Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
des Killers ihr im Nacken saß.
Zehn Sekunden später stand sie keuchend an ihrem Wagen. Allein hierherzukommen war eine schlechte Idee gewesen, eine sehr schlechte Idee.
Dana stieg ein, ließ den Wagen an und fuhr los, ohne einen Blick zurückzuwerfen, aus Angst, das Haus ihrer Kindheit könnte sie verspotten, so wie der Killer sie verspottet hatte. Sie war geradewegs in die emotionale Falle getappt, die er nur für sie errichtet hatte.
Zwanzig Minuten später war sie in ihrer Wohnung in Lakewood. Sie ging in die Küche, stellte die Flasche Jack Daniels auf den Küchentresen, schraubte den Verschluss ab, hob die Flasche an die Lippen und kippte den verbliebenen Rest in tiefen Schlucken hinunter. Dann ging sie geradewegs in ihr Schlafzimmer und ließ sich ins Bett fallen. Erschöpfung übermannte sie. Einen Moment später fielen ihr die Augen zu.
Sechs Stunden später schrak sie hoch und starrte auf den Wecker neben dem Bett.
»Mist!«, stieß sie hervor und sprang auf. Was war nur los mit ihr? Wie konnte sie ausgerechnet jetzt schlafen? Sie durfte ihren Flug nicht verpassen. Sie musste rechtzeitig in Chicago sein.
Dana stürzte ins Badezimmer und schlüpfte aus ihren Sachen, die sie achtlos auf dem Boden liegen ließ. Sie stieg in die Dusche, drehte das heiße Wasser ganz auf. Sie musste sich den Schmutz der Erinnerungen von der Haut und aus den Haaren waschen, musste den Geruch aus der Nase bekommen.
Ohne Vorwarnung rumorte und gurgelte es in ihrem Magen, und eine Sekunde später brach sich eine regenbogenfarbene Fontäne von Erbrochenem Bahn und spritzte gegen die Fliesen und auf ihre nackte Haut. Der Jack Daniels zusammen mit ihrer Erschöpfung und jeder Menge weiterem Mist, den sie mit sich herumschleppte.
Würgend, ohne dass noch mehr gekommen wäre, drehte Dana die Dusche ab, stolperte zum Waschbecken und putzte sich geschlagene fünf Minuten die Zähne. Anschließend gurgelte sie noch zwei Minuten, bevor sie ein sauberes weißes Handtuch benutzte, um den Beschlag vom Spiegel zu wischen. Mit zittrigen Beinen, die Hände auf das Waschbecken gestützt und immer noch von Übelkeit geschüttelt, starrte sie ihr Spiegelbild an.
»Du siehst beschissen aus«, sagte sie zu sich selbst. »Absolut grauenhaft.«
Rasch frottierte sie sich die Haare und schlüpfte in eine frische Jeans und einen übergroßen Rollkragenpulli, bevor sie die Glock mit dem Halfter umschnallte und erneut ihr Spiegelbild anschaute.
Schon besser.
Sie blickte auf die Uhr. Nur noch dreißig Minuten bis zum Abflug. Sie musste sich verdammt beeilen.
Hastig warf sie frische Garderobe, ihre Notizbücher und ein paar Toilettenartikel in eine zweite Reisetasche, bevor sie die Feuertreppe hinunter zum Parkplatz rannte. Keine Zeit, um auf den Lift zu warten. Eric und Kater Oreo mussten auf ihren Gutenachtkuss verzichten.
Unten auf dem Parkplatz betätigte sie die Funkfernbedienung ihres silbernen Protege und glitt hinter das Lenkrad, bevor sie den Motor anließ.
Fünf Minuten später war sie auf der Interstate 90 und auf dem Weg zum Hopkins International – ihr zweiter Flug an diesem Tag. Weitere zehn Minuten später eilte sie erneut durch das Terminalgebäude, in dem rege Betriebsamkeit herrschte. Während sie ihr Ticket bezahlte, kam der letzte Aufruf für ihren Flug.
Dana blickte auf die Uhr und atmete erleichtert auf. Sie hatte es geschafft. Es war verdammt knapp gewesen, aber es hatte gerade noch gereicht.
42.
Nathans Flug von Wichita nach Chicago verlief ereignislos. Er stillte seinen unersättlichen Appetit auf Mord und Totschlag mit Vincent Bugliosis Helter Skelter in einer eselsohrigen Taschenbuchausgabe, die er auf dem Knie balancierte. Die Deputies im Büro des Sedgwick County Sheriffs hatten ihn nicht aufhalten können. Er war ihnen mühelos ausgewichen, aber das war nicht weiter erstaunlich. Er hatte einen ganzen Tag gewartet, bevor er zum Flughafen gefahren war, und bei den Cops hatte sich längst Langeweile ausgebreitet, genau wie er es vorhergesehen hatte. Wie alle anderen Schritte, so hatte er auch diesen bis ins Detail geplant. Selbst wenn sein Phantombild aus Cleveland bis hierher gekommen wäre, hätte ihn auf diesem Bild niemand wiedererkannt.
Er lehnte sich in seinem First-Class-Sessel zurück und wünschte sich, er hätte sein Notizbuch mitgenommen, um darin zu lesen. Er hatte Dana Whitestones Karriere minutiös protokolliert, mithilfe gesammelter Zeitungsausschnitte und Fotos. Aber er war nicht so dumm, derart
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