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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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dabei und ein gefaltetes Blatt Papier:
    Zur Übung. Weitere Anweisungen folgen.
    Selma leistete sich ein Taxi, um nach Lundby zu fahren. Sie musste ihre Mittagspause opfern, denn sie hatte vorerst keine Lust, Forsberg einzuweihen. Zurzeit war er damit beschäftigt, Oxana Bobrow zu vernehmen. Die Russin war bis zu ihrer Verhandlung aus der Abschiebehaft entlassen worden, damit sie sich um ihr Kind kümmern konnte. Aber heute Morgen hatte ihr Chef telefoniert und sich nach irgendeiner DNA aus dem Sommerhaus erkundigt. »Was, heute erst?«, hatte er gebrüllt und den Hörer aufgeknallt. Als Selma gefragt hatte, worum es ginge, hatte er sie angeschnauzt, dass er ihr beizeiten Bescheid sagen würde. Arschloch, hatte Selma gedacht und beschlossen: Wenn er seine Geheimnisse hat, dann kann ich auch meine haben. Zudem war die Wahrscheinlichkeit groß, dass das alles ins Leere laufen würde, und Selma konnte in dem Fall auf Forsbergs Spott gut verzichten.
    Aber es passte nicht. Die Daten passten nicht.
    Pernilla Nordin hatte am Sonntag von einem »Balg« gesprochen, den ein »Flittchen« ihrem Mann »angehängt« hatte – woraufhin sie die Scheidung eingereicht hätte. Selma hatte zunächst angenommen, dass es sich dabei um Greta Nordin handeln müsse und bei dem angehängten Kind um Gunnar Nordin. Doch Gunnar Nordin war laut Einwohnermeldeamt am 11. November 1975 als Gunnar Darpö zur Welt gekommen und hatte nach der Eheschließung im Dezember 75 den Namen Nordin erhalten. Die Ehe von Pernilla und Holger war vier Monate zuvor, im Juli 1975 geschieden worden. Da war Greta etwa im fünften Monat gewesen. Pernilla hatte von einem Vaterschaftstest gesprochen, der der Auslöser für das Einreichen der Scheidung gewesen war. Aber für einen Vaterschaftstest musste das Kind schon geboren sein. Demnach konnte das »Balg« unmöglich Gunnar Nordin sein. Es musste vor Greta eine Frau gegeben haben, die von Holger Nordin schwanger gewesen war und ein Kind geboren hatte, etwa ein Jahr davor, schätzte Selma, denn eine so teure Scheidung ging nicht von heute auf morgen über die Bühne.
    Sie zeigte ihren Dienstausweis an der Pforte des Altenheims und wartete, während die Pförtnerin Pernilla Nordin auf ihrem Zimmer anrief und sagte, die Polizei wolle sie sprechen. Das Mittagessen war wohl gerade vorbei, es roch nach Bolognese-Soße, und Selma knurrte prompt der Magen. Frau Nordin ließ ausrichten, sie käme herunter, es dauere einen Moment. Selma rauchte eine Zigarette, dann wartete sie. Nach einer Viertelstunde trat Pernilla aus dem Aufzug. Sie trug ihre Sonntagskleidung und ein süßliches Parfum, das den Geruch des Alters erst recht zum Vorschein brachte. Sie hatte Lippenstift aufgelegt und zu viel Pink auf den fahlen Wangen. Wen um alles in der Welt hatte sie erwartet?
    »Sie schon wieder«, seufzte sie enttäuscht.
    Sie setzten sich an denselben Tisch im Wintergarten, an dem Frau Nordin auch am Sonntag gesessen hatte.
    »Eigentlich halte ich um diese Zeit meinen Mittagsschlaf.«
    »Es dauert nicht lange. Ich habe nur noch eine Frage«
    »Macht nichts«, winkte sie ab. »Schlafen kann ich, wenn ich gestorben bin.«
    Offenbar war Pernilla Nordin heute in Plauderlaune. Kaum war der Name ihres Exmannes gefallen, plätscherte ihre Stimme in lauwarmem Grün durch den Raum: »Ich war es, die ihm durch die Heirat sämtliche Türen geöffnet hat. Vielmehr das Erbe meines Vaters. Er war ja ein Nichts! Sohn einer Lehrerin und eines Postbeamten. Er hatte nichts, außer seinem Charme. Und gut ausgesehen hat er, ja, das stimmt. Wissen Sie, für einen jungen Mann, der was erreichen will, gibt es nichts Reizvolleres, als ein Mädchen von oben. Ich bin prompt auf ihn reingefallen. Er hat sich ins gemachte Nest gesetzt, hat expandiert. Es waren gute Zeiten. Das Wachstum der schwedischen Industrie war in diesen Jahren das zweitgrößte der Welt, fast so groß wie das der Japaner. Er vergrößerte das Unternehmen, kaufte die Konkurrenz auf, gründete Tochterfirmen und bezog ein schickes Büro direkt am Hafen. Mein Vater war zu der Zeit schon todkrank und konnte sich um nichts mehr kümmern. Gut, ich muss zugeben, er hat sich nicht schlecht gemacht als Geschäftsmann.«
    »Frau Nordin«
    »Bei der Scheidung musste er mich auszahlen, und zwar ordentlich! Den Wert des Sägewerks und der Papierfabrik, die habe ja ich in die Ehe mitgebracht. Und den Zugewinn!« Sie gab einen krächzenden Laut von sich, irgendetwas zwischen Lachen und Husten. »Das hat ihm

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