Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
einer Frauenzeitschrift.
Dag saß gebeugt auf der Stuhlkante, knetete seine Hände und blickte dabei auf Martas Körper, der sich unter der Decke abzeichnete. Eva fragte sich, ob Dags Frau Mette wohl über ihre Schwiegermutter Bescheid wusste.
»Ich verstehe nicht, warum er sie nicht verlassen hat, ich verstehe es einfach nicht!«, stieß Dag hervor.
Den Schein aufrechterhalten, dachte Eva.
»Hast du mit ihr darüber gesprochen – ich meine, neulich?«
»Nein. Ich wollte mir damit Zeit lassen. Hätte ich gewusst«
Eva schwirrte der Kopf. Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
»Dag, ich muss dir was sagen. – Deine Mutter wollte etwas Wichtiges mit mir besprechen. Sie hat mich, kurz bevor sie überfallen wurde, angerufen, um sich mit mir zu treffen.«
»Wieso gerade mit dir?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es was mit deinem Vater zu tun hatte. Das sagte sie noch, mehr nicht.«
Dags Kiefer waren angespannt, er biss die Zähne zusammen.
»Hast du eine Ahnung, warum er sich erschossen hat?«, fragte Eva vorsichtig.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Meine Mutter auch nicht. Oder wenn, dann hat sie es mir nicht gesagt.«
Eva war drauf und dran ihn nach dem verschwundenen Laptop seines Vaters zu fragen, aber sie bremste sich gerade noch. Besser, wenn Dag nicht wusste, dass sie mit der Polizei Informationen austauschte.
Er sah sie an, schien zu überlegen, ob er ihr vertrauen konnte.
»Die Polizei sagt, das Sommerhaus wäre angeblich auch durchwühlt worden.«
»Hast du eine Idee, was der Täter gesucht haben könnte?«, fragte Eva.
»Ich weiß es noch nicht«, sagte Dag.
»Wie meinst du das – noch nicht?«
»So, wie ich es sage. Ich kann dir im Moment nicht mehr sagen«, wehrte er ab. Eva seufzte. Diese Familie machte sie noch verrückt. Was jetzt? Einen Schuss ins Blaue abgeben, ihn mit der Pädophilen-Theorie konfrontieren, die seit dem Besuch des Sommerhauses in ihrem Kopf herumgeisterte? Lieber nicht. Immerhin war Dag jetzt der Mann, dem die Zeitung gehörte, für die sie arbeitete. Sollte doch Forsberg diesen Part übernehmen, das war schließlich sein Job. Vielleicht fand er ja noch Beweise dafür. Sie, Eva, hatte offenbar Dags Vertrauen, sonst hätte er ihr nicht das Familiengeheimnis erzählt. Dieses Vertrauen durfte sie nicht durch zu viel Neugierde aufs Spiel setzen. Sie stand auf, sagte, sie müsse wieder in die Redaktion, was auch stimmte. Leif hatte schon etwas pikiert dreingeschaut, als sie sagte, sie mache heute etwas länger Mittagspause, und Sigrun hatte schwärmerisch die Augen verdreht und gefragt: »Triffst du dich mit deinem Süßen?« Der Einfachheit halber hatte Eva genickt.
»Es hat gutgetan, mal wieder mit dir zu reden«, sagte Dag.
»Ja«, sagte Eva und lächelte. Als sie schon an der Tür war, konnte sie nicht widerstehen und fragte: »Wirst du die Zeitung behalten?«
Dag nickte.
»Vorerst schon. Sie scheint sich ja gerade wieder einigermaßen berappelt zu haben. Aber ich werde mich nicht groß einmischen. Ich bin ein Controller, von Journalismus verstehe ich nichts. Zahlen sind ehrlich und berechenbar, Menschen nicht.«
»Darf ich dir auch etwas anvertrauen?«
»Sicher.«
»Die Frauenquote in den Führungsebenen der Zeitung ist extrem niedrig.«
»Tatsächlich?«, lächelte Dag. »Ich werde mich darum kümmern.«
»Wo warst du denn, es ist halb drei!«
»Ich musste mir ein Kleid für ein Beschneidungsfest besorgen, und das hat länger gedauert. Entschuldige bitte. Ich bleibe dafür heute Abend länger.«
Forsberg klappte der Kiefer weg.
»Es ist am Samstag. Willst du mitkommen?«
»Zumzum«
»Beschneidungsfest«, sagte Selma.
»Nein! Nein, danke. Ichich kann kein Blut sehen.«
»Ich dacht nur, wo du jetzt schon zum türkischen Friseur gehst.«
»Woher weißt du das? Steckt ihr alle unter einer Decke?«
»Ich hab’s gerochen. Die Rasierseife auf deinen zarten Wangen, gestern Abend«
»Schon gut! Nur, sag nächstes Mal Bescheid, ja?«
»Okay, Boss.« Selma grinste und malträtierte ihr Kaugummi, während Forsberg noch um Fassung rang. Beschneidungsfest. War der Vogel denn jetzt vollkommen übergeschnappt?
»Wie lief es mit Oxana Bobrow?«, fragte Selma nach einer Weile.
Forsberg grunzte.
»Erst hat sie alles abgestritten, die Prostitution und dass sie einen Zuhälter hat. Nachdem sie erfuhr, dass ihr Macker tot ist, hat sie erst einmal eine halbe Stunde rumgeheult und dann gesagt, er wäre doch ihr Zuhälter gewesen. Folglich wissen wir
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