Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Leichen. Ich möchte vollständige Autopsien von jedem Opfer, Gary. Es ist mir egal, wie Sie das anstellen. Fordern Sie Gefälligkeiten ein, lassen Sie Beziehungen spielen, aber beschaffen Sie mir diese Autopsien.«
»Ist so gut wie erledigt.«
»Danke.« Dana beendete das Gespräch und wandte sich ihrem Notizbuch zu. Sie spielte mit den Buchstaben, arrangierte sie immer wieder um. Zehn Minuten später hatte sie lediglich zwei Kombinationen gefunden: »NAIL BAG« und »BAG IN L. A.«
Was bedeutete, dass sie nicht den geringsten Sinn ergaben.
Dana hatte der Versuchung widerstanden, den Anruf zu tätigen, seit sie nach Cleveland zurückgekommen war. Sie wollte beweisen, dass sie alleine zurechtkam, aber vielleicht war jetzt der Zeitpunkt gekommen, einen der hellsten Köpfe im FBI um Hilfe zu bitten.
Sie nahm erneut den Telefonhörer ab und wählte die Nummer von Crawford Bell in Washington. Sie brauchte dringend jede Hilfe, die sie kriegen konnte, bevor noch ein kleines Mädchen einen grausamen Tod starb. Crawford und Dana waren einmal ein gutes Team gewesen, ein verdammt gutes Team.
Er nahm nach dem fünften Läuten ab. »Bell am Apparat.«
Nach einer kurzen Begrüßung und ein paar Höflichkeitsfloskeln kam Dana zur Sache. Crawford war kein Freund von Belanglosigkeiten, und sie hatte nicht aus alter Freundschaft angerufen. Sie berichtete ihm, was Templeton ihr erzählt hatte.
»Die Buchstaben haben eine Bedeutung, sonst hätte der Killer sie nicht in den Körpern seiner Opfer zurückgelassen«, sagte Crawford. »Ich muss nachdenken.«
Dana hörte, wie er auf Papier kritzelte.
»Nichts«, gestand er nach ein paar Minuten. »Mein Verstand ist nicht mehr so scharf wie früher. Was meinen Sie denn, was die Buchstaben bedeuten?«
»Keine Ahnung«, räumte sie ein. »Ich habe sämtliche Kombinationen ausprobiert. Die einzigen beiden Möglichkeiten, die mir eingefallen sind, waren ›NAIL BAG‹ und ›BAG IN L. A.‹. Und was sagt uns das? Nichts.«
Crawford ächzte. »Heilige Scheiße. Das kann kein Zufall sein, Dana. Warten Sie einen Moment.«
Sie hörte ihn mit Papieren rascheln, als suchte er nach etwas Bestimmtem. Dann: »Ah, hier ist es. Hören Sie, Dana, Sie sollten so schnell wie möglich nach D. C. kommen«, sagte er überraschend.
Dana schüttelte den Kopf. Was redete er denn da? »Das geht auf keinen Fall, Crawford. Ich bin mitten in einem Fall, und ich habe so gut wie nichts, womit ich arbeiten könnte. Ich kann es mir nicht leisten, die Zeit mit einem Besuch in D. C. zu vertrödeln.«
»Ich weiß, aber es wäre einfacher, wenn wir den Fall von Angesicht zu Angesicht besprechen. Außerdem haben wir jemanden hier, den Sie unbedingt kennenlernen müssen.«
»Hören Sie, Crawford, ich habe nicht die Zeit …«
»Es ist wichtig, Dana!«, unterbrach er sie. »Sie sollten wirklich mit ihm reden.«
»Wer ist es denn?«, fragte sie zögernd.
»Jeremy Brown«, antwortete Crawford. »Er arbeitet normalerweise in L. A., aber er ist heute Morgen hergekommen, um meine Meinung zu einem Mord zu hören, der vergangene Nacht dort verübt wurde. Der Täter hat eine Plastiktüte am Tatort zurückgelassen. Es könnte eine Verbindung zwischen den Morden geben. Sehr wahrscheinlich sogar.«
Jetzt hatte Crawford ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Dana traute ihren Ohren kaum. »›NAIL BAG‹ und ›BAG IN L. A.‹«, sagte sie. »Er hat uns eine Botschaft hinterlassen. Es ist der gleiche Killer.«
»Genau das denke ich auch«, antwortete Crawford. »Also, wie sieht’s aus? Kommen Sie runter nach D. C., um sich mit Brown zu treffen?«
Dana zuckte erneut zusammen wegen der hämmernden Kopfschmerzen zwischen ihren Schläfen, die nicht allein Folge ihres Alkoholmissbrauchs waren. Sie überlegte kurz, während Crawford ungeduldig auf ihre Antwort wartete. Die Dinge waren auf einen Schlag sehr viel komplizierter geworden, doch konnte sie die Zeit erübrigen, um nach Washington zu fliegen? Templeton war ein fähiger Mann. Er kam auch ohne sie zurecht, zumindest eine Zeit lang. Diese Sache konnte sich zu einer entscheidenden Spur ausweiten oder in eine Sackgasse führen, und es gab nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden. Und wenn Crawford der Meinung war, dass sie kommen sollte, war es wahrscheinlich das Beste, sie kam seinem Wunsch nach. Er war kein Mann, der anderer Leute Zeit verschwendete, ganz zu schweigen von seiner eigenen. Es mochte wie eine merkwürdige Bitte klingen – schließlich konnte sie mit
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