Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
dann!«
    Nachdem er jedem von ihnen ein Lächeln geschenkt hatte, Silvia ein besonderes, schloss er hinter ihnen die Tür.
    Tom durchschritt den Schiffsrumpf zu seiner Kabine. Von Deck hörte er Kommandorufe des wachhabenden Schiffsoffiziers sowie schwere Schritte auf den Bodenplanken. Er würde die ›Paloma‹ für die drei Tage vermissen, so sehr war sie ihm zur zweiten Heimat geworden. Als er die verschlossene Kabinentür öffnete, wurde er überrascht. Sein Laptop stand aufgeklappt auf dem kleinen Sekretär und in großen, roten Lettern hüpfte der Satz »VIEL SPAß, TOM!« vor einem grasgrünen Hintergrund hin und her. Forschend sah er den Gang links und rechts entlang, aber der Verantwortliche für diesen Streich war nicht zu finden. Er schlüpfte in seine Kabine und schloss die Tür hinter sich. Was sollte das? Außer ihm hatte niemand einen Schlüssel zu seiner Kabine. Außer ihm wusste niemand das Passwort für die Anmeldung zu seinem Laptop. Zugegeben, es war nicht besonders einfallsreich, aber dennoch hatte sich jemand die Mühe gemacht, in seine Kabine zu gelangen und sein Passwort zu entschlüsseln.
    Wer aus seiner Crew stand ihm so nah, um es noch als Scherz auffassen zu können? Niemand! Jeder der Crew hätte gewusst, dass ein solcher Scherz Konsequenzen nach sich gezogen hätte. Wer sonst? Er setzte sich und verfolgte die hin und her hüpfende Aufmunterung auf dem Display. Hatte er vergessen seinen Laptop auszuschalten und sich einen Virus eingefangen? Hatte er seine Tür offen gelassen? Er wusste es nicht, erkannte aber, dass er sich diese Fragen aus Angst stellte, weil sein Sicherheitsempfinden massiv verletzt wurde.
    Stell dich deiner Angst!
    »Ok, ein Scherz«, sagte er zu sich selbst, berührte das Touchpad und der Schriftzug verschwand. Er fuhr seinen Rechner herunter und klappte ihn zusammen. Kurz verharrte er noch, sammelte sich und beschloss dann, den Vorfall zu vergessen, um sich auf das Schatzsucherwochenende vorzubereiten.

    ***

    P ünktlich trafen sie sich an Deck. Tom lachte, als er den Haufen aus Gepäckstücken sah, der sich um zwei Backskisten auftürmte.
    »Nur das Nötigste! Ich bin beeindruckt!« Er strahlte die Teilnehmer aufrichtig an und stellte seinen Rucksack zwischen zwei Rollkoffer.
    Wolfgang hustete.
    »Also ist das alles oder fehlt noch etwas?«, fragte Tom mit einer Nuance Ironie in der Stimme. Ein Einwand blieb aus.
    »Sehr gut! Andi …«, Tom deutete auf einen jungen Mann hinter sich, der zum Gruß an den Schirm seiner Mütze tippte, »… wird unser Gepäck ins Boot verfrachten. Dann werden wir es zu Wasser lassen und über die Strickleiter einsteigen. Das wird ein wenig schwierig werden, aber das schafft ihr schon. Bis dahin könnt ihr euch für drei Tage von der Paloma verabschieden und euer letztes Gebet sprechen«.
    Er lachte.
    Doris' Miene verfinsterte sich bei seinem Scherz.
    Andi griff sich die ersten Gepäckstücke und brachte sie zum Boot. Wolfgang bestand darauf, sein Gepäck selbst zu tragen, Sascha und Silvia verabschiedeten sich von den restlichen Teilnehmern, zumindest von jenen, die nicht am Ankermanöver beteiligt waren, Frederik und Doris blieben beim Gepäck stehen.
    Nachdem Andi die letzte Tasche verstaut hatte, ließen Tom, Andi und Jens, Toms Juniorcoach und Assistent, das Beiboot über eine Seilwinde zu Wasser. Tom bestand darauf, dass jeder Handgriff routiniert aussah und seiner Beobachtung entging nicht Jens´ Unsicherheit beim Angurten. Andi kletterte als Erster über die Strickleiter ins Boot und hielt es an der ›Paloma‹ fest, damit es beim Einsteigen nicht so stark hin und her schaukelte. Nach und nach stiegen sie mehr oder minder geschickt hinzu, Andi kletterte wieder auf das Schiff zurück, sie legten ab, Tom setzte die Schraube ins Wasser und startete den Motor. Zum Abschied fuhr er einen Bogen um die ›Paloma‹; die Teilnehmer winkten sich untereinander zu und er genoss den Wind, die Sonne und die Gischt in seinem Gesicht.
    Er beugte sich vor und rief gegen das Motorengeräusch: »Das da vorne ist Tyreholm, da, wo es so verschwommen und diesig aussieht. Da hinten kann man mit guten Augen noch Lindholm erkennen, die Insel mit dem Virusforschungslabor. Auf Tyreholm kann man nur an zwei Stellen an Land setzen. Wir halten uns steuerbord.«
    Tom hielt eine Hand als Lichtschutz an die Stirn und deutete auf die jeweiligen Punkte und Flecken am Horizont. Mit kritischem Blick prüfte er seine Teilnehmergruppe. Er hatte ein gutes Gefühl,

Weitere Kostenlose Bücher