das Höschen vor ihr auf den Tisch und drehte sich um.
»Colin …« Sie stand auf, um ihn zurückzuhalten.
Das angewiderte Gesicht, das er machte, als er den Arm wegzog, damit sie ihn nicht berührte, war unbezahlbar. »Sprich mich nie wieder an, Nadine. Und vor allen Dingen«, er trat noch einen Schritt aus ihrer Reichweite, »fass mich nie wieder an.«
Ohne ein Wort fiel sie auf ihren Stuhl zurück. Colin stampfte davon. Im Lesesaal wurde es auffallend still. Alle Studenten, die die Szene beobachtet hatten, senkten die Köpfe und beschäftigen sich angeregt mit den Büchern und Heften vor sich, die Ohren gespitzt, um ja nichts zu verpassen, falls die Show eine Fortsetzung fand.
In die Stille hinein hob Nadine den Blick. Griffins Augen trafen auf ihre. Er lächelte und formte mit den Lippen stumm die Worte frohe Weihnachten. Gemächlich stand er auf und ging. Der fassungslose Gesichtsausdruck, den sie ihm hinterherschickte, war sein Weihnachtsgeschenk. Jetzt war sie frei. Im neuen Jahr würde er sie für sich gewinnen.
*
Hannah ließ sich von Josh am Pier entlangführen. Vor einem wunderschönen schwarzen Segelboot blieb er stehen. Fudge, der offensichtlich wenig Geduld mit ihrer Gemächlichkeit hatte, war bereits mit einem großen Satz an Bord gesprungen und bellte kurz, was wohl eine Aufforderung war, sich endlich zu beeilen.
Sie ließ den Blick über das dunkle Holz gleiten, bis er an den beiden verschnörkelten Worten hängen blieb, die auf den Rumpf gemalt waren. Unwillkürlich musste sie lachen. »Ist das dein Ernst? Dein Boot heißt Black Pearl wie Jack Sparrow’s Schiff?«
»Es ist nicht mein Boot, sondern das meines Großvaters. Und es hieß schon lange vor Jack Sparrow Black Pearl .« Josh hievte die Kühlbox an Bord und hielt ihr die Hand hin.
»Ist Jack Sparrow’s Schiff nicht ein paar Mal untergegangen?« Sie nahm die angebotene Hand und ließ sich über die Reling helfen.
»Keine Angst, diese Black Pearl wird nicht sinken, zumindest nicht mit dir an Bord. Das kann ich dir versichern.« Während er sprach, zog er sie dicht an sich heran. Sein Blick lag auf ihren Lippen, soweit sie das trotz seiner Sonnenbrille beurteilen konnte. »Willkommen an Bord«, murmelte er.
Ihr Puls raste. Er würde sie gleich küssen, wie nach der Gala. Doch anstatt sich vorzubeugen, trat er einen Schritt zurück und brachte Abstand zwischen sie. Sie kam nicht umhin, ein leises Bedauern zu empfinden.
Josh legte Fudge eine orangefarbene Schwimmweste an, bevor er noch einmal von Bord sprang, die Taue zu lösen.
Hinter dem Steuerrad, am Heck des Bootes, lag eine kleine Sitzecke. Die Segel waren zusammengebunden und lagen an ihrem Mast über dem vorderen, etwas höher gelegenen Aufbau des Bootes. Darunter befand sich wahrscheinlich eine Kajüte.
»Machs dir bequem.« Josh kletterte zurück an Bord und wies auf die Sitzecke. Er wartete, bis sie Platz genommen hatte, bevor er den Motor startete. Vibrierend erwachte das Boot unter ihren Füßen zum Leben und der Hund stand mit aufgeregt wedelndem Schwanz auf dem Vordeck, als blicke er dem Abenteuer seines Lebens entgegen.
»Ein Segelausflug. Interessante Idee«, rief Hannah ihm über den Motorenlärm zu.
Er grinste über die Schulter zurück. »Fudge und ich lieben das Segeln. Im Sommer versuchen wir so oft wie möglich rauszufahren, vor allem bei diesem Wetter.« Er nickte in die Sonne. »Ich habe gedacht, es könnte dir gefallen, dir nach deinen Schichten in der Klinik ein
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