Toete John Bender
wartenden Wolfgang Schnettler.
»Hallo, Herr Schnettler, Sie sind die Pünktlichkeit in Person, stimmt´s?«
»Pünktlichkeit ist eine Selbstverständlichkeit, keine Tugend«, antwortete dieser bärbeißig, sah die geöffnete Tür als Aufforderung zum Eintreten und drängte sich an Tom vorbei in die Messe.
Tom seufzte innerlich und hoffte nun, die anderen Teilnehmer wären ähnlich pünktlich.
***
S ascha ging steuerbordseits zur Treppe, die ins Unterdeck und zur Messe führte. Er war spät dran. Vor fünf Minuten hatte ihr Treffen begonnen, aber er hatte jemanden verabschiedet, den er auf der Dreiviertel-Wache kennengelernt und mit dem er sich während des dreitägigen Törns prächtig verstanden hatte.
Sascha nahm zwei Stufen auf einmal, eilte durch die Kombüse, dann durch die Mannschaftsmesse und erreichte im Heck die Offiziersmesse. Die Tür stand offen, sein Coach Tom Breuer lächelte ihn an.
»Verzeihung, ich …«, Sascha nickte den anderen Teilnehmern, dann Tom Breuer zu, »… habe mich festgequatscht.«
Er zuckte entschuldigend mit den Schultern und setzte sich auf den freien Platz.
»Das kann passieren, Ihre Offenheit ehrt Sie«, sagte Tom und übertönte das abfällige Gemurmel von Herrn Schnettler.
»Ich begrüße Sie alle herzlich zu unserem dreitägigen Seminar Klippen umschiffen, Schätze bergen: Eine Schatzsuche für das Leben und bevor ich im Detail auf das vor uns liegende Wochenende eingehe, habe ich einen Vorschlag. Was halten Sie davon, wenn wir uns duzen?«
Tom öffnete seine Hände und prüfte die Reaktionen seiner Gruppe. Alle stimmten zu, Herr Schnettlers Antwort war undeutlich.
»Herr Schnettler?«
»Ja, ist in Ordnung.«
»Gut, dann möchte ich, dass wir uns einmal mit unserem vollen Namen in der Runde vorstellen und allen zuwinken.«
Tom fuhr seine Antennen aus, setzte sein Lausbubenlächeln auf. »Hallo Gruppe, ich bin Tom Breuer.«
Er winkte allen zu.
Eine Verzögerung trat ein, weil niemand den Anfang machen wollte.
»Hallo Gruppe, ich bin Silvia Mellick«, sagte dann die sechsunddreißigjährige Silvia.
»Hallo Gruppe, ich bin Sascha Peschke und freue mich auf unser Wochenende.«
Tom speicherte die bisherige Reihenfolge und den Kreativzusatz von Sascha Peschke ab. Er würde darauf wetten, dass Schnettler sich weigerte. Doris Keilpflug und Frederik Neumann lieferten sich einen Kampf um die Reihenfolge; niemand wollte zuerst. Doris gewann.
»Hallo Gruppe, ich bin Frederik Neumann.«
Tom nickte und sah die beiden verbleibenden Teilnehmer an. Doris Keilpflug suchte den Blickkontakt zu Herrn Schnettler, doch der verschränkte die Arme, trug seine schlechte Laune im Gesicht zur Schau und starrte auf ein Wasserglas.
»Na gut, ich bin … ach nee … Hallo Gruppe, ich bin Doris Keilpflug und hoffe, dass wir alle wohlbehalten zurückkommen.«
Angst , dachte Tom. Angst vor neuen Aufgaben. Er wartete gespannt, ob er Herrn Schnettler auffordern musste.
»Hallo, ich bin Wolfgang Schnettler und hoffe, dass das bald vorbei ist.«
»Gut«, sagte Tom zufrieden. »Warum habt ihr das gemacht? Warum habt ihr so reagiert? Silvia?«
Silvia überlegte kurz. »Ich habe mich als Erste vorgestellt, weil ich ähnliche Situationen kenne und ich es schade finde, wenn so viel Zeit vertrödelt wird, wenn niemand den Anfang macht«, antwortete sie mit einem Blick aus dem Schifffenster.
»Du bist wahrscheinlich häufig die, die in die Bresche springt, wenn andere sich zurückhalten, oder?«
Tom schien mit seiner Vermutung richtig zu liegen.
»Schon, ja. Ich überlege auch gerade, ob das immer so gut ist.«
»Eben«, schloss Tom die Reaktion von Silvia ab und sah zu Sascha. »Und du hast dich nicht an die Vorgaben gehalten. Ich sagte: Hallo Gruppe, ich bin Tom Breuer , fertig. Du sagtest noch: Und ich freue mich auf unser Wochenende. Warum?«
Sascha fühlte sich durch den Coach angegangen, zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, es kam so aus dem Bauch heraus. Ich freue mich wirklich auf das Wochenende und dachte, damit den Rest irgendwie auch motivieren zu können.«
»Aha. In Ordnung. Danke.«
Tom sah zu Frederik.
»Du hattest die Wahl. Entweder beschreitest du Saschas neu eingeschlagenen Weg oder bleibst auf dem Weg, den Silvia und ich vorangegangen waren. Du hast dich für den normalen Weg entschieden. Warum? Fehlte der Mut?«
Frederik schüttelte den Kopf. »Ich bin eher schweigsam und zurückhaltend.«
Tom wartete, ob Frederik noch ausführlicher werden wollte, aber
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