Toedliches Versprechen
in die Quere kamen, Josh eingeschlossen.
Sie durfte sich nicht zu sehr auf Josh einlassen. Das brachte ihn in Gefahr. Hannah wollte ihm glauben, wollte seine Zuversicht teilen. Doch es gab keine Garantien. Vielleicht würde er Gordon nie erwischen. Vielleicht würde der Mistkerl nie gefunden werden. Wenn das geschah, würde sie irgendwann verschwinden müssen, wenn sie überleben wollte. Sie konnte in Joshs goldenem Gefängnis nicht überleben. Zumindest nicht auf Dauer.
Sie duschte und zog sich an, dankbar über die Kleidung, die Josh aus ihrer Wohnung geholt hatte. Die Kaffeemaschine war schon eingeschaltet. Hannah stellte eine Tasse unter den Auslauf und drückte den Knopf. Sekunden später füllte der Duft frisch gemahlener Bohnen die Küche. Sie atmete tief ein, um ihre innere Ruhe zu finden. Sie würde sich an der Suche nach Gordon beteiligen, soweit das in ihren Möglichkeiten lag. Als die Tasse voll war, nahm sie einen ersten Schluck und setzte sich in Joshs Arbeitszimmer, um im Internet nach Gordon zu suchen. Vielleicht gab es in seiner Vergangenheit ein Geheimnis, das bislang übersehen worden war und das sie weiterbrachte.
Das Klingeln an der Haustür ließ sie kurze Zeit später zusammenzucken. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Arme überzogen sich mit einer Gänsehaut. Vorsichtig schlich sie sie sich ins Foyer und lauschte an der Tür. Tanyas Lachen drang zu ihr durch. Sie atmete erleichtert auf und öffnete Joshs Schwester und ihrer Tochter.
»Warum klingelt ihr und kommt nicht einfach herein?« Sie wurde zuerst von dem kleinen Mädchen und anschließend von Liz umarmt.
Liz grinste. »Wir wollten dich nicht noch einmal in eine unangenehme Situation bringen wie gestern früh«, erklärte sie mit einem Zwinkern. Dann zog sie eine weiße Blumenschachtel hinter dem Rücken hervor. »Das habe ich draußen auf der Treppe gefunden.«
Hannah keuchte und wich zurück.
»O Gott, was ist da drin?« Panisch hielt Liz die Schachtel von sich weg. Ihre Augen suchten nach einem Platz, wo sie sie abstellen konnte.
»Sie ist von ihm. Ich bin mir sicher, sie ist von ihm«, stammelte Hannah.
»Der Mann, der dich verfolgt?« Hannah hatte ihr nur oberflächlich von Griffin Gordon erzählt. Auch wenn sie Joshs Schwester mochte, hatte sie keinen Grund gesehen, ihre Lebensgeschichte vor einer Fremden auszubreiten. Zudem wollte sie Liz nicht beunruhigen.
»Ist es etwas Gefährliches?« Liz’ Stimme kletterte um eine Oktave nach oben.
Halt suchend lehnte sich Hannah gegen die Wand. Ihre Knie waren kurz davor, ihr den Dienst zu versagen. »Es sind Rosen. Schwarze Rosen.« Wie bei Nadine. Erst weiße Rosen, dann rote. Am Schluss waren sie schwarz. Wie der Tod.
*
Liz drehte sich von ihrer Tochter weg und spähte vorsichtig in den Karton. Dann ließ sie ihn einigermaßen erleichtert sinken und stellte ihn vorsichtig auf den Treppenabsatz. Schwarze Rosen. Das war für Hannah sicher schlimm, aber immerhin war es kein abgeschnittener Pferdekopf oder eine tote Katze. »Du hast recht. Aber wir dürfen sie nicht wegwerfen. Josh wird sie sehen wollen, Fingerabdrücke nehmen, oder DNA oder etwas in der Art.« Als Hannah nicht antwortete, drehte sie sich um. »Wo ist er überhaupt?«
Hannah lehnte an der Wand, stocksteif und kalkweiß im Gesicht, dass ihre Sommersprossen wie schwarze Punkte hervorstachen.
»Hannah! Hey, Hannah!« Sie berührte die Freundin am Arm. »Willst du dich setzen?«
»Was?« Hannah schien in die Wirklichkeit zurückzukehren. Gegen die Wand gelehnt krümmte sie sich zusammen. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. »Er hat mich gefunden«, flüsterte sie. »Ich wusste es. Ich bin nicht sicher vor ihm. Nirgendwo.«
*
Josh war ein paar Minuten vor Dominic im Department. Als sein Partner hereingerauscht kam, hielt er ihm kommentarlos einen der beiden Kaffeebecher, die er unterwegs besorgt hatte, entgegen.
»Gott sei Dank!« Dom ließ sich auf seinen Platz fallen und inhalierte das Getränk, als hinge sein Leben davon ab.
»Eigentlich habe ich dir den Kaffee gebracht und nicht Gott. Aber ich bin heute großzügig. Alles okay bei dir? Du siehst noch viel schlimmer aus als sonst.«
»Nein verdammt. Ellie ging es die Nacht nicht gut. Sie hat sich unruhig von einer Seite auf die andere gewälzt. Ihr Rücken bringt sie um. Als du angerufen hast, hatte ich das Gefühl, erst fünf Minuten vorher eingeschlafen zu sein.«
Josh rieb sich über seine müden Augen. »Ich glaube, ich weiß, was du
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