Toedliches Versprechen
hinterher.
Sein Hund brachte Hannah zum Lachen. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Fudge war die treuste Seele, die er sich vorstellen konnte. Er war sich nicht sicher, ob ihm das als Therapiehund antrainiert worden war, oder ob das einfach seinem Wesen entsprach. Er spürte gute Stimmungen genauso wie schlechte. Er war unter allen Umständen bereit, zu spielen – immer. Aber er konnte auch Trost und Zuversicht spenden.
Josh wollte nie einen Hund haben. In seinem Elternhaus in Beacon Hill waren Haustiere kein Thema gewesen. Sein Vater hätte das nie erlaubt. Während seines Studiums, beim FBI und später beim Boston-PD hatte er nie genug Zeit für einen Hund gehabt. Erst, als er vor drei Jahren angeschossen worden war, änderte sich sein Leben grundlegend. Nach Wochen in der Klinik hatte er sich auf sein eigenes Zuhause gefreut. Aber ziemlich schnell musste er feststellen, dass alles, was er tat, mit Mühe, Qualen und Schmerzen verbunden war. Er war an den Rollstuhl gefesselt und bewegte sich nur im Erdgeschoss seines Hauses. Seine Familie hatte ein Krankenhausbett organisiert, das im Wohnzimmer aufgestellt wurde. Er wusste nicht, ob er wieder würde gehen können, geschweige denn, ob er je wieder seinen Dienst antreten konnte.
Erst begann er, darüber nachzudenken, ob es Sinn machte, morgens überhaupt noch aufzustehen. Nach ein paar Tagen war er so weit, dass er einfach liegen blieb. Das war der Moment, indem seine Schwester, ganz Laien-Psychiater , eine leichte Depression diagnostizierte. Ehe er es sich versah, schleppte sie Fudge an. Der, zugegebenermaßen etwas tollpatschige, junge Labrador war mit einem Übermaß an Liebe ausgestattet, das er ungeachtet der jeweiligen Situation stürmisch verteilte. Als Therapiehund schied er damit aus, obwohl seine Ausbildung schon ein gutes Stück gediehen war.
Seine Schwester hatte sich einen Hund zugelegt, Fudges Bruder, der sinnigerweise Chocolate hieß und von allen nur Choc gerufen wurde. Als Fudge aus dem Programm ausschied und niemand wusste, was mit ihm passieren sollte, nahm sie ihn kurz entschlossen mit und behauptete, Josh würde den Hund brauchen, um über seine Depression und die Verletzungen hinwegzukommen.
Er würde es nie zugeben, aber seine kleine Schwester hatte genau die richtige Entscheidung getroffen. Fudge zwang ihn, morgens aufzustehen und ihn zu füttern. Er musste ihn hinauslassen, damit er sein Geschäft erledigen konnte, musste mit ihm spazieren gehen. Und nachts, wenn ihn die Zweifel und die Schmerzen in seiner Brust und seinem Rücken quälten, konnte er seine Hände, oder auch sein Gesicht, in dem weichen, warmen Fell vergraben. Fudge erzählte es niemandem, wenn sich die eine oder andere Träne aus seinen Augenwinkeln stahl. Nach kürzester Zeit waren sie zu einem Team geworden. Aus den Ausfahrten mit dem Rollstuhl wurden irgendwann Spaziergänge und schließlich konnte Josh seinen Dienst wieder antreten und die erste kleine Joggingrunde drehen. Mit Fudge an seiner Seite. Er nahm den Hund zum ersten Mal mit aufs Meer und stellte begeistert fest, wie sehr sein Kumpel das Wasser liebte. Er war voll und ganz in seinem Element.
Er hatte nie einen Hund haben wollen, aber ein Leben ohne Fudge war für ihn unvorstellbar geworden. Als er ihm nach zig geworfenen Bällen endlich ins Boot zurückhalf, schüttelte er sich begeistert und voller Enthusiasmus. Den größten Teil des Wassers bekam Hannah ab. Lachend streichelte sie das struppige nasse Fell und Josh fiel ein Stein vom Herzen. Fudge neigte dazu, alle weiblichen Wesen um seine Pfote zu wickeln. Sogar seine Mutter mochte ihn und fütterte ihn heimlich mit Hundekuchen. Aber dass Hannah ihn mochte, war ihm extrem wichtig. Wenn er mehr Zeit mit ihr verbringen wollte, musste sie Fudge akzeptieren. Er war ein Teil seines Lebens.
»Was machst du mit ihm, wenn du zum Dienst gehst?« Der Hund hatte sich vor Hannah auf den Rücken gerollt und ließ sich den Bauch kraulen.
»Tagsüber ist er bei meiner Nachbarin Marcia. Ihre Kinder sind schon aus dem Haus und ihr Mann arbeitet viel und lang. Sie hat sich als Hundesitterin angeboten. Die beiden verstehen sich blendend.« Er zog die Kühlbox zu sich heran und tischte Sandwiches und Kartoffelsalat von Tom March auf. Sie genossen den Lunch. Hannah erzählte lustige Geschichten aus dem St. Josephs und Josh prahlte mit den heldenhaften Aktionen seines Hundes, der es mehr als einmal schaffte, Hannah mit flehendem Blick ein Stückchen Schinken
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