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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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Tofu muss ich leider ablehnen.«
    »Ich weiß, dass viele Leute den Geruch nicht mögen«, sagte er, während er auf die Bank ihm gegenüber deutete und ein Paar frische Stäbchen für sie aus dem Köcher zog. »Aber wenn man erst einmal probiert hat, kann man gar nicht mehr aufhören. Ein Bier?«
    »Nein, danke. Die Bauern hier beschleunigen die Herstellung des Tofu mit chemischen Zusätzen wie mittlerweile allgemein üblich. Hinzu kommt die schlechte Wasserqualität. Sehen Sie sich doch mal den See an. Total verschmutzt.«
    »Unvorstellbar!«
    »Glaubt man Nietzsche, so ist Gott längst tot. Und das bedeutet, dass der Mensch zu allem fähig ist.«
    »Sie lesen also Nietzsche«, sagte Chen bewundend.
    »Und was lesen Sie?«
    »Einen Kriminalroman. Übrigens, ich heiße Chen Cao. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Dann ließ er sich, seine Zurückhaltung vergessend, zu einem Kompliment hinreißen. »Doch wie sagt das Sprichwort? Ihnen einen Tag lang zu lauschen ist nützlicher als zehn Jahre Lektüre .«
    »Ich spreche nur aus beruflicher Erfahrung. Mein Name ist Shanshan. Woher kommen Sie?«
    »Shanghai«, erwiderte er und fragte sich, welchem Beruf sie wohl nachging.
    »Dann machen Sie wohl Urlaub hier. Ein hart arbeitender Intellektueller, der in einem kleinen Lokal in Wuxi einen englischen Krimi liest«, resümierte sie scherzhaft. »Ich tippe auf Englischlehrer.«
    »Na ja, was kann ich sonst schon«, antwortete er ausweichend; er wollte sich nicht gleich als Polizist zu erkennen geben. Immerhin hatte er während des Studiums mit dem Lehrerberuf geliebäugelt.
    Außerdem wollte er, wenigstens eine Zeitlang, einmal nicht Polizist sein. Und auch nicht als solcher behandelt werden. Die Polizeiarbeit hatte, ganz gegen seinen Willen, einen immer größeren Teil seiner Persönlichkeit in Beschlag genommen. Es war verlockend, zumindest zeitweise, in eine andere Identität als die des Oberinspektors zu schlüpfen – er fühlte sich wie eine Schnecke, die ihr Haus nicht mehr tragen muss.
    »Schullehrer verdienen nicht schlecht, jetzt, wo private Nachhilfestunden so gefragt sind«, bemerkte sie mit einem Seitenblick auf die vor ihm stehenden Platten.
    Er wusste, was sie meinte. Chinesische Eltern boten alle finanziellen Mittel für eine gute Ausbildung ihrer Kinder auf, damit diese für den Konkurrenzkampf in einer Leistungsgesellschaft gerüstet waren. Sein Partner Yu und dessen Frau Peiqin zum Beispiel gaben einen Großteil ihres Einkommens für die Privatstunden ihres Sohnes aus. Ein Lehrer konnte sich ein Vermögen dazuverdienen, indem er abends zehn und mehr Schüler in seinem winzigen Wohnzimmer versammelte.
    »Ich nicht. Ich überlege gerade, ob ich für ein zusätzliches Taschengeld dieses Buch hier ins Chinesische übersetzen soll.«
    »Diesen Krimi?«, sagte sie und warf einen Blick auf das Cover.
    »Gelegentlich schreibe ich auch Gedichte«, beeilte er sich zu ergänzen, »aber dafür gibt es heutzutage keine Leser.«
    »Ich mochte Lyrik auch – auf dem Gymnasium«, erklärte sie nachdenklich. »Aber im Zeitalter der Umweltverschmutzung ist Lyrik ein echter Luxus, so wie ein Hauch frische Luft oder ein Tropfen klares Wasser. Aber Gedichte können nichts bewegen, wir reden uns das bloß ein.«
    »Nein, ich finde …«
    Ihre Unterhaltung wurde durch das schrille Klingeln eines Mobiltelefons in ihrer Umhängetasche unterbrochen.
    Während sie das rosarote Handy an ihr Ohr presste, wich im hellen Nachmittagslicht plötzlich die Farbe aus ihrem Gesicht.
    »Ist was passiert?«, fragte er.
    »Nein, das war eine gemeine Drohung«, sagte sie und warf das Handy zurück in die Tasche.
    »Was für eine Drohung?«
    »›Wenn du nicht sagst, was man von dir erwartet, wirst du es bereuen.‹«
    »Vielleicht einer dieser Scherzbolde«, beschwichtigte er. »Das ist mir auch schon passiert.«
    Aber dazu war die Botschaft zu spezifisch.
    Auch ihr schien das klar zu sein, und sie zog erneut die Brauen zusammen. Vermutlich war dieser Anruf mehr als nur ein schlechter Scherz, aber das ging ihn nichts an. Sie blickte auf ihre Armbanduhr.
    »Ich muss zurück zu meiner Arbeit«, sagte sie. »War nett, Sie getroffen zu haben, Herr Chen. Ich hoffe, Sie werden schöne Ferien hier verbringen.«
    »Und Ihnen ein angenehmes Wochenende …«
    Während er noch überlegte, ob er sie nach ihrer Telefonnummer fragen sollte, hatte sie sich bereits auf den Weg gemacht, ihr langes Haar schwang hinter ihr her.
    Eine Zufallsbekanntschaft; zwei

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