Toedliches Versprechen
abzuluchsen. Josh packte zur Abrundung des Picknicks Käse und Obst aus.
Hannahs offene Haare wehten in der leichten Brise um ihre Schultern. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ja, mit ihr einen Bootstrip zu machen war wirklich eine gute Idee gewesen.
*
Es war nicht Hannahs erstes Picknick, aber das außergewöhnlichste. Ein Grund dafür war sicher, dass es mit dem ersten Segeltörn ihres Lebens zusammenfiel. Sie hatte noch nie über das Segeln nachgedacht. Aber nach der Zeit, die sie heute auf dem Meer verbrachte, würde das nicht ihr letzter Ausflug mit einem Boot gewesen sein. Sie warf einen Blick auf die Skyline von Boston, die nur noch vage erkennbar war. In der Ferne sah sie die Segel anderer Boote. Doch niemand kam ihnen nahe genug, um ihre Privatsphäre zu stören. Sie war erstaunt, wie ruhig es hier draußen war. Leise plätscherten die Wellen gegen den Rumpf der Black Pearl .
Der zweite Grund, der diesen Ausflug zu etwas Besonderem machte, war ihr Kapitän. Josh hatte seine Baseballkappe und Sonnenbrille abgesetzt und machte es sich neben ihr gemütlich. Sie konnte seine Hitze und seinen Duft deutlich wahrnehmen. Wie von einem unsichtbaren Band gezogen wandte sie ihm ihr Gesicht zu. Sie waren sich nah, unheimlich nah. Hannah schluckte.
Josh bemerkte ihren Blick und erwiderte ihn. Dann nahm er ihr vorsichtig das Weinglas aus der Hand und stellte es zur Seite. Er zog ihr die Baseballkappe vom Kopf und schob ihre Sonnenbrille nach oben. Mit den Händen fuhr er ihr durch die Haare, zog mit den Fingerspitzen ihre Wangenknochen nach, bis er ihr schließlich die Hand in den Nacken legte und ihr Gesicht zu sich heranzog. Zentimeter für Zentimeter. Er ließ ihr jede Menge Zeit, es sich anders zu überlegen, sich zurückzuziehen. Hannahs Gedanken rasten. Sie wollte von ihm geküsst werden. Einen Zentimeter von ihren Lippen entfernt hielt er inne. Hannah, die ihre Augen in Erwartung des Kusses geschlossen hatte, schlug blinzelnd die Lider auf. Er ließ ihr die Wahl. Er überließ ihr die Entscheidung. Einen Augenblick zögerte sie, dann überbrückte sie die Distanz und ihre Lippen und Körper verschmolzen in einem atemberaubenden Kuss, der dem nach der Spendengala in nichts nachstand.
Sie vergaß die Zeit. Versunken in den Kuss und Joshs Liebkosungen ließ sie sich treiben. Jeder andere Mann hätte seine Hand längst auf ihren nackten Oberschenkel gelegt und sie unter ihren Rock geschoben. Doch nicht Josh. Seine Hände liebkosten ihr Gesicht, strichen durch ihre Haare, streichelten ihren Rücken. Als sei ihm bewusst, dass alles andere zu viel des Guten wäre.
Als er sich irgendwann von ihr löste und blinzelnd einen Blick auf den Sonnenstand warf, drückte er ihr mit bedauerndem Gesichtsausdruck noch einen leichten Kuss auf. »Wir müssen zurück. Bleib liegen, genieß das Wetter und den Wein.« Er schob ihr die Baseballkappe wieder auf den Kopf und reichte ihr das Glas. Behände stand er auf, hantierte an den Segeln und Sekunden später hatte Fudge wieder seinen Aussichtsposten auf dem Vordeck eingenommen. Sie nahmen Fahrt auf und hielten auf die Küste zu. Hannah glühte. In ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge. Es war ihr unmöglich, ihren Blick von Josh zu lösen. Nein, man brauchte wirklich keinen Jack Sparrow, wenn man mit Josh Winters zusammen sein konnte.
In der Marina nahm Hannahs Anspannung augenblicklich wieder zu. Sie ging von Bord der Black Pearl und wartete auf dem Steg, bis Josh das Boot vertäut hatte. Er nahm die Kühlbox und kletterte von Bord. Fudge folgte ihm etwas widerwillig. Wie schon auf dem Hinweg verschränkte Josh auf dem Weg zum Wagen seine Finger mit ihren. Hannahs Herz klopfte wild. Erwartete er jetzt, dass sie mit ihm schlief? Dazu war sie nicht bereit. Noch nicht. So sehr sie auch versuchte, locker zu bleiben und abzuwarten, was auf sie zukam, sie schaffte es nicht, die Anspannung abzuschütteln, die den Weg bis zu ihrer Wohnung nicht nachließ.
*
Josh war enttäuscht. Auf dem Boot war Hannah locker gewesen und hatte den Ausflug genossen. Doch kaum kehrten sie in den Hafen zurück, spannte sich ihr Körper wie eine Bogensehne und ihr Geist vibrierte vor nervöser Energie. Er hatte keine Ahnung, woran das lag. Auch wenn es ihn frustrierte, würde sie ihn mit ihrem Verhalten nicht zum Aufgeben bewegen.
Vor ihrem Haus sprang sie aus seinem Wagen, noch bevor er ihr die Tür aufhalten konnte. »Danke für den schönen Tag«, murmelte sie und wollte sich
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