Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Flurs und klopfte. Fast im gleichen Moment sagte eine tiefe, melodische Männerstimme:
»Komm rein! Es ist offen!«
Dana drehte den Türknauf und trat ein. Dort saß Eric, in einem teuren Polstersessel mit hoher Rückenlehne, neben sich auf dem Tisch eine kalte Wurzelholzpfeife, eine abgegriffene Ausgabe von Goldens Die Geisha in der Hand. Oreo, der Kater, lag zusammengerollt vor ihm im Schoß und schnurrte zufrieden.
»Also wenn das nicht ein Bild von häuslicher Glückseligkeit ist, dann weiß ich es auch nicht«, sagte Dana, überwältigt von dem Anblick. »Es erinnert mich an ein Gemälde von Norman Rockwell. Oder an Norman Bates? Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was euch beide angeht.«
Eric lachte und erhob sich, als Dana sein schickes Apartment betrat. Überall standen geschmackvoll arrangierte Artdeco-Möbel, und an den Wänden hingen Originale in Öl, die die Skyline von Cleveland zeigten.
Eric setzte Oreo auf den Boden und machte einen Schritt in ihre Richtung, um sie zu umarmen. »Wurde aber auch Zeit, dass du nach Hause kommst. Wir haben dich vermisst.«
»Ich euch auch«, antwortete Dana und spürte einen Kloß im Hals. Sie erwiderte Erics Umarmung, bevor sie sich hinunterbeugte, um Oreo hinter den Ohren zu kraulen, während erneut die Tränen drohten. Der Kater rieb seinen dicken Körper an Danas Beinen und schnurrte wie ein Generator.
Eric bemerkte sofort, dass Dana innerlich aufgewühlt war. »Was ist los?«, fragte er leise. »Komm, setz dich. Ich mache uns einen Kaffee, und dann erzählst du mir in aller Ruhe, was dich bedrückt, okay?«
Er nahm sie bei den Schultern und führte sie zum Esstisch, bevor er in der Küche verschwand. Wenig später kam er mit zwei dampfenden Bechern zurück. »Hier. Und jetzt erzähl.«
Dana atmete tief durch und berichtete ihm über die jüngsten Ereignisse. Sie verschwieg Crawfords Diagnose und den geplanten Abstecher zum Haus ihrer Kindheit. Das hätte Eric nur noch mehr in Sorge versetzt.
Er runzelte die Stirn. »Also willst du heute noch weiter nach Chicago?«, fragte er ungläubig. »Muss das wirklich sein? Wann soll das alles jemals aufhören?«
»Wenn wir endlich diesen Irren geschnappt haben.«
Eric presste die Lippen aufeinander. Er hatte Danas Arbeit stets respektiert, selbst wenn es rau geworden war – doch das hinderte ihn nicht daran, sich zu sorgen. »Nun ja, ich nehme an, dass das ein triftiger Grund ist. Trotzdem. Du bereitest mir Kummer. Du bist nicht du selbst.«
Dana lächelte ihn an. »Ich bin nur ein bisschen von der Rolle. Ich habe eine Million Fragen und keine einzige Antwort.«
Eric verlagerte sein Gewicht im Sessel. »Und du glaubst wirklich, dass Crawford Bell dir dabei helfen wird, all deine Fragen zu beantworten? Ich weiß nicht, Dana, ich weiß nicht.« Eric hatte Crawford nie gemocht. Er war ihm nur einmal begegnet, auf einer Party, und sie hatten sich eine hitzige Debatte über das Gesundheitswesen geliefert, ausgerechnet. »Ich finde, er kommt ziemlich spät. Vielleicht zu spät, um noch etwas zu bewirken. Du hast mir eben erzählt, dass er dir immer noch kein Profil geliefert hat. Weißt du, irgendwas an dem Mann geht mir einfach gegen den Strich.«
Dana wischte seine Bedenken mit einer Handbewegung beiseite. »Und ich dachte, so etwas wäre bei dir gar nicht möglich. Dass ein anderer Mann dir gegen den Strich geht, meine ich.«
Eric lachte nicht über ihren schwachen Versuch, einen Witz zu machen. »Pass einfach nur auf deinen Hintern auf, wenn Bell in der Nähe ist, okay?«
Dana lachte. »Wenn du nicht so verdammt schwul wärst, würde ich dir diesen Job vielleicht überlassen, Rock Hudson.«
Endlich grinste auch Eric. »In einem anderen Leben, Dana. In einem anderen Leben.«
»Typisch für mich und mein Pech. Alle guten Kerle sind entweder vergeben oder andersherum.«
Eric lehnte sich im Sessel zurück. Er sah so satt und zufrieden aus wie der Kater, der den Kanarienvogel gefressen hat. Ein verschlagenes Grinsen spielte um seine vollen Lippen. »Oder beides, meine Liebe. Oder beides.«
Dana riss überrascht die Augen auf. »Du hast einen neuen Freund? Warum erzählst du mir das erst jetzt?«
»Du warst die ganze Zeit unterwegs. Abgesehen davon, bis jetzt kennen wir uns erst über den Computer. Aber es sieht vielversprechend aus.«
Dana erhob sich und wuschelte ihm durch die Haare. Die kurze Unterhaltung mit Eric hatte ihr gutgetan, genau wie sie es sich erhofft hatte. Sie bedauerte, dass sie nicht länger
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