Toedliches Versprechen
gefunkt, und er hatte sie schließlich genervt aufgefordert, mit der Kuppelei aufzuhören. Aber die zerzauste Frau, die heute Morgen in einem völlig zerknitterten T-Shirt in seiner Küche stand, schien ein neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen zu haben. Der Blick, mit dem ihr Bruder sie bedachte, ähnelte stark dem, den sie im Spiegel sah, wenn sie an ihren Mann dachte. »Also du und Josh …«, sagte sie und grinste Hannah an.
Die Ärztin wurde rot und trank einen Schluck Eistee. »Es ist nicht, wie du denkst. Ich habe zurzeit ein paar Schwierigkeiten und Josh hilft mir.«
»Aber ihr seid zusammen.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
»Na ja, schon. Irgendwie.«
»Das ist gut. Ist er schon auf der Black Pearl mit dir rausgefahren?«
»Ja.« Hannahs Wangen färbten sich noch eine Spur dunkler.
Liz lachte auf. »Ich wette, damit hat er dich rumgekriegt. Er hat etwas von einem Piraten, wenn er hinter dem Steuer steht. Gab, mein Mann, hat leider keinerlei Talent zum Segeln. Aber ich will, dass Tanya sich auf dem Meer zu Hause fühlt. Deshalb schicke ich sie manchmal mit Josh raus. Irgendwann müssen wir mal alle zusammen rausfahren.«
»Das wäre schön.« Hannah schenkte ihr ein etwas schüchternes Lächeln.
Etwas sagte Liz, dass diese Frau nicht gerade an einem Überschuss an Freunden litt. Sie wusste nicht, warum, war sich aber sicher, sie hätten sich auch gut verstanden, wenn sie nicht die Freundin seines Bruders wäre. Es musste sie nur jemand aus ihrem Schneckenhaus herausholen. Und Liz hatte Lust, diejenige zu sein.
In einvernehmlichem Schweigen sahen sie Tanya und Fudge zu, die durch den Garten tobten. Das Klingeln von Hannahs Handy ließ sie beide zusammenzucken. Sie zog es aus der Hosentasche und las mit gerunzelter Stirn die Anruferkennung. »Entschuldige, das muss ich annehmen.« Sie stand auf und verschwand ohne ein weiteres Wort im Haus.
Liz lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und nippte an ihrem Glas. Sie würde diese Frau auf jeden Fall aus ihrem Schneckenhaus holen. Ihr Blick wanderte zur Hecke, die das Grundstück ihres Bruders von dem der Nachbarn trennte. Die Frau, die einen bunten wallenden Rock hob, um über die Büsche zu steigen, würde ihr dabei helfen. Denn für Marcia Fernandez gab es nichts Schöneres, als sich in das Leben anderer Leute einzumischen.
Mit einem Lächeln winkte sie ihr zu. Marcia ließ sich stürmisch von Fudge und Tanya begrüßen, bevor sie auf die Veranda kam und Liz auf die Wange küsste. »Du siehst aus wie das blühende Leben, mein Mädchen.«
»Ich fühle mich auch wie das blühende Leben. Hast du Hannah schon kennengelernt?«
»Die Frau, die in einem meiner Badezusätze in der Wanne deines Bruders lag? Nein, aber …« Sie schloss die Augen und hob die Hände wie zu einer Beschwörung. »Sie hat gute Schwingungen. Ich spüre zwar auch Angst und Nervosität, aber sie hat ein gutes Herz und ihre Vibrationen passen zu Joshs.«
»Das ist fantastisch. Setz dich und verbring ein wenig Zeit mit uns.« Sie zog Marcia auf einen freien Stuhl. Als Hannah kurz darauf aus dem Haus zurückkehrte, waren sie in angenehmes Geplauder vertieft.
Hannah blieb auf der Schwelle stehen. »Ich wusste nicht, dass noch jemand kommen würde.« Unsicher zupfte sie am Saum ihres T-Shirts.
In ihren Augen war etwas … es musste mit dem Telefonat zu tun haben, das sie gerade geführt hatte. Es schien sie aufgewühlt zu haben. Ob im positiven oder negativen Sinne, konnte Liz nicht sagen. »Das ist Marcia Fernandez. Darf ich vorstellen, Dr. Hannah Montgomery, der Gast meines Bruders.«
Marcia stand auf und reichte Hannah die Hand. »Schön, Sie kennenzulernen. Wie hat Ihnen das Badesalz gefallen?«
»Oh, das war von Ihnen. Vielen Dank, es hat Wunder gewirkt.« Hannah blieb etwas verloren auf der Schwelle stehen.
Marcia warf Liz einen Blick zu und zwinkerte. »Ich wette, eine kleine Prinzessin in diesem Garten hat große Lust auf Plätzchen. Sollen wir reingehen und welche backen?«
»Eine perfekte Idee«, stimmte Liz ihr über das begeisterte Kreischen ihrer Tochter hinweg zu. Marcia hatte einen Weg gefunden, Hannah das Kennenlernen zu erleichtern und sie von dem abzulenken, was sie zu beschäftigen schien. Denn nichts forderte mehr Aufmerksamkeit als ein kleines Mädchen, das Plätzchen backte.
*
Hannah sah Marcia und Liz zu, wie sie die Zutaten für Plätzchen zusammensuchten. Sie hätte nicht sagen können, ob in Joshs Küche alles Notwendige
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