Toedliches Versprechen
bisschen den Wind um die Nase wehen zu lassen und Sonne zu tanken.«
Hannah konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Eine schöne Idee. Kann ich dir helfen?«
»Im Moment noch nicht.« Er warf ihr eine Tube Sonnencreme zu. »Creme dich gut ein. Die Sonne ist heftig auf dem Meer.«
Hannah rieb sich die Creme in die Haut und kramte ihre Sonnenbrille aus der Tasche. Gemütlich lehnte sie sich auf der glatten Holzbank zurück und beobachtete ihren Kapitän bei seinen Manövern. Er steuerte das Boot mit sicheren, sparsamen Bewegungen vom Liegeplatz weg und tuckerte auf das offene Meer hinaus. Als sie sich ein gutes Stück vom Land entfernt hatten, schaltete er den Motor aus. Er bat sie, das Steuer zu halten und kletterte auf den vorderen Teil des Decks, wo er das Segel setzte. Einen Moment flatterte es unentschlossen im Wind, bevor es sich mit einem Knall aufblähte. Augenblicklich nahmen sie Fahrt auf.
Josh, mittlerweile barfuß, kehrte zu ihr zurück und übernahm wieder das Steuer. »Wir fahren am Wind, werden also ganz schön schnell werden. Mach es dir gemütlich und genieß den Törn.« Bevor sie reagieren konnte, küsste er sie auf die Nasenspitze und schob sie sanft zurück auf die Bank.
Es war berauschend. Ihr Blick wanderte zwischen den Segeln und Josh hin und her. Mit seiner Oakley und einer alten, ausgeblichenen Baseballkappe war er eine Augenweide. Wer brauchte schon Jack Sparrow, wenn er einen Nachmittag mit Josh Winters auf einem Boot verbringen konnte. Als sie ihn in der Notaufnahme kennengelernt hatte, waren seine lockigen Haare so lang, dass er sie im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammenfassen konnte. Er hatte sie wahrscheinlich wegen seiner Platzwunde am Kopf abrasiert. Sie konnte sich gut vorstellen, wie ihm die Haare im Fahrtwind um das Gesicht wehten.
Josh segelte auf das offene Meer hinaus, vorbei an der Bostoner Skyline, die in der Sonne fast unwirklich glitzerte. Es fiel Hannah nicht schwer, das Licht und die Wärme zu genießen. Besonders nach dem kalten und langen Winter, der hinter ihnen lag. Im Februar hatte sie einmal über Nacht im Krankenhaus festgesessen, weil Blizzard Nemo einen Meter Schnee in die Stadt geweht hatte. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah in die vereinzelten Wolken, und einem zankenden Möwenpaar hinterher.
Fudge hatte sich auf dem Vordeck ausgestreckt und nahm ein Sonnenbad. Eine gute Idee. Sie schloss ebenfalls die Augen und ließ sich von der Sonne wärmen.
*
Josh gratulierte sich zu seiner Entscheidung. Er hatte das Segeln, seine absolute Lieblingsbeschäftigung, mit einer Verabredung mit der Frau verbunden, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging, seit er auf ihrer Untersuchungsliege aufgewacht war und sie geküsst hatte.
Er wusste nicht, warum sie ihm unter die Haut ging, aber er wollte es unbedingt herausfinden. Wenigstens genoss sie den Segeltörn. Hannah war in seiner Gegenwart immer sehr angespannt, auch heute, als er sie abgeholt hatte. Jetzt, am Heck seines Bootes, entspannte sie sich zum ersten Mal sichtlich. Das Boot lag gut vor dem Wind und nahm an Fahrt auf. Als es sich in die Krängung neigte und Gischt an Bord spritzte, lachte sie fröhlich.
Warum sie in seiner Gegenwart stets angespannt war, wusste Josh nicht. Er war ein entspannter Typ im Umgang mit Frauen. Er machte es ihnen leicht, mit ihm zusammen zu sein.
Doch etwas an Hannah brachte ihn dazu, es langsam angehen zu lassen, sie nicht zu überfordern. Erstaunlicherweise genoss er dieses träge Umwerben, obwohl er sonst eher zu den geradlinigen, zielorientierten Typen gehörte.
Als er weit genug hinausgefahren war, stoppte er auf . Fudge, der sich auf dem Vordeck gesonnt hatte, sprang augenblicklich auf und bellte ihn fröhlich an.
»Lass mich kurz Hannah versorgen, dann spielen wir.« Im trägen Schaukeln der Wellen holte er eine Flasche Weißwein aus der Kühlbox und schenkte ihr ein Glas ein. Fudge sprang vom Vordeck und setzte sich neben ihn, damit er nicht vergaß, dass sie aufs Meer gefahren waren, damit er seinen Spaß haben konnte. Aufmerksam verfolgte er jede seiner Bewegungen, und als Josh ihm endlich seine Schwimmweste abnahm, bedankte er sich mit einem Hundekuss, quer über sein Gesicht. Josh kramte den leuchtend gelben Ball aus Fudges Spielzeugkiste und warf ihn in hohem Bogen aufs Meer hinaus. Der Hund neben ihm vibrierte vor Spannung. Auf sein Zeichen hin stürzte er sich mit Anlauf und einem begeisterten Bellen in die Fluten und schwamm seinem Ball
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