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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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einer Schaufel und einer Picke das Loch ausgehoben. Es war eine extrem langwierige Knochenarbeit gewesen – insbesondere im Winter, wenn der Boden gefroren war –, doch Nathan hatte wie ein Besessener geschuftet, unablässig, bis zum heutigen Tag.
    Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, das er dem Bild aus seiner Erinnerung nachempfunden hatte. Ein schlichtes Bett mit einer Tagesdecke, flankiert von zwei Nachttischchen. Winzige Kleidung hing in einem gemauerten Schrank in der nördlichen Wand. Ein kleiner Generator unter einem großen Holzkasten lieferte den Strom für ein Wonder-Woman-Nachtlicht neben einem gemütlichen blauen Bohnensack. An einer Magnettafel auf einem Dreibein stand sein Name in farbenfrohen Plastikbuchstaben.
    Nathan Stiedowe saß in seinem behaglichen Ledersessel unter der Erde, dreißig Kilometer von Cleveland entfernt, und nahm einen weiteren tiefen Zug an seiner Zigarre, während seine Gedanken langsam in die Vergangenheit drifteten.
    53.
    Es war wirklich erstaunlich, welche Menge an Informationen man mit einem einfachen Presseausweis erhalten konnte. Türen, die vor der Öffentlichkeit fester verschlossen waren als die von Fort Knox, öffneten sich für Journalisten wie von Zauberhand. Alle schienen eine Heidenangst vor schlechter Presse zu haben.
    Nach den Morden an seiner Frau und seiner Tochter hatte Nathan weniger als einen Monat benötigt, um seine Mutter aufzuspüren. Es war beinahe schon lächerlich einfach gewesen mit den Adoptionspapieren in der Hand. Zwanzig Minuten konzentrierten Wühlens in den säuberlich geordneten Akten hatten die gesuchten Informationen zutage gefördert.
    Seinen richtigen Namen.
    Den Namen seiner richtigen Mutter.
    Nathan hatte ganz allein zwischen den langen Reihen metallener Aktenregale gestanden, während staubige Sonnenstrahlen durch die schmutzigen Scheiben fielen, das dünne Blatt Papier in den zitternden Fingern, und hatte lange Zeit auf seine Geburtsurkunde gestarrt.
    Fünfzig Mäuse an einen Privatschnüffler hatten den Rest zutage gefördert. Die Anschrift seiner Mutter im Stadtteil West Park in Cleveland, weniger als zehn Minuten Fahrt von seiner derzeitigen Wohnung entfernt, und den kurzen Lebenslauf, aus dem hervorging, dass Sara Whitestone inzwischen Anwältin war – und eine äußerst erfolgreiche obendrein. Schön für sie . Seit sechs Jahren verheiratet mit einem Elektroingenieur, mit dem sie kürzlich eine Tochter bekommen hatte. Und diesmal hatte sie offensichtlich beschlossen, ihr Kind zu behalten.
    Das diebische kleine Miststück, das ihm sein Leben gestohlen hatte.
    Ursprünglich hatte Nathan gehofft, die Beziehung mit seiner Mutter im Guten wiederaufzunehmen. Vielleicht noch einmal ganz von vorne anzufangen. Doch als er sie beobachtet hatte, aus der Deckung einer Reihe ordentlich getrimmter Sträucher, wie sie den vierten Juli gefeiert hatten, hatte Nathan erkannt, dass er für seine Mutter genauso gut hätte tot sein können.
    Nach diesem Tag würde es keine Wiedervereinigung mehr geben.
    Nach diesem Tag würde es nichts mehr geben außer Rache.
    Zu schade für das verlotterte Miststück.
    54.
    Als Nathan sich daranmachte, ihre glückliche kleine Familie auszulöschen – das, was eigentlich seine glückliche kleine Familie hätte sein sollen –, zitterten seine Hände so heftig, dass er kaum imstande war, die Waffe zu halten. Diese Morde würden sein Leben für immer verändern.
    Es war schon beinahe lächerlich einfach gewesen, sich Zutritt zu ihrem Haus zu verschaffen. Nathan war geradewegs durch die unverschlossene Vordertür marschiert und hatte sich leise im Kleiderschrank des kleinen Mädchens versteckt, während es gemeinsam mit den Eltern im Garten den vierten Juli gefeiert hatte, ohne zu ahnen, wie wenig Zeit ihm und seinen Eltern noch auf Erden blieb.
    Ihre Mutter liebte seine kleine Schwester sehr, das war nicht zu übersehen. Nathans eigene elende Kindheit war völlig anders verlaufen. Statt der Umarmungen und Küsse und dem Lachen, das dieses Mädchen erlebte, hatte er nichts als Schläge, Misshandlungen und Folter erlitten. Ihr offensichtliches Glück mit ansehen zu müssen hatte die Krusten der kaum verheilten Narben seiner schmerzenden Wunden aufgerissen, und dafür würde die Schlampe, die seine Mutter war, jetzt bezahlen.
    Ganz besonders sie .
    Es war alles ganz einfach. Er würde seinen eigenen furchtbaren Schmerz auf ihre kleine glückliche Familie übertragen – die seine kleine glückliche

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