Toedliches Versprechen
saß sein Vater mit hochrotem Kopf an seinem Schreibtisch. Er trug einen perfekt sitzenden Anzug und trotz der sommerlichen Hitze eine Krawatte. Josh war klar, dass der Kopf seines Vaters nicht so rot war, weil er schwitzte oder sich einen Sonnenbrand zugezogen hatte.
Als Dominic und er an ihre Schreibtische traten, erhob er sich. »Ist es noch nicht genug, ein einfacher Polizist zu werden, anstatt eine erfolgreiche und einflussreiche Karriere zu verfolgen? Musst du jetzt auch noch mich und unsere gesamte Familie der Lächerlichkeit preisgeben, indem du meine Freunde vernimmst wie Verbrecher.« Thomas Winters erhob seine Stimme nicht, während er sprach.
Er war nicht der Typ, der eine Szene machte. Aber was er sagte, ließ das Hämmern in Joshs Kopf zu einem Stakkato ansteigen. »Es ist dein Problem, wenn du dich peinlich berührt fühlst, weil ich Detective bin. Wir vernehmen deine Freunde nicht, als ob sie Verbrecher wären. Wir befragen sie in einem Mordfall. Übrigens dem Mord an der Tochter eines deiner besten Freunde. Dessen Aufklärung dir sehr am Herzen liegt.« Josh richtete sich zur vollen Größe auf und sah seinem Vater ins Gesicht. »Wir wissen, was wir tun. Wir werden den Fall nicht mit dir diskutieren und uns nicht von dir sagen lassen, wie wir unsere Arbeit zu tun haben.
Für jede Befragung, die Detective Coleman und ich durchführen, haben wir unsere Gründe. Wenn wir der Meinung sind, dass es notwendig ist, jemanden zu vernehmen, dann werden wir das tun. Wir verstehen unseren Job. Und zwar ziemlich gut.« Er spürte die Zornesröte in seinem Gesicht, das mittlerweile sicher den gleichen Farbton wie das seines Vaters angenommen hatte.
Sein alter Herr musterte ihn einen Moment stumm. Dann bückte er sich und nahm seine Aktentasche, die neben Joshs Schreibtisch stand. Wortlos drehte er sich um und ging.
»Scheiße.« Wütend kickte Josh seinen Papierkorb gegen die Wand und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. Stöhnend rollte er noch einmal den kalten Becher über seine Stirn.
»Ist das bei euch der übliche Umgangston?«
»Nein. Nur wenn es nicht nach dem Willen meines Vaters geht.« Was in circa neunundneunzig Komma neun Prozent aller Fälle zutraf.
Josh zuckte die Schultern. Zu diesem kleinen Auftritt gab es nichts mehr zu sagen. Dom und er waren schon lange Partner. Sein Freund hatte längst mitbekommen, dass er und sein Vater wirklich Probleme miteinander hatten. Hauptsächlich lag das an seiner nach wie vor hartnäckigen Weigerung, die Karriere eines Bundesrichters anzustreben. Solange er keinen Berufswechsel vollzog, würde er von seinem Vater keine Anerkennung bekommen.
»Ich glaube, ich mache Schluss für heute.« Er holte sein Handy aus der Tasche. Verdammt, er hatte es vor dem Besuch in Georgias Galerie ausgeschaltet.
Hannah hatte eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen und bat ihn, sie im St. Josephs abzuholen. Nichts anderes hatte er vor. Er wollte mit ihr im Arm in einem Liegestuhl auf der Dachterrasse liegen und auf den Sonnenuntergang warten. Das schien ihm der perfekte Weg, diesen beschissenen Freitag ausklingen zu lassen.
Eine zweite Nachricht wurde abgespielt. Sie war ebenfalls von Hannah. Jetzt bat sie darum, zu ihr nach Hause zu kommen. Sie klang komisch, irgendwie … verstört. Verdammt! Er hörte die Nachricht ein zweites Mal ab. Ihm fiel das merkwürdige Telefonat von heute Morgen wieder ein. Sie hatte etwas von Rosen erzählt. Was sie gesagt hatte, klang ziemlich wirr. Mist, er hatte keine Lust, sich mit irgendwelchen Problemen herumzuschlagen. Er wollte einen ruhigen Abend und eine warme Frau in seinem Bett. Auf Komplikationen konnte er im Moment problemlos verzichten. Aber er hatte ihr versprochen, jederzeit für sie da zu sein. Deshalb schickte er ihr eine Nachricht, dass er auf dem Weg zu ihr war, und schnappte sich seine Autoschlüssel vom Tisch. »Ich bin weg.«
*
Dominic hob Joshs Papierkorb auf und sammelte den Müll ein, bevor er auch noch den Kaffeebecher hinterher warf, den sein Partner auf dem Schreibtisch stehen gelassen hatte. Mit einem kleinen Lächeln beobachtete er, wie sein Freund ungeduldig auf den Aufzugsknopf hämmerte. Ob er auch nur ansatzweise wusste, dass er erledigt war?
Dr. Hannah Montgomery hatte Detective Josh Winters erledigt. Wie Ellie damals ihn. Auch wenn er das am Anfang nicht hatte wahrhaben wollen. Hoffentlich kapierte Josh es schneller. Es würde viel Energie sparen. Denn eines war klar. Er würde seinen Kopf
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