Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Blumen auf den Küchentisch, huschte durch die Dunkelheit zur offenen Schlafzimmertür, spähte hinein – und stieß erleichtert den Atem aus, als er sah, dass seine Frau und seine kleine Tochter aneinandergekuschelt im Bett lagen.
Sie schliefen tief und fest.
Nathan lächelte glückselig.
Er konnte dem Verlangen nicht widerstehen, das Licht einzuschalten, um einen besseren Blick auf die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben zu werfen.
39.
Dana hatte nur leichtes Gepäck – lediglich eine kleine Tasche –, daher musste sie nicht zur Gepäckausgabe. Stattdessen kämpfte sie sich durch das überfüllte Terminal und stellte sich draußen in der Schlange derer an, die auf ein Taxi warteten. Als Dana schließlich an die Reihe kam, stieg sie in eine alte Klapperkiste, die nach fünfzig Stangen kaltem Zigarettenrauch roch. Sie rümpfte die Nase, während sie dem Fahrer die Adresse ihrer Wohnung in Lakewood nannte, einem Vorort am westlichen Rand von Cleveland.
Eine halbe Stunde später hielt das Taxi am Straßenrand vor ihrem Wohnhaus. Dana kramte in ihrer Geldbörse nach einem Fünfziger, um den Fahrer zu bezahlen, bevor sie eilig ausstieg.
Sie blieb auf dem Bürgersteig stehen und atmete mehrere Male tief durch, während sie dem Taxi hinterherschaute, bevor sie zur Haustür ging, erleichtert, das stinkende Gefährt endlich los zu sein. Trotzdem fühlte ihr Hirn sich wie geronnenes Ei an, als sie in den Aufzug stieg und den Knopf für die dritte Etage des siebenstöckigen Gebäudes drückte. Tief im Innern wusste sie, dass sie sich eigentlich auf den Weg nach Chicago machen sollte, so schnell sie konnte – andererseits glaubte sie, dass sie selbst das Haus überprüfen sollte, aus dem der Anruf gekommen war. Das Haus ihrer Kindheit. Vielleicht stand es nicht an oberster Stelle der Aufgabenliste des Ermittlerteams, doch sie mussten jedem Hinweis, jeder möglichen Spur nachgehen. Und irgendetwas zog sie zu dem Haus. Zog sie zurück in die Vergangenheit.
Abgesehen davon hatte Brown die zuständigen Wachen in der Nähe sämtlicher großer Krankenhäuser Chicagos alarmiert und veranlasst, dass sie überwacht wurden. Dana war überzeugt, dass der Cleveland Slasher (wie sie ihn bei sich immer noch nannte, denn der erste Spitzname blieb meistens haften) als Nächstes in einem dieser Krankenhäuser zuschlagen würde, um seinen verrückten Plan weiter zu verfolgen, die Morde des Serienkillers Richard Speck nachzustellen.
Es war also keineswegs so, als würden sie gegen irgendwelche Vorschriften verstoßen. Außerdem hatte nicht einmal Crawford etwas zu ihrer geplanten Vorgehensweise gesagt. Stattdessen kam er nach Cleveland, um Dana bei den Ermittlungen zu helfen. Wäre er der Meinung gewesen, dass sie Hirngespinsten nachjagte, hätte er sich niemals auf den Weg gemacht.
Dana kämpfte gegen die Tränen. Was würde sie ohne Crawford anfangen? Er hatte sie zu der Ermittlerin gemacht, die sie heute war. Er hatte die nervöse, unsichere Anfängerin, die ihren Hintern nicht vom Ellbogen unterscheiden konnte, bei der Hand genommen und sie selbstlos zu einer der besten Agentinnen des FBI ausgebildet, zumindest nach Danas Personalakte in der FBI-Zentrale zu urteilen.
Natürlich sollte man die Hoffnung niemals aufgeben. Dana hatte über Fälle gelesen, bei denen angeblich unheilbare Krebserkrankungen auf spontane und unerklärliche Weise verschwanden. Sie betete im Stillen, dass ihr ehemaliger Partner einer dieser glücklichen Fälle werden würde. Das hatte er verdient nach allem, was er durchmachen musste. Der Verlust seiner Frau und seiner Tochter hatte ihn nicht zu einem hilflosen Wrack werden lassen, wie es bei vielen anderen Männern der Fall gewesen wäre. Stattdessen hatte er seine ganze Kraft darauf verwandt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – und das war viel mehr, als die meisten in seiner Situation von sich behaupten konnten.
Als die Lifttüren auseinanderglitten, trat Dana in den Flur hinaus und ging das kurze Stück zu ihrem Apartment, wobei sie aus Unachtsamkeit mit dem empfindlichen Glas der Armbanduhr ihrer Mutter an der Wand entlangschrammte.
Verdammt , fluchte sie sich hinein.
Sie gelangte an ihre Wohnungstür und atmete einmal tief durch, bevor sie sich umdrehte. Sie brauchte ein paar gute, altmodische Streicheleinheiten. Bei Gott, ja, die hatte sie nötig. Ihre Notizbücher konnte sie später immer noch holen.
Sie legte den Kopf an das kühle Holz der Tür auf der anderen Seite des
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