Toedliches Versprechen
gebräunte Haut und der flache Bauch mit den klar definierten Muskeln bildeten einen ansehnlichen Kontrast zum Hellblau seines Hemdes.
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch nahmen ihre Flugstunde wieder auf. Sie war dabei, sich in diesen Mann zu verlieben. Nicht, oder nicht nur, weil sie eine unvergessliche Nacht mit ihm verbracht hatte, sondern einfach, weil er ein fantastischer Mann war.
Mit der gebotenen Vorsicht nahm sie eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich ebenfalls Kaffee ein. Sie lehnte sich ans andere Ende des Tresens und beobachtete ihn über ihre morgendliche Koffeindosis hinweg. Josh hielt ihren Blick gefangen. Er stellte seine Tasse auf den Tresen, trat auf sie zu, nahm ihr die Tasse ab und zog sie für einen Kuss, der den letzten Rest Müdigkeit aus ihren Gliedern vertrieb, in seine Arme. Automatisch verschränkte sie ihre Hände in seinem Nacken, um ihn an sich heranzuziehen, ihm noch näher zu sein.
»Wann sehen wir uns wieder?« Da war sie, die Frage, auf die Hannah gewartet hatte, die sie aber auch ängstigte. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob die letzte Nacht eine einmalige Geschichte gewesen war und Josh, nun da er sein Ziel erreicht hatte, verschwinden würde. Offenbar war das nicht der Fall.
Hannah schluckte. »Ich muss in den nächsten Tagen viel arbeiten. Lass uns telefonieren, okay?«
»Okay.« Er gab ihr einen letzten, zärtlichen Kuss. »Ich ruf dich an.«
9.
G riffin beobachtete, wie Nadines Freund ihre Wohnung verließ. Er stand am Fenster, trank einen Schluck Kaffee aus seiner Dr.-Hannah-Tasse und wartete darauf, dass der Typ endlich in seinen schicken SUV stieg und verschwand. Es war frustrierend, ihr beim Vögeln zuzusehen. Also hatte er sich in der Nacht, als Hausmeister verkleidet, ein wenig im St. Josephs Hospital umgesehen. Die Nächte waren am besten geeignet für diese Erkundungstouren. Entweder waren die Ärzte und Schwestern beschäftigt und kamen nicht einmal zum Luftholen, oder sie legten irgendwo die Füße hoch und dösten vor sich hin.
Niemand schenkte ihm Beachtung. Ohne Probleme knackte er Nadines Spindschloss und sah sich die Sachen an, die sie sauber und ordentlich darin verstaut hatte. Ein paar schriftliche Unterlagen, zwei Medizinzeitschriften, ihre Krankenhauskleidung und Schuhe. Im obersten Fach fand er ihr Stethoskop, einige Hygieneartikel, ein T-Shirt, Jeans und Schokoriegel. Ihre Kaffeetasse war offensichtlich von Hand bemalt. Mit einer krakligen Kinderschrift hatte jemand Dr. Hannah darauf geschrieben. In der hintersten Ecke des Fachs lag ein roter Seidenschal, der schwach nach der neuen Nadine, wie er sie nannte, roch.
Griffin nahm Tasse und Schal heraus und verschloss den Spind wieder. Ohne von jemandem wahrgenommen zu werden, verließ er die Klinik. Er legte die erbeuteten Gegenstände in seinen Lieferwagen, zog sich Latexhandschuhe über und nahm einen Briefumschlag aus dem Handschuhfach. Er trug ihn zum Briefkasten an der Pforte des Krankenhauses und ließ ihn durch den Schlitz gleiten. Nadines Leben, wie es jetzt war, musste beendet werden. Ein Schreiben an die Klinikleitung war der Anfang.
In den vergangenen Tagen hatte er viel Zeit im St. Josephs verbracht. Zu seiner Freude ging das Pflegepersonal recht schlampig mit ihren Computerzugängen um. Viele Schwestern und Pfleger meldeten sich an den PCs nicht ab, wenn sie ihren Arbeitsplatz verließen, andere klebten ihre Benutzerkennungen und Passwörter auf die Unterseiten der Tastatur. Es war ein Leichtes, sich Zugang zu Nadines Patientendateien zu verschaffen. Für den heutigen Brief hatte er die Stirnplatzwunde der neunjährigen Anastasia Jankowsky ausgewählt. Er hatte einen hübschen Briefkopf entworfen und gab sich als Rechtsanwalt aus, der die Familie des Mädchens vertrat. In dem Schreiben prangerte er Nadines unhygienische Vorgehensweise an. Er war ein Meister der dramatischen Worte und gut darin, seiner Aussage Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die Leitung des St. Josephs würde ihm zumindest erst einmal problemlos abkaufen, dass Dr. Montgomery die Wunde des Mädchens nicht desinfiziert hatte, bevor sie sie nähte. Dass sie keine Handschuhe getragen hatte und blutiges Verbandsmaterial eines anderen Patienten auf dem Untersuchungstisch herumgelegen war. Waren erst einmal Zweifel gesät, wurde es bei jeder Beschwerde leichter, sie zu denunzieren.
Griffin war ein Meister der Worte. Das hatte ihm das Unterrichten am College leicht gemacht, und es hatte ihm geholfen, im Knast
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