Toedliches Versprechen
das Dach. Als sie satt waren, machte Josh es sich mit ihr in den Armen in einem Liegestuhl bequem. Er erzählte ihr von den Ereignissen des Tages, strich ihr über den Rücken, als sie stille Tränen um die Frau weinte, die wegen Griffin Gordon hatte sterben müssen.
Schließlich brachte er sie in sein Bett und liebte sie langsam und zärtlich, verzweifelt in dem Versuch, ihr zu zeigen, dass er sie beschützen würde. Dass sie bei ihm in Sicherheit war. Dass sie eine Nacht lang ihre Sorgen vergessen konnte.
Sie verstand dieses Bedürfnis und kam ihm mit all ihrer Leidenschaft entgegen. Sie ließ sich fallen, vertraute ihm vollkommen. In dieser Nacht existierten nur sie beide.
21.
D ie Sonne erhob sich gerade erst über dem Charles River, als Joshs Handy klingelte. Mit einem frustrierten Stöhnen tastete er danach, ohne Hannahs nackten, an ihn geschmiegten Körper loszulassen. Er hatte das Gefühl, erst vor fünf Minuten eingeschlafen zu sein. Was durchaus sein konnte. Während Hannah entspannt in seinen Armen eingeschlafen war, hatte er kein Auge zubekommen.
Griffin Gordon war durch die Windungen seines Hirns gewandert wie flüssiges Gift. Abwechselnd hatte er sich ausgemalt, wie er ihn fassen und was er mit ihm anstellen würde, wenn er ihn erwischt hatte. Das größte Problem an der Sache war, nicht zu wissen, wie er den Mistkerl stellen sollte. Immer wieder zuckte ihm der Gedanke durch den Kopf, wie einfach es wäre, ihm eine Falle zu stellen. Doch dafür würde er Hannah als Köder benutzen müssen. Und das stand außer Frage.
Er warf einen Blick auf das Display des Handys. Staatsanwalt Marcus. Er nahm den Anruf an und nuschelte ein »Guten Morgen«.
»Guten Morgen, Detective. Ich habe den Durchsuchungsbeschluss für Richter Stevens Haus. Er wird im Moment an ihre Dienststelle gefaxt.«
Josh rieb sich über die Stirn. »Danke. Ich weiß es zu schätzen, dass sie sich ins Zeug gelegt haben. Wir werden uns schnellstmöglich um die Angelegenheit kümmern.« Damit sie ein für alle Mal erledigt werden und er sich auf Gordon konzentrieren konnte, fügte er in Gedanken hinzu.
»Schön«, brummte Marcus. »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
Nach dem Gespräch rief Josh Dominic an. Sein Partner klang so verschlafen, wie er sich fühlte. Sie verabredeten sich in einer Stunde im Department. Als er auflegte, begann Hannah sich in seinen Armen zu regen.
»Du musst arbeiten«, stellte sie mit einer Stimme, die rauchig nach Schlaf klang, fest.
»Ja, leider. Ich bin so schnell wie möglich wieder da.«
»Kein Problem. Deine Schwester will heute noch einmal vorbeikommen. Wir machen uns einen schönen Tag. Aber Josh«, sie sah ihm, soweit das mit vom Schlaf verhangenen Lidern überhaupt möglich war, ernst in die Augen, »das kann so nicht weitergehen. Ich kann nicht ewig bei dir bleiben. Morgen muss ich wieder in die Klinik. Mein Leben muss weitergehen.«
Joshs Magen zog sich zusammen. Sie hatte recht. Er konnte sie nicht zur Geisel dieses Hauses machen. Sein Kopf wusste das. Aber sein Herz sah das völlig anders. Sein Herz wollte sie in einen weichen Kokon sperren und erst wieder herauslassen, wenn Gordon im Knast saß – oder, vielleicht noch besser, tot war. »Es ist doch erst der zweite Tag«, beruhigte er sie. »Lass mich den Einsatz heute durchziehen. Vielleicht können wir die Morde an Jessica und Dr. Swanson bereits aufklären oder kommen der Klärung zumindest einen Schritt näher.« Er küsste sie sanft. »Danach werde ich mich um Gordon kümmern. Bleib heute noch hier. Wir reden heute Abend darüber, okay? Dann finden wir sicher eine Lösung.« Die ausschließlich darin bestehen würde, dass sie in seinem Haus blieb.
»Okay. Und jetzt geh.« Sie schob ihn sanft aus dem Bett. »Dein Partner wartet auf dich.«
*
Josh duschte und zog sich leise an. Hannah blieb im Bett liegen und lauschte seinen morgendlichen Ritualen. Sie bewegte sich nicht, bis er weg war. Kaum hatte er das Haus verlassen, stand sie auf. Sie konnte nicht allein in dem großen Bett bleiben, das ohne ihn kalt und leer war. Und einsam. Sie hatte sich an ihn gewöhnt, fühlte sich geborgen in seinen Armen. Die Sache zwischen ihnen lief zwar erst seit wenigen Tagen, aber alles fühlte sich richtig an. Sie wollte, dass es anhielt.
Ihr Problem war Griffin Gordon. Solange er nicht gefasst war, konnte sie nicht an die Zukunft denken. Solange er hinter ihr her war, war ihr Leben in Gefahr. Wie das Leben aller, die Gordon
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