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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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diesem Jeremy Brown auch am Telefon reden –, aber sie musste das Risiko eingehen. Crawford hatte seine Gründe.
    Dana klappte ihr Handy auf und tippte die Nummer von American Airlines ein. Die Feds hatten zwar Zugriff auf eine vierzig Millionen Dollar teure Gulfstream V des Justizministeriums, doch die Maschine stand nicht in Cleveland. Deshalb mussten Dana und ihre Kollegen dienstliche Flüge meist auf eigene Kosten bei einer der regulären Airlines mit Regierungskontrakt buchen. Das Geld wurde ihnen später über die Spesenabrechnung zurückerstattet.
    »Ich reserviere mir ein Ticket«, sagte sie zu Crawford. »Ich bin heute Abend bei Ihnen.«
    10.
    In seinem Traum war Nathan wieder sieben Jahre alt.
    Es war das Jahr 1961 in West Virginia, und er und Jamie Hufford spielten in der stickigen, heißen Scheune ihrer Eltern mit Matchbox-Autos.
    Ihre Eltern trafen sich einmal im Monat zu Bibelstudien – »Gefährtenschaft« nannten sie es –, und die Kinder waren in dieser Stunde sich selbst überlassen. Spielsachen waren selbstverständlich nicht erlaubt – »Teufelszeug« nannten es die Eltern –, doch bei ihrem letzten Treffen hatten Nathan und Jamie eine Plastiktüte voller alter, rostiger Chevrolets, Jeeps und Pick-ups in dem kleinen Wäldchen am Rand des ländlichen Besitztums gefunden, wo sie unter einem Strauch gelegen hatte. Sie hatten die Tüte mit in die Scheune genommen, hatten sie versteckt und einen heiligen Eid geschworen, niemals einer lebenden menschlichen Seele von ihrer sündenvollen Entdeckung zu erzählen.  
    Die Temperatur in der Scheune konnte im August schon mal vierzig Grad Celsius übersteigen, so wie an diesem Tag, und der Schweiß rann den beiden Kindern beim Spielen nur so von den Gesichtern. Alte Farmgeräte und ein rostiger Tank zum Lagern von Heizöl standen im Innern des großen Gebäudes wie riesige Skelette auf einem Dinosaurierfriedhof.
    Staubige Sonnenstrahlen fielen durch die Schlitze im Dach der Scheune, als Nathan einen 57er Chevy rasend schnell um eine alte Werkzeugkiste aus Holz herummanövrierte. »Ihr kriegt mich nie, ihr Bullen!«, rief er. »Ich behalte das Geld aus der Bank. Es ist jetzt meins!«
    Jamie strich sich das verschwitzte blonde Haar aus dem Gesicht und jagte den Chevrolet mit einem kastenförmigen Polizeiauto, dessen linkes Hinterrad fehlte. Sie war ein dünnes Mädchen mit schlechten Zähnen, und ihr Sommerkleid war fadenscheinig und verdreckt. Wie üblich trug sie keine Schuhe an den schmutzigen Füßen. »Die Guten kriegen die Bösen am Ende immer!«, sagte sie kichernd. »Du kommst ins Gefängnis!«
    Das Polizeiauto holte den Chevy ein, also umrundete Nathan die Werkzeugkiste noch zweimal, bevor er den Overdrive aktivierte und aufsprang. Sein rechter Fuß rutschte auf etwas aus, das unter dem Heu verborgen lag.
    »Hab ich dich!«, kreischte Jamie und rammte zur Demonstration den Streifenwagen mit voller Wucht gegen den Chevy in Nathans Hand. »Jetzt kommst du ins Kittchen, mein Freund!«
    Nathan beachtete sie nicht und schob mit dem Fuß das Heu beiseite.
    Ein Streichholzheftchen.
    »Was ist das?« Jamie folgte seinem Blick.
    Nathan knirschte mit den Zähnen. Warum mussten Mädchen nur so unglaublich dämlich sein? »Was glaubst du denn, was das ist, du blöde Ziege?«
    Jamie runzelte die Stirn, und nach einem Moment begann ihre Unterlippe zu beben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Nenn mich nicht so, Nathan! Nenn mich nicht so, sonst verpetze ich dich!«
    Nathan spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Jesses, und empfindlich waren sie obendrein! Und was seine Eltern anging – bei ihnen verpetzt zu werden war ein schlimmeres Schicksal als der Tod. Also wechselte er hastig den Tonfall.
    »Nein, nein, das musst du nicht, Jamie«, sagte er. »Tut mir leid, ehrlich. Ich hab’s nicht so gemeint. Du bist keine blöde Ziege. Aber im Ernst, weißt du wirklich nicht, was das ist?«
    Das kleine Mädchen blickte ihn an und verdrehte die großen blauen Augen. » Natürlich weiß ich, was das ist, Dummkopf! Ein Streichholzheftchen. Wir sollten den Eltern lieber erzählen, was wir gefunden haben, sonst kriegen wir mächtigen Ärger.«
    Nathan stieß einen Seufzer aus. Wie kam es eigentlich, dass so ein Mädchen einem jeden Spaß verdarb? Dumm, empfindlich und noch einmal dumm, das waren Mädchen. Ganz egal, wie lange er lebte – er wusste, er würde Mädchen niemals verstehen. Es war fast, als wären sie von einem anderen Planeten.
    »Nein, wir

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