Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
Einmal sogar Cola. Sie wusste nicht, was Cola war, aber die anderen Kinder machten ein großes Aufhebens davon. Es schmeckt gut. Süß und dann wieder doch nicht süß. Immer waren Mütter in den Küchen oder im Garten, nie Großmütter, wie bei ihr. Und die Kinder konnten noch so frech sein, es gab trotzdem keine Ohrfeigen, und keines von ihnen musste in den Holzschuppen oder in die Besenkammer. Lillemor wünschte sich, dass ihre Mutter käme und hierbliebe. Mütter waren netter als Großmütter.
    Dann kam der Abend, an dem Lillemor mit ihrem Großvater auf der Bank saß. Es war Sommer, die Sonne stand tief über dem Horizont und schien einem mitten in die Augen. Ihr Großvater war den ganzen Tag fort gewesen, weil er im Nachbardorf einen Schafstall repariert hatte. Sie hatte nicht mitkommen dürfen. »Nicht alle mögen es, wenn kleine Kinder auf der Baustelle herumrennen«, hatte er gesagt, dabei rannte Lillemor nie herum, denn wenn sie hinfiel und sich dabei die Strumpfhosen zerriss, dann gab’s was mit dem Teppichklopfer.
    Lillemor lauschte atemlos seiner Stimme.
    »Zu der Zeit lebten die Götter in Angst vor einem Angriff der Riesen. Also beschlossen sie, einen Schutzwall um Asgard zu bauen. Ausgerechnet ein Riese erklärte sich bereit, das Bauwerk zu erstellen. Der Lohn dafür sollte Freyja sein. Die Götter willigten ein, ohne Thor zu fragen. Doch der Wall müsse innerhalb eines Winters fertig werden, sonst würde er gar keinen Lohn bekommen. Die Götter freuten sich bereits über den schlauen Handel, denn ein Winter war viel zu kurz, um mit einem so gewaltigen Bau«
    Er hielt inne, drückte eine Hand gegen seine Brust. Lillemor drängte, er solle weitererzählen.
    »Doch der Riese arbeitete Tag und Nacht und bekam Hilfe von seinem starken Hengst Swadilfari«
    Sein Oberkörper kam immer näher und lag auf einmal ganz schwer an ihrer Schuler. Sie kicherte und versuchte, ihn wegzuschieben, aber er war zu schwer.
    »Lass das. Erzähl weiter!«
    Als keine Reaktion kam, schlüpfte sie unter der Last hervor. Er kippte langsam zur Seite, die Augen waren starr auf sie gerichtet, ein Spuckefaden lief aus seinem Mund auf die Planken der Bank. Lillemor bekam Angst und rannte ins Haus.
    Danach war der Großvater eine ganze Weile weg, und als er zurückkehrte, saß er in einem Stuhl mit Griffen an der Lehne und Rädern. Er konnte nur noch eine Hand bewegen und nicht mehr reden. Nur noch komische, unheimliche Laute kamen aus seinem Mund, der merkwürdig schief hing. Die ganze Gestalt hing schief im Stuhl, und er roch nicht gut.
    Zwei Tage später kam Camilla. Sie weinte, als sie den Großvater sah, dann stritt sie mit Ulrika, schlimmer als sonst. Dieses Mal fuhr sie mit dem Bus zum Hafen und nahm Lillemor mit.

»Du wirst niemanden töten«, sagte Tinka. »Wir bieten ihm Geld an, viel Geld!«
    »Dem geht es nicht um Geld«, sagte Leander. »Sonst hätte er es verlangt.«
    »Selbst, wenn wir dadurch Lucie zurückbekämen und du würdest im Gefängnis landen? Was hättest du denn dann davon?«
    »Wie kannst du so was fragen?«
    »Spiel hier nicht den edlen Ritter, Leander!«
    »Ich spiele nicht und dieser Kerl spielt auch nicht, dem ist es verdammt ernst!« Leander war laut geworden, und nun brüllte auch Tinka.
    »Aber ich will das nicht! Nicht um diesen Preis!«
    Leander saß noch immer in seinem Chefsessel, Tinka mit halbem Hintern auf der Schreibtischplatte, zwischen ihnen lag die Schachtel mit der Pistole und der Munition. Keiner hatte gewagt, sie anzufassen.
    »Vielleicht willst du Lucie ja gar nicht zurück!«, sagte Leander.
    Tinka beugte sich vor, ihre Augen wurden schmal, als sie ihn anfuhr.
    »Natürlich. Ich bin eine miserable Mutter! Ja, sag es ruhig, sag es, sprich es endlich aus, das wird dir guttun. Ich bin ja schließlich auch schuld daran, dass Lucie entführt wurde. Aber zu behaupten, ich wolle sie nicht zurückhaben, das istdas ist« Ihre Stimme war übergeschnappt, und Leander griff nach ihrer Hand, mit der sie sich auf der Tischplatte abstützte, aber sie zog sie weg und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ja, er hatte sie kränken wollen, weil er nicht wusste, wohin mit seiner Verwirrung. Was war nur los mit ihnen? Eben hatten sie erfahren, dass ihr Kind womöglich noch am Leben war, und was taten sie? Brüllten sich an. Warfen sich Gemeinheiten an den Kopf. Seltsamerweise tat es irgendwie gut.
    Er sagte, es tue ihm leid, und Tinka sagte, sie wolle Lucie natürlich zurück, aber nicht so. Nicht,

Weitere Kostenlose Bücher