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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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einem Flaschenöffner öffnet. Zusammen haben wir ein Versteck für meinen ersten Haustürschlüssel gesucht. Unter dem Porzellanpinguin auf der Terrasse sind wir fündig geworden. Er hat sich den großen Jungen geschnappt, der mich immer auf dem Schulweg verprügeln wollte, und ist mit ihm zu seinen Eltern gegangen. Er hat mir Tauchen beigebracht und ist mit mir sofort ins Krankenhaus gefahren, weil ich vom Baum gefallen war und mir den Arm gebrochen hatte. Er hat nicht geschimpft, obwohl ich bei meinen Nachbarn den Teppich mit einer Kerze angezündet habe. Vati ist der Beste!

    Georg ist zum Fußballturnier gefahren und übernachtet mit seiner Mannschaft in einer Jugendherberge. Mama ist bei einer Bekannten und ich will bei meiner besten Freundin Wiebke übernachten und mich mit Thomas und Michael treffen. Wiebke hat sich schon mit Thomas geküsst, ich finde Micha süß. Dann der Anruf. Wiebke ist krank geworden, die Übernachtung fällt aus. Ich weine, schlage die Tür hinter mir zu. Vati ist auch sauer, ich höre ihn telefonieren, er sagt Verabredungen ab. Später sagt er, dass er noch mal weg muss. Einkaufen. Er fährt weg, ich weine in meinem Zimmer. Alles ist ungerecht! Später kommt er wieder. Mama ruft an, sagt, ich soll es mir nicht so zu Herzen nehmen und es mir gemütlich mit Vati machen. Wir essen Abendbrot, Pizza. Ich habe Pizza Hawai, Vati Salami. Er greift unter den Tisch und schiebt mir etwas herüber. Eine Pappbox. Ein Videofilm. Ich bin überrascht und sehe es mir an. DIRTY DANCING! Den wollte ich schon immer sehen! Fast fällt mir die Pizza auf den Boden, so ungestüm stehe ich auf und umarme Vati. Er drückt mich ganz doll und sagt, er hat noch Chips, Schokolade und Schweppes dabei. Alles, um sich einen richtig schönen Video-Abend zu machen. Jetzt wird der Abend doch noch schön. Vati ist der Tollste!

    Wir liegen auf dem Sofa, ›Baby‹ und ›Johnny‹ trainieren hart für ihren anstehenden Auftritt und verlieben sich ineinander. Vati krault meinen Rücken. Sie erfahren, dass ›Penny‹ nach einer Operation Schmerzen hat. Vati ist wohl irgendwie verrutscht und streichelt meine linke Brust. Ich werde steif wie ein Brett und kann mich gar nicht mehr auf den Film konzentrieren, kann kaum atmen. Es fühlt sich gut an, aber es ist doch Vati! Es ist doch verboten! Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll!
    Es ist alles gut, sagt Vati. Wenn du es magst, ist alles gut. Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass alles gut ist. Ich traue mich nicht, zu widersprechen. Vati ist doch der Tollste! Er zieht mein T-Shirt hoch und Haut streichelt Haut. Obwohl es verboten ist, fühlt es sich gut an. Ich schäme mich und doch geht es weiter. Vatis Hand fährt in meine Hose, sucht, sucht immer weiter, überwindet meinen Widerstand der zusammengepressten Beine und findet sein Ziel. Alles fühlt sich neu an, aber auch falsch. Ich traue mich nicht, zu stöhnen. Ich traue mich nicht, ihn abzuweisen.
    »Warte«, sagt er und öffnet seine Hose.

    ***

    »Vati ist der Beste!«, sagte Silvia, inhalierte den Rauch ihrer Zigarette so tief es ging, schluckte, um die Enge in ihrem Hals zu lösen. »Du Arschloch!«, schluchzte sie.
    Ihr Vater hatte sich nach diesem Abend ihr gegenüber verändert. Er hatte sie kaum noch beachtet, war verstimmt gewesen, ihr aus dem Weg gegangen und hatte viel mit ihrem Bruder Georg unternommen. Sie hatte sich schuldig gefühlt und geschwiegen. Sie fühlte sich immer noch schuldig und schwieg. Nachdem sie sich als Kind endlich dazu durchgerungen hatte, ihr Schweigen zu brechen und sich ihrer Mutter anzuvertrauen, war ihr tollster Vater gestorben. Bochum – Herne, Sekundenschlaf, Ende. Und sie fühlte sich auch daran schuldig. Schuldig, schuldig, schuldig! Du bist ein böses Mädchen! Du hast dafür gesorgt, dass er so müde war! Böses Mädchen!
    Am Horizont sah sie eine Gestalt um die Dünen herum am Strand entlang gehen, die einen Handwagen hinter sich her zog. Es war Tom.
    Silvia stand auf, klopfte sich den Sand von der Hose, wischte sich die Tränen aus den Augen und mimte ein verführerisches Lächeln, so lange, bis es saß. Böses Mädchen! Sie ging ihm entgegen. Ganz zufällig.

    ***

    D ie Ruhe vor dem Sturm. Immer wenn Tom auf die bedrohliche Verfärbung des Himmels blickte, kam ihm dieses geflügelte Wort in den Sinn. Er hatte nicht mehr die Hoffnung, dass es an ihnen vorbeiziehen würde. Er hoffte nur noch, dass es sie erst in der Nacht erreichte.
    Als er jemanden sah, der

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