Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Feuerwerk für ihn. Er ist sehr traurig, das kann ich dir sagen.«
»Das ist wirklich zu schade«, sagte James mitfühlend. »Verdammt unfair, dass er arbeiten muss, während alle anderen sich amüsieren. Was arbeitet er überhaupt, mein kleiner Liebling?«
»Er ist ein dreckiger Stricher«, antwortete Dana nuschelnd mit vollem Mund.
Schockiert starrte Sara ihre kleine Tochter an. » Was hast du da gesagt?«
»Mr. Sunday ist ein dreckiger Stricher und muss heute arbeiten«, antwortete Dana abwesend, während sie gespannt die kleine Treiberameise beobachtete, die sich zielstrebig quer über den Tisch in Richtung ihres Tellers bewegte.
James blickte seine Frau an und hob fragend die Augenbraue, bevor er sich an seine Tochter wandte. »Wo hast du dieses Wort her, Honey?«
»Aus dem Film, den du gestern Abend angesehen hast, Daddy. Der mit den ganzen dreckigen Strichern . Hast du schon vergessen?«
Sara bedachte ihren Mann mit einem Blick, der Wasser zu Eis hätte erstarren lassen. »Das reicht, James! Keine weiteren Spätfilme mehr im Fernsehen, bevor nicht dieses kleine Mädchen hier im Bett liegt und seit mindestens einer Stunde schläft. Hast du nie gehört, dass die kleinsten Gören die größten Ohren haben? Nun, jetzt weißt du es. Hier ist dein Beweis, mein Herr.«
»Aber Mommy!«, heulte Dana protestierend auf.
»Aber Mommy!«, echote James im gleichen Tonfall.
Sara hob eine Hand. »Seid still. Kommt mir ja nicht damit, ihr zwei. Das ist mein letztes Wort. Ich meine es ernst, James. Nur noch öffentliches Fernsehen, bis sie im Bett liegt und im Reich der Träume ist, hast du verstanden? Die einzigen Worte, die sie lernen sollte, sind die, die sie den Kindern in der Sesamstraße beibringen.«
Indem sie sich stirnrunzelnd an Dana wandte, fügte sie hinzu: »Und ich möchte dieses Wort nie wieder von dir hören, kleines Fräulein, verstanden? Niemals. Es ist ein böses Wort, und wenn ich es je wieder aus deinem Mund höre, bekommst du die Seife. Sie hat dir beim letzten Mal nicht sehr geschmeckt, erinnerst du dich?«
Dana verdrehte die Augen und nahm einen großen Schluck von ihrem Kool-Aid, bevor sie mit den rot gefärbten Lippen schnalzte. »Okay, Mommy. Ich hab verstanden. Beim ersten Mal.«
Sara musste sich zusammenreißen, um nicht lauthals loszulachen. Ihre Tochter war in mancher Hinsicht so unglaublich weit, dass sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, dass Dana noch nicht einmal fünf Jahre alt war. »Ich hab’s auch nur einmal gesagt, kleine Klugscheißerin.«
»Ich weiß, und ich hab’s auch gehört, als du’s gesagt hast.«
»Ist was dran an ihrer Logik«, versuchte James sich hilfreich einzumischen.
»Du hältst dich da raus, James.« Sara bedachte ihn mit einem weiteren eisigen Blick. »Halt dich da raus, oder du kannst das Dessert heute Abend als gestrichen betrachten, wenn du verstehst, was ich meine.«
James drehte sich mit einem Grinsen zu seiner Tochter um und hob hilflos die Hände, während er resignierend die Schultern zuckte. »Ist auch was dran an ihrer Logik, Honey«, sagte er. »Tut mir leid, meine Kleine, aber Mommy hat alle Trümpfe in der Hand. Dein Daddy ist nicht der schlaueste Bursche auf der Welt, aber er weiß verflixt genau, wann er geschlagen wurde. Von heute an gibt es abends nur noch normales Fernsehen.«
Bis sie fertig gegessen, den Tisch abgeräumt und die Reste in die Küche gebracht hatten, war die Sonne ganz untergegangen, und der mondlose Himmel war dunkel genug geworden, damit die Whitestones endlich mit den Feierlichkeiten beginnen konnten. Über der Stadt erblühte ein Feuerwerk zu den Klängen des Cleveland Orchestra.
Mit einer Aura von Feierlichkeit, die Sara und Dana zum Kichern brachte, schaltete James die Beleuchtung der hinteren Terrasse aus und entzündete mit einem billigen Einwegfeuerzeug eine Wunderkerze, die er anschließend feierlich seiner Tochter überreichte. Dann nahm er seine Frau an der Hand, und beide sahen zu, wie Dana ausgelassen durch den Garten tollte und mit der Funken sprühenden Wunderkerze Figuren in die Luft malte. Kleine Sterne stoben in sämtliche Richtungen und erhellten das strahlende Lachen ihres einzigen Kindes.
»Ich bin eine Märchenfee!«, rief Dana entzückt. »Und das hier ist mein Zauberstab!«
Sara lächelte, legte einen Arm um die Taille ihres Mannes und streichelte ihm den Rücken. »Weißt du was? Besser geht es nicht. Ich glaube, es sind Augenblicke wie dieser, für die wir all die Jahre
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