Toedliches Versprechen
das wird auch nie anders sein. Außerdem«, sie wies auf die Diazepampackungen, »bin ich weder mental instabil noch nehme ich Psychopharmaka. Ich kann jederzeit eine Urin- oder Blutprobe abgeben, um das nachzuweisen.«
»Die Blutprobe werden Sie auf jeden Fall abgeben. In allen anderen Fällen werden wir ermitteln. Sollten Sie tatsächlich unschuldig sein, wird sich das herausstellen. Aber in Zusammenhang mit dem Anruf einer Polizistin aus San Francisco, den ich heute erhielt und die Erkundigungen über Sie eingezogen hat, scheint mir ihr geistiger Gesundheitszustand eher problematisch.«
»Detective McTavish hat Sie angerufen?« Hannah fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sie sprang auf. »Natürlich! Ich weiß, was passiert ist.«
»Setzen Sie sich wieder hin, Doktor.«
Aber Hannah hörte Barnes nicht. Aufgeregt tigerte sie hin und her. »Das war Gordon. Griffin Gordon, er ist hinter mir her. Er muss es geschafft haben, die Medikamente in meinem Schrank zu deponieren. Die Schreiben sind auch von ihm. Er kann gut mit Worten umgehen. Er war früher Professor für Literaturwissenschaften. Für ihn war es bestimmt nicht schwierig, das Schloss meines Spindes zu knacken. Er war ja auch in meiner Wohnung. Sogar, während ich zu Hause war.« Sie wandte sich ihrem Chef wieder zu. »Das ist es. Das ist Gordons Werk.«
Barnes seufzte und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Detective McTavish hat mir bereits gesagt, dass Sie mit dieser Geschichte aufwarten würden. Hören Sie nicht, wie wirr und unsinnig das Ganze klingt?«
»Ja, vielleicht. Lassen Sie mich alles genau erzählen. Dann werden Sie wissen, was ich meine …«
»Nein«, schnitt Barnes ihr das Wort ab. »Ich habe momentan genug Probleme. Zwei meiner Ärzte wurden ermordet, einer davon auf dem Parkplatz dieser Klinik. Ich werde mich nicht noch weiter aus dem Fenster lehnen und eine Ärztin beschäftigen, die offensichtlich unter Verfolgungswahn leidet. Der Klinikvorstand sitzt mir schon genug im Nacken.«
»Dr. Barnes. Gordon ist ein Stalker. Er verfolgt mich.« In ihrer Verzweiflung, sich Gehör zu verschaffen, schlug sie mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
Barnes zog eine Augenbraue nach oben. »Unkontrollierte Gewaltausbrüche. Sagt Ihnen das etwas, Dr. Montgomery?«
Hannah nahm die Hand vom Schreibtisch und richtete sich kerzengerade auf. Sie hatte den Punkt erreicht, an dem es darum ging, den Rest an Würde, der ihr verblieben war, in einem Stück aus diesem Büro zu tragen. »Ich sage es Ihnen ein letztes Mal. Ich werde von einem Stalker namens Griffin Gordon, der aus einem kalifornischen Gefängnis geflohen ist, verfolgt. Er ist für die Dinge verantwortlich. Ich werde es beweisen«, erklärte sie gezwungen ruhig.
»Tun Sie das. Bis zur Klärung der Vorwürfe sind Sie suspendiert.« Er griff in eine Schublade seines Schreibtischs und holte ein Blutentnahmeset hervor. »Ich habe das zwar schon eine Weile nicht mehr gemacht, aber ich gehe davon aus, dass Sie die Blutprobe lieber hier abgeben, als sie durch einen Ihrer Kollegen vornehmen zu lassen.«
Hannah setzte sich, schob den Ärmel ihres Kittels zurück und ließ die nicht besonders feinfühlig durchgeführte Blutentnahme über sich ergehen. Dann stand sie ohne ein weiteres Wort auf und verließ das Büro.
*
Dominic und Josh kämpften sich durch den Stau zum Department zurück. In der Stadt herrschte das totale Chaos. Touristen, Studenten und Menschen, die das Wochenende des 4. Juli für einen Kurztrip genutzt hatten, verstopften die Straßen und machten das Vorwärtskommen in der Hitze zu einem Geduldsspiel. Hinter Joshs Stirn brauten sich Kopfschmerzen zusammen. In den vergangenen Tagen hatte er nicht viel geschlafen. Entweder hatte er James Callen observiert oder sich mit Hannah durch das Bett gewühlt. Letzteres wollte er nicht missen. Trotzdem ging ihm sein dröhnender Schädel auf die Nerven. Seine Laune und seine Geduld verschlechterten sich von Minute zu Minute. Dominic zog es offensichtlich vor, den Mund zu halten und vor sich hin zu brüten.
Als er den Wagen endlich vor dem PD parkte, holten sie sich bei Tom March einen Frozen Cappuccino und gingen ins Büro.
»Du hast Besuch«, zwitscherte Tracy Collette von ihrem Schreibtisch aus. Josh rollte den kalten Kaffeebecher über seine schmerzende Stirn. Viele Möglichkeiten, um wen es sich bei dem Besuch handeln konnte, gab es nicht. »Mach dich auf was gefasst«, warnte er Dominic leise.
Wie befürchtet,
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