Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
Vom Netzwerk:
geantwortet, „Aber sollte der Fall eintreten, ziehst du einfach zu Marit.“
    Verónica glaubte nicht, dass sie dergleichen jemals täte. Sollte sie auch nur den Hauch des Gefühls verspüren, zu einem Störfaktor für Inge zu werden, würde sie ganz schnell verschwinden. Und ganz sicher nicht nach nebenan zu ihrer Tochter ziehen. Doch für beide Frauen war die Ausweichmöglichkeit in Marits Gästezimmer ein Notausgang, der sich einfacher denken ließ als Kapitulation.
    In Gedanken versunken hätte Verónica beinahe die Haltestelle am Ernst-Reuter-Platz verpasst. Hals über Kopf stürzte sie mit ihren zwei Rollkoffern und der großen Umhängetasche in Richtung Ausstieg, froh, dass ein fettleibiger Tourist Mühe hatte, sich durch die geöffnete Tür zu zwängen. Sie stolperte mehr in die Stadt hinein, als dass sie in ihr ankam. Unvermittelt stand sie mit ihrem Gepäck in Berlin-Charlottenburg, und der Film hielt an. Gerade als sie nach einem Taxi Ausschau halten wollte, hielt ein Wagen neben ihr, der ihr mehr als bekannt vorkam, und eine vertraute Stimme fragte sie mit einem eigenartigen Unterton in der Stimme:
    „Bist du eine Fata Morgana oder gibt es etwas, das ich wissen sollte?“
    Schon in diesem Augenblick ahnte Verónica, dass es keine gute Idee gewesen war, Inge nicht in ihre Anreisepläne eingeweiht zu haben. Wenige Minuten später sollte sie in ihrer Befürchtung bestätigt werden. Die Kommissarin hatte ihren alten Golf in die nächste freie Parklücke manövriert, war ausgestiegen, lehnte an der Kühlerhaube und wartete.
    „Bevor du etwas sagst, überleg es dir gut. Ich hasse es, belogen zu werden.“
    „Ich belüge dich nie.“ Verónica schob ihre Sonnenbrille über die Stirn ins Haar. „Dürfte ich dich zur Begrüßung küssen?“
    Inge ging einen winzigen Schritt auf sie zu und ließ sich eher widerwillig umarmen.
    „Freust du dich nicht, mich zu sehen?“
    „Einen Tag früher als geplant, zufällig im Vorbeifahren? Ehrlich gesagt: nein.“
    Verónica holte tief Luft und atmete geräuschvoll aus.
    „Vielleicht kommt es dir kindisch vor, aber ich wollte alleine ankommen.“
    „Und das musst du mir verheimlichen?“
    Verónica grinste. „Sonst hätte es keinen Spaß gemacht.“
    „Oh, und nun habe ich dir den Spaß verdorben? Das tut mir leid. Ich kann einfach wieder fahren und wir tun so, als ob wir uns nicht begegnet wären.“ Inge wählte das falsche Register und sie wusste es genau.
    „Müssen wir jetzt streiten?“
    „Ich streite nicht.“
    Je länger sie vor Inges Auto standen, umso ärgerlicher wurde Verónica.
    „Wieso bist du jetzt sauer? Ich habe dir überhaupt nichts getan. Musst du alles auf dich beziehen? Ich hatte Lust auf einen Tag allein in Berlin, bevor ich zu dir komme. Das ist alles und mein gutes Recht.“
    „Du meinst, es geht mich gar nichts an?“
    „Wenn du es so drastisch formulieren willst: Ja, eigentlich geht es dich nichts an.“
    Inge Nowak biss die Zähne aufeinander und holte ihren Autoschlüssel wieder aus der Hosentasche.
    „Na, wenn das so ist, dann betrachte ich unsere Unterhaltung als beendet.“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich zur Fahrertür, schloss auf und setzte sich hinters Steuer. Entgegen ihrer Erwartung unternahm Verónica nichts dagegen, sondern blieb einfach nur neben ihren Koffern stehen. Die Frau, die sie liebte, auf die sie sich so sehr gefreut hatte, die Frau, mit der sie morgen ein neues Leben beginnen wollte, ließ sie einfach gehen! Inge Nowak spürte ein ungutes Ziehen im Unterbauch und atmete tief durch. Dann eben nicht. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel setzte sie zurück, bog in eine Seitenstraße ein und gab Gas.
    Verónica rührte sich nicht vom Fleck. Wartete eine geschlagene halbe Stunde. Doch Inge kam nicht wieder.
    „Auch schon da?“ Berger saß auf den steinernen Treppen vor der Kirche und hielt sich die flache Hand vor die Stirn, damit ihn die Sonne weniger blendete.
    Die Kommissarin warf ihm einen ihrer seltenen Lass-mich-besser-einfach-in-Ruhe-Blicke zu und ging an ihm vorbei zum Kirchenportal. Die große Holztür stand weit offen und führte durch zwei ebenfalls geöffnete Glastüren hinein in das Kircheninnere. Dort war eine Frau mittleren Alters gerade dabei, zwei Männer, die durch den Hintereingang Obst- und Gemüsekisten hereintrugen, zwischen den Bankreihen hindurchzulotsen Als sie Nowak und Berger erblickte, zeigte sie zu den bereits aufgebauten Tischen am Vordereingang und kam eilig

Weitere Kostenlose Bücher