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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Katzen und dazu ein paar Journalisten und sogenannte Celebrities, kurz, ein Haufen Wichtigtuer und Selbstdarsteller. Launige Reden erzeugten künstliche Lacher, Fingerfood balancierte auf lackierten Krallen, es war ein Hochamt der Eitelkeiten und der Angeberei, kaum auszuhalten, und dazu gab es lauwarmen Chardonnay. Er war offenbar nicht der Einzige, der das so empfand. Sie hatten ein paar Mal Blickkontakt, und schließlich schlenderte sie zu ihm hin. Sie kannten sich vom Sehen. Flüsternd und kichernd lästerten sie wie zwei Teenager über die Anwesenden und das »Event«, und dann sagte Eva den magischen Satz: »Bring mich hier weg!«
    Wer weiß, wie der Abend geendet hätte, hätte sie gesagt: »Lass uns noch woanders was trinken.« Bring mich hier weg . Die kalkulierte Unterwerfung, die in diesen Worten lag, berauschte ihn.
    »Ja«, sagte er. Ja .
    Vor ihrer Wohnung angekommen, warteten sie genau so lange, bis die Lichter des Taxis in der kalten Dezembernacht verglommen, ehe sie sich küssten wie zwei Wahnsinnige.
    Kleines Glück .
    »Was hat denn das mit Recht zu tun?«, ereiferte sich Leander. »Es hatte auch niemand das Recht, uns Lucie wegzunehmen. Es hat auch keiner das Recht, uns jetzt damit zu erpressen!«
    »Wir müssen es versuchen.« Eine steile Falte der Entschlossenheit stand zwischen Tinkas Augen wie ein Ausrufezeichen.
    Leander streckte ihr sein Mobiltelefon hin, als wäre es eine Handgranate. »Hier! Frag deinen Vater, wie viel er in der Schweiz gebunkert hat, und mach dem Kerl ein Angebot.« Er klemmte sich die Schachtel mit der Pistole unter den Arm, im Flur griff er sich seine Jacke und die Autoschlüssel. Tinka stand in der Tür des Arbeitszimmers und sah zu, wie er in seine Schuhe schlüpfte.
    Sie fragte nicht, wohin er ging, und machte keinen Versuch, ihn zurückzuhalten.
    Eine Männerstimme rief »herein«, und Eva, die eigentlich gar keine Antwort auf ihr Klopfen erwartet hatte, zuckte kurz zusammen. Ein Arzt? Es war jedoch Dag Cederlund, der da am Bett seiner Mutter saß. Sie hatte ein großes Zimmer für sich allein. Es war in einem beruhigenden Hellgrün gestrichen und an der Wand hingen Aquarelle: verschneite Landschaften, eine Blumenwiese, ein Wald, das Meer.
    »Dag. Entschuldige, ich«
    »Komm rein«, sagte er.
    »Ich will nicht stören.«
    »Wobei denn?«
    Sie hatten sich zuletzt in der Redaktion gesehen, einige Tage vor dem Überfall auf Marta. Dag hatte sich mit Petter Hinnfors und den Chefs der verschiedenen Redaktionen getroffen, ein Kennenlern-Meeting sozusagen, und danach war er von Hinnfors durch die Redaktionsräume geführt worden. Dag und Eva hatten sich bei der Gelegenheit aber nur kurz zugenickt.
    Eva sah hinunter auf Marta, deren Körper sich in einem multifunktionalen Krankenbett verlor. Das Haar verschwand unter einem Kopfverband, ihr Mund stand leicht offen, die Augen wurden verdeckt von hauchdünnen Lidern. Ein Schlauch mit Nährlösung endete an ihrem Handgelenk, andere führten unter die Bettdecke. Ein Apparat mit einem Monitor zeichnete ihre Lebensfunktionen auf. Eva dachte daran, wie vor einem halben Jahr ihre Mutter dagelegen hatte, fast genauso, nur ohne den Kopfverband. Bevor man sie zum Sterben nach Hause geschickt hatte.
    »Wie geht es ihr?«
    Dag zuckte die Achseln. »Hirntrauma. Die Ärzte können oder wollen keine Prognose abgeben.«
    Eva nickte und schwieg. Was wollte man auch dazu sagen? Sie fragte sich, warum sie überhaupt hergekommen war. Vordergründig, weil man ihr per Telefon keine Auskunft über Martas Zustand hatte erteilen wollen, und, ja, in der geheimen Hoffnung, Marta wäre gerade heute wieder aufgewacht und würde munter in ihrem Bett sitzen und ihr alles sagen, was sie ihr hatte sagen wollen, ehe man sie niedergeschlagen hatte.
    »Nett von dir, dass du sie besuchst«, sagte Dag. »Hattet ihr Kontakt?«
    »Nein«, sagte sie, und ehe Dag sich darüber wundern konnte: »Und du?«
    »Wenig. Wir hatten uns einander gerade wieder ein bisschen angenähert, und jetzt« Er machte eine hilflose Bewegung mit den Armen. Er besaß den schmalen Mund seines Vaters und Martas graue Augen, nur fehlte seinem Blick die Härte. Eine Weile schwieg er und starrte auf den Monitor. Alles im grünen Bereich. Eva hatte sich einen Stuhl herangezogen und sich neben ihn gesetzt.
    »Wie war eigentlich mein Vater so als Chef?«, fragte Dag.
    »Er hatte nicht besonders viel Ahnung vom Tagesgeschäft und die alten Hasen unter den Redakteuren sind ihm auf der Nase

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