Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
widerstehen konnte, wenn sie erst all die kleinen Hinweise zusammengesetzt hatte, die er ihr im Verlauf der letzten drei Monate hinterlassen hatte.
Nathan seufzte wohlig, während er langsam in einen von Träumen erfüllten Schlaf hinüberdämmerte und ein zufriedenes Lächeln um seine Lippen spielte. Er wusste, dass sie irgendwo da draußen nach ihm suchte.
Er konnte beinahe hören , wie die dumme kleine Hure darum bettelte, dass er zu ihr zurückkam.
9.
Stechender Kopfschmerz.
Das war Danas Belohnung für zwei Dosen Bier und eine Flasche Jim Beam, die sie alleine getrunken hatte.
Sie hatte fast die ganze Nacht gebraucht, um die grässlichen Bilder von Jacinda Holloways verstümmeltem Leichnam aus dem Kopf zu bekommen. Sie hatte hartnäckig weitergetrunken, bis sie um vier Uhr morgens umgekippt war.
In ihrem Traum war der Mann mit dem scharfen silbernen Messer und den eigenartigen braunen Augen erneut zu ihr gekommen. Sie war wieder vier Jahre alt, und er stand mitten in der Nacht über ihrem Bett, wie er es immer tat. Streckte die Hand aus und streichelte ihr über das seidige blonde Haar, während sie schlief.
Verloren im Niemandsland zwischen Traum und Wachsein, murmelte Dana ihm irgendetwas zu. Sie hielt ihn für ihren Vater James, der sie vor dem Ungeheuer aus ihren Kinderträumen beschützte.
Doch der Mann über ihrem Bett war nicht ihr Vater. Der Mann über ihrem Bett war jemand anderes.
Das Monster aus ihren Träumen hatte Gestalt angenommen.
Das schrille Läuten des Telefons riss Dana aus dem Schlaf. Sie stöhnte schmerzerfüllt, während sie langsam die Augen öffnete, wobei ihr Schädel dröhnte wie ein Presslufthammer. Jim Beam war vielleicht verlockend genug, um mit ihm ins Bett zu gehen, aber er gehörte ganz sicher nicht zu den Typen, neben denen man am nächsten Morgen aufwachen wollte.
Der Schmerz in ihren Schläfen war so unerträglich, dass Dana das Gesicht verzog. Ihre Sauferei drohte allmählich außer Kontrolle zu geraten. Sie war zwar nie völlig abstinent gewesen, doch seit ihren College-Tagen hatte sie nicht mehr so viel getrunken wie in letzter Zeit.
Grelle Strahlen frühmorgendlichen Sonnenlichts fielen durch das Schlafzimmerfenster und stachen durch ihre Augäpfel mitten in ihr Hirn. Die Hämmerparty in ihrem Schädel reichte aus, dass selbst das leise Klicken, als der Anrufbeantworter aktiviert wurde, sich wie ein ohrenbetäubender Pistolenschuss anhörte.
Hallo. Sie sind verbunden mit dem Anschluss von Dana Whitestone. Ich kann Ihren Anruf zurzeit nicht entgegennehmen, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen, rufe ich so bald wie möglich zurück. Vielen Dank.
Pieeep.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung traf sie wie ein Eimer Eiswasser mitten ins Gesicht. »Dana, ich bin’s, Gary Templeton. Ich habe gerade das Ergebnis von Jacinda Holloways Autopsie erhalten. Sie werden es nicht glauben. Rufen Sie mich so schnell wie möglich zurück, okay?«
Hellwach und stocknüchtern von einem plötzlichen Adrenalinstoß riss Dana den Hörer von der Gabel und tippte hastig Templetons Nummer ein.
Er meldete sich beim dritten Läuten.
»Gary, ich bin’s, Dana. Was gibt’s?«
Templeton blies langsam den Atem aus. »Ich habe soeben Nachricht vom Coroner erhalten«, sagte er langsam. »Ich weiß nicht, wie ich es behutsam formulieren soll, also komme ich gleich zur Sache, okay? Offensichtlich wurde der Besenstiel dazu benutzt, kleine Plastikbuchstaben in Jacinda Holloways Uterus zu schieben. Sie kennen doch diese Buchstaben mit den Magneten auf der Rückseite? Mit denen man auf dem Kühlschrank Worte formen oder Sachen festheften kann?«
Dana sog scharf die Luft ein und griff nach dem Notizbuch auf ihrem Nachttisch. »Welche Buchstaben waren es?«
Templeton zählte sie rasch auf. »Ein N, ein L, ein G, ein B, zwei A und ein I.«
»Schon eine Idee, was sie bedeuten?«
»Nicht den blassesten Schimmer. Ich hab’s vor zehn Minuten vom Coroner erfahren und hatte noch keine Zeit, darüber nachzudenken. Aber ich schätze, sie ergeben ein Wort. Nur habe ich keine Ahnung, welches.«
»Diese Buchstaben, Gary … hatten sie alle die gleiche Farbe?«
Templeton schien überrascht von ihrer Frage. »Nein. Nein, nicht die gleiche Farbe. Sie waren alle unterschiedlich, jede Regenbogenfarbe war dabei. Zwei rote. Warum?«
»Kann ich noch nicht sagen.« Danas Verstand wurde allmählich klar. »Besorgen Sie so schnell wie möglich richterliche Anordnungen zur Obduktion der anderen vier
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