Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Müllcontainer entdeckt. Wenn er die Wahrheit sagte und tatsächlich mitten in das Chaos der Einsatzeinheiten geplatzt war – was natürlich längst nicht erwiesen war –, konnte er zum letztmöglichen Zeitpunkt des Mordes noch gar nicht auf dem Campus gewesen sein.
Erst recht hätte er keine Zeit gefunden, die drei Schwesternschülerinnen zu töten. Und damit war es ebenso unwahrscheinlich, dass er hinter einem der anderen Morde steckte.
Dana bemühte sich, gleichmütig zu klingen, als sie Bollinger über den Tisch hinweg ansah. »Ich werde Ihnen jetzt eine sehr wichtige Frage stellen, Trent. Antworten Sie wahrheitsgemäß, und Sie helfen damit nicht nur mir, sondern auch sich selbst ein ganzes Stück weiter. Haben Sie verstanden?«
Er blickte sie aus flehenden Augen an. »Schießen Sie los.«
»Wie viel Benzin verbraucht Ihr Pick-up auf hundert Kilometer?«
»In der Stadt oder auf der Autobahn?«
51.
Dana klappte ihr Handy zu und kehrte in das Beobachtungszimmer zurück, wo Detective Konstantopolous die Vernehmung zwar beobachtet, jedoch nicht belauscht hatte.
Sie warf resigniert die Akte auf den Tisch. »Sie können ihn getrost laufen lassen«, sagte sie. »Er ist nicht unser Mann.«
Konstantopolous starrte sie an. »Meinen Sie nicht, wir sollten wenigstens bis zum Laborbericht über die Flecken auf seiner Kleidung warten, bevor wir ihn laufen lassen?«
Dana nickte. »Ja. Vermutlich müssen Sie das sowieso. Aber die Untersuchungen werden ergebnislos verlaufen.« Sie schob sich eine Strähne blonder Haare hinter das rechte Ohr. »Sicher, es wird sich herausstellen, dass die Flecken Blut sind, aber er hat die Wahrheit erzählt, CK. Es ist Schweineblut.«
Der Chicagoer Cop wollte sich nicht überzeugen lassen. Er hob eine massige Hand und zählte an den Fingern die Fakten ab.
»Woher wollen Sie das wissen? Sehen Sie, wir haben diesen Typen, der sich im Müllcontainer versteckt und voller Blut ist – ausgerechnet in der Nacht, in der die Morde passiert sind. Eines der Opfer ist seine Exfreundin. Er ist über dreitausend Kilometer gefahren, um sie zu sehen, und rein zufällig stirbt sie genau in der Nacht, in der er hier eintrifft. Ich weiß nicht, Dana, aber in meinen Ohren klingt das nach einem ziemlich begründeten Verdacht, auch wenn unsere einzigen Beweise bisher auf Indizien beruhen.«
Dana widersprach nicht. Es klang in der Tat nach einem sehr begründeten Verdacht. Dem Bezirksstaatsanwalt lief wahrscheinlich der Speichel über das Kinn angesichts der Vorstellung, einen so schlagzeilenträchtigen Fall vor Gericht zu bringen. Doch Dana verfügte über Informationen, die weder die Chicagoer Polizei noch der Staatsanwalt besaßen.
»Ich habe in der Zentrale von American Express angerufen und sie überredet, mir Einblick in gewisse Unterlagen zu gewähren«, erklärte sie. »Ich habe bis gerade eben mit einem der Regionalmanager telefoniert.«
»Was denn, machen Sie sich etwa Gedanken um Ihre Kreditlinie? Hat das nicht Zeit?«
Dana ignorierte die Bemerkung und klappte ihr Notizbuch auf. »Nach den Unterlagen von American Express hat ein gewisser Trent Matthew Bollinger heute Nacht um zweiundzwanzig Uhr dreißig in Lorain, Illinois, den Tank seines Pick-ups gefüllt, und zwar an der Marathon Station. Er hat mit seiner Kreditkarte bezahlt. Lorain liegt eine Stunde westlich von hier. Wenn der Bericht des Coroners, was den Todeszeitpunkt angeht, auch nur annähernd stimmt, kann Bollinger die Morde nicht begangen haben. Er war noch nicht da.«
»Sie brauchen eine richterliche Verfügung für diese Informationen, das wissen Sie. Ansonsten wird dieser Beweis vor Gericht nicht zugelassen.«
»Das weiß ich. Nur habe ich im Moment nicht die Zeit, auf die Mühlen des Gesetzes zu warten. Nicht, solange der Killer frei herumläuft und seinen nächsten Schritt plant.«
Der Chicagoer Cop schwieg eine Zeit lang, und Dana wurde plötzlich der großen runden Uhr gewahr, die laut tickend an der gegenüberliegenden Wand hing.
»Ich will verdammt sein«, sagte Konstantopolous schließlich, während sein sorgfältig zusammengezimmerter Fall sich in die dunkle Chicagoer Nachtluft auflöste. »Wer hätte das gedacht?«
Dana legte ihm die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, CK. Bollinger ist zwar ein Dreckskerl, aber kein Killer. Zumindest nicht der Killer, nach dem wir suchen.«
Konstantopolous winkte ab. »Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen. Sie haben mir wahrscheinlich einen ganzen Berg Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher