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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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und nahm sich einen Moment Zeit, um sein Spiegelbild in dem verdreckten, stumpfen Spiegel eingehend zu studieren. Er war ein außergewöhnlich gut aussehender Bursche, dessen war er sich durchaus bewusst. Groß gewachsen, fast eins neunzig, mit weißen Zähnen, unwiderstehlichen braunen Augen und einer Physis, die wie gemeißelt wirkte, Ergebnis zahlloser Stunden Krafttrainings in einem dunklen Kellerraum, der erfüllt war von seinem lauten Stöhnen und dem klirrenden Geräusch gegeneinanderschlagender schwerer Eisenscheiben, die ihm Gesellschaft leisteten. Zusammen mit dem rigorosen Lauftraining, das er seit seinen Tagen beim Militär mit religiösen Eifer aufrechterhielt, hatte es dazu geführt, dass er in der Form seines Lebens war. Und das war gut so. Er musste in Topform sein, wenn er seinen nächsten Job ohne Probleme bewältigen wollte.
    Rein zufällig war an diesem Tag sein siebenundfünfzigster Geburtstag, doch wenn die Leute raten sollten, schätzten sie ihn meistens sehr viel jünger. Erst wenige Abende zuvor hatte eine hübsche Studentin, die er an der Bar aufgerissen und später auf eine wilde Nummer mit zu sich ins Motel genommen hatte, ihm gesagt, dass er mindestens fünfzehn Jahre jünger aussah.
    Er hatte nicht das Bedürfnis verspürt, sie zu verbessern. Nein, als der Moschusgeruch nach Sex an ihren Körpern klebte wie eine zweite Haut, hatte es ihn viel stärker danach gelüstet, sie zu töten . Und nicht auf die sanfte Tour, o nein.
    Der frische Schweiß schimmerte noch auf ihrem flachen Bauch wie Lichtreflexe auf den Wellen eines sonnenbeschienenen Ozeans, und ihre harten rosigen Nippel standen stolz aufgerichtet auf ihren chirurgisch vergrößerten Brüsten – und alles, woran Nathan denken konnte, war, wie abgrundtief er die kleine Hure hasste.
    Wie die meisten Frauen, die er so intim kennengelernt hatte – und es waren Scharen von ihnen, kein Vertun, alter Falter  –, erinnerte ihn auch diese wasserstoffblonde Schlampe mit den falschen Titten an das Miststück, das ihm sein Leben gestohlen hatte. Allein wegen dieses ärgerlichen Details schrie jede Faser in ihm danach, seine kräftigen Hände um ihren hübschen kleinen Hals zu legen und zuzudrücken, mit aller Kraft, bis das Licht in ihren klaren blauen Augen für immer erlosch und sie mausetot war.
    Das war doch nicht zu viel verlangt, oder?
    So schwer es ihm auch gefallen war, dem überwältigenden Verlangen zu widerstehen – am nächsten Morgen war er dankbar gewesen, dass er die innere Stärke aufgebracht hatte, das Miststück am Leben zu lassen. Da draußen wartete viel wichtigere Arbeit auf ihn. Es wäre ein Zeichen der Schwäche gewesen und ein unverzeihlicher Mangel an Selbstdisziplin, hätte er seinen dunklen Begierden nachgegeben.
    Um sich auf die vor ihm liegenden Studien vorzubereiten, drehte er die Stereoanlage laut und duschte lang und ausgiebig, bevor er ein frisches weißes Hemd, eine makellos gebügelte Hose und eine modisch-dezente Seidenkrawatte anzog. Vervollständigt wurde seine Garderobe von einem leichten, perfekt sitzenden Armani-Mantel und einem siebenhundert Dollar teuren Paar Bruno Maglis  – der gleichen Marke, die OJ Simpson so berühmt gemacht und die er aus genau diesem Grund ausgewählt hatte. Simpson hatte nichts mit seiner heiligen Mission zu schaffen, die am Ende den Tod der gierigen kleinen Parasitin zur Folge haben würde, aber es gab schließlich kein Gesetz, das untersagte, sich auf dem Weg dorthin ein bisschen zu amüsieren. Abgesehen davon hatte Nathan einen kostspieligen Geschmack und genügend Geld, um seine Gelüste zu befriedigen, wann immer ihm danach war – auch wenn die finanzielle Sicherheit einen hohen Preis gekostet hatte.
    Weil er wusste, dass die teure Garderobe in dem billigen Motel auf gefährliche Weise fehl am Platz war, räumte er als Nächstes sein Zimmer und bezahlte die Rechnung am Empfang, bevor er sich zum Parkplatz begab.
    Drei Minuten später saß er hinter dem Steuer des exklusiven Mietwagens, der ein paar Stunden zuvor geliefert worden war – diesmal ein fast neuer roter Porsche Boxster –, und machte sich auf den Weg zur nächsten Zweigstelle der Los Angeles Public Library.
    Dort angekommen begab er sich in die Abteilung für Wahre Verbrechen im hinteren Bereich. Zielstrebig wählte er einen dicken Band aus einem leicht verstaubten Regal und suchte sich eine stille Ecke mit Ausblick auf den hellen, sonnenbeschienenen Garten, bevor er zufrieden seufzend das Buch

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