Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
schien der gleiche zu sein.
Dana stieg aus dem Wagen, bevor sie Zeit finden konnte, ihre Meinung zu ändern, und stand vor dem Haus ihrer Kindheit. Das einstöckige Gebäude im Ranch-Stil war immer noch weiß gestrichen, mit schwarzen Läden vor den Fenstern. Ein Metallschild auf dem Rasen wies darauf hin, dass erst kürzlich eine Spezialfirma hier gewesen war, die Chemikalien einsetzte, um den Rasen grün zu halten. Obwohl es inzwischen Mitte November war, zeigte der Rasen tatsächlich noch ein sattes Grün – im Gegensatz zum Rasen des Nachbarn, der zu einem blassen, leblosen gelben Etwas verwelkt war.
Dana nahm ihren Mut zusammen und ging zur Haustür, bevor sie erneut auf die Uhr schaute. Scheiß auf den Durchsuchungsbefehl , sagte sie sich. Sie würde das Haus ohne richterliche Anordnung betreten. Falls es Ärger gab, würde sie es später mit Crawford regeln. Das war die geringste ihrer Sorgen.
Sie hebelte das Türschloss auf und betrat den Raum dahinter. Abgestandene Luft drang ihr in die Nase. Das Wohnzimmer war leer bis auf einen kleinen Tisch mit einem uralten Wählscheibentelefon darauf. Genau das gleiche Modell, das ihre Eltern gehabt hatten.
Dana sog heftig die Luft ein und blickte sich um. Ihr Verstand kehrte von einer Sekunde auf die andere zurück in das Jahr 1976. Sie konnte beinahe das Lachen ihrer Mutter hören, nachdem Dad ihr einen seiner albernen Witze erzählt hatte. Dana ging in die Küche, als ihr die Bleistiftlinien einfielen, die ihre Mutter im Laufe der Jahre an die Wand neben dem Kühlschrank gezeichnet hatte, um Danas zunehmende Körpergröße zu markieren. Die Striche waren längst mit vielen Schichten Farbe übermalt.
Heiße Tränen füllten ihre Augen, als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte. Den Flur hinunter auf der rechten Seite lag ihr altes Kinderzimmer. Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, als ein Telefon läutete.
Dana zuckte zusammen. Ihr Herz drohte auszusetzen. Entgeistert starrte sie auf den schwarzen Wählscheibenapparat auf dem Tisch.
Sekunden vergingen, ehe ihr bewusst wurde, dass das Läuten von ihrem Handy herrührte, das in der Tasche steckte. Sie kramte es hervor und klappte es auf. Crawfords Stimme erklang.
»Kleine Änderung im Plan, Dana«, kam er ohne Umschweife zur Sache. »Ich bin bereits in Cleveland, komme aber noch nicht nach West Park raus. Ich habe einen Termin bei Dr. Anthony Justice in der Cleveland Clinic bekommen, einem der besten Spezialisten für Hirntumoren. Ich musste eine Menge Fäden ziehen, um diesen Termin zu kriegen, und ich will ihn auf keinen Fall versäumen. Schaffen Sie es noch ein oder zwei Tage ohne mich?«
Dana schüttelte den Kopf, um die Benommenheit zu vertreiben, während die Geister aus ihrer Vergangenheit hämisch grinsend um sie herumtanzten. Ihre wunderschöne Mutter. Ihr gut aussehender Vater. Der sadistische Killer, der beide ermordet hatte.
»Natürlich«, antwortete sie, verzweifelt bemüht, ihre Stimme nüchtern klingen zu lassen. »Ich komme schon zurecht. Ich fliege in ein paar Stunden nach Chicago. Wir treffen uns dort, sobald Sie in Ohio fertig sind.«
»Wo sind Sie im Augenblick?«, wollte er wissen.
»Im Haus in West Park«, antwortete sie. »Ich konnte nicht warten.«
»Haben Sie etwas Interessantes gefunden?«
Dana starrte auf das Wählscheibentelefon und versuchte, die geisterhafte Erscheinung des Killers zu ignorieren, die sie angrinste. »Eigentlich nicht … nein.«
Offensichtlich hatte Crawford noch keine Verbindung zu Danas Vergangenheit hergestellt, und vielleicht war es besser, wenn er nicht nach West Park kam und in ihre Vergangenheit eindrang. Zugleich war sie erstaunt, dass er sich einen möglichen Schlüssel zur Lösung des Falles nicht mit eigenen Augen ansehen wollte.
Andererseits, Crawford war todkrank und wollte diesen Spezialisten aufsuchen. Dana konnte nachvollziehen, wie er sich fühlte. In seiner Situation hätte wohl jeder versucht, diesen Termin zu bekommen. Sie wunderte sich nur, dass er ihr nicht früher davon erzählt hatte.
Crawford hüstelte. »In Ordnung, Dana. Sobald ich die Untersuchung hinter mir habe, stehe ich Ihnen voll und ganz zur Verfügung.«
Kaum hatten sie ihr Gespräch beendet, breitete sich gespenstische Stille aus, die Dana beklemmend und bedrohlich erschien. Plötzlich standen ihr die Nackenhaare zu Berge, weil sie allein in diesem Haus war, allein inmitten der Gespenster. Sie musste raus.
Sofort .
Sie rannte durchs Wohnzimmer, während der Geist
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