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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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verstehen. Und wusste es doch besser.
    „Töten rettet nicht.“
    Langsam nahm er die Waffe zwischen die Füße und hob sie hoch, damit er sie mit den Händen zu fassen bekam. Zwischen seinen Fingern war sie auf Höhe seines Kinns und er führte den Lauf an die Schläfe.
    „Retten nicht“, sagte er, „aber erlösen vielleicht.“
    Es war das erste Mal, dass ich ihn hinauswarf.

Mittwochnachmittag
    Kriminaldirektor Helmut Frickel hatte die Angewohnheit, Termine mit Hauptkommissarin Nowak zu vergessen und danach zu behaupten, sie versuche ihn aus den Ermittlungen auszuschließen. Dementsprechend angespannt war er, als er urplötzlich in ihrem Büro aufgetaucht war, nachdem er am Vortag das Meeting verpasst hatte. Die Frage nach dem Stand im Mordfall der Charlottenburger Pfarrerin klang eher wie ein Vorwurf.
    „Es ist eine Zehlendorfer Pfarrerin“, berichtigte die Hauptkommissarin ihren Vorgesetzten, womit das Gespräch nicht ungünstiger hätte beginnen können.
    „Mich interessiert nicht, woher sie kommt, ich will wissen, wer sie auf dem Gewissen hat“, stellte er unfreundlich klar und tupfte sich die Stirn mit einem gebügelten Taschentuch.
    „Der Mann, der Ex, der Sohn“,, antwortete Inge Nowak, „sie alle haben möglicherweise ein Motiv.“ Die Leiterin der Mordkommission legte die Stirn in Falten. „Ob vielleicht auch der ein oder andere Arbeitslose, die Gemeindehelferin, ein Pfarrer aus Charlottenburg oder ein Bewohner des naheliegenden Altersheims in Frage kommen, prüfen wir noch.“
    Frickel kochte, nicht nur wegen der Hitze, und beschränkte sich, wie die Leiterin der Mordkommission gehofft hatte, darauf, einen Befehl zu geben und jedem weiteren Konflikt auszuweichen.
    „Morgen früh habe ich einen ausführlichen Bericht auf meinem Schreibtisch.“ Er wandte sich der Tür zu und drehte sich noch einmal um. „Um neun.“ Dann rauschte er davon.
    „Dass du immer so diplomatisch sein musst“, seufzte Berger, und Erkner fügte hinzu: „Schon klar, wer in den sauren Apfel beißen muss.“
    Ihre Chefin winkte ab. „Vergesst ihn. Den Bericht schreibe ich.“
    Erkner kniff die Augenbrauen zusammen. „Du?“
    „Ja, wieso nicht ich? Ich bin doch sowieso schon lange mal wieder dran.“
    Inge Nowak sah aus dem Fenster und wusste nur zu gut, weshalb ihr die Arbeit gerade gelegen kam.
    „Wo waren wir stehen geblieben?“, nahm Berger den Faden des vorangegangenen Gesprächs wieder auf.
    „ Hoch auf dem gelben Wagen “, antwortete Erkner. „Es scheint, als hätte die Pfarrerin großen Erfolg bei den Alten gehabt. Jedenfalls haben sie ganz begeistert von ihr erzählt.“
    „Und was ist mit Valeros Auftritt?“, fragte Berger.
    „Eine der Seniorinnen will gehört haben, dass sich die Mangold und der Valero über ein Baby gestritten haben.“
    „Frau Mangold und Herr Valero“, korrigierte ihn seine Chefin, die es nicht mochte, wenn man über Tote und Verdächtige herablassend redete.
    „Sorry“, entschuldigte sich Erkner. „Jedenfalls ist die alte Dame über achtzig, hat Alzheimer und konnte sich heute nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern, geschweige denn an eine Singstunde.“ Erkner grinste. „Sie dachte, ich wäre ihr Mann. Der ist aber 1943 in Stalingrad gefallen.“ Dann wurde er wieder ernst. „Allerdings hat Annegret Hagen in der Tat Spanischkenntnisse, sie war Fremdsprachensekretärin. Insofern könnte sie uns schon behilflich sein, wenn sie eins ihrer Erinnerungsfenster aufmacht. Das tut sie etwa zweimal am Tag für eine halbe Stunde, und dann kann sie sich so einiges aus jüngster Vergangenheit ins Gedächtnis rufen. Vor allem Männer, die ihr gefallen haben. Und nach Aussage ihrer Freundinnen hat Valero Eindruck bei ihr hinterlassen.“
    „Und nun setzt du dich das ganze Wochenende neben die Annegret und wartest, bis das Fenster aufgeht?“
    „Nein. Die Heimleiterin hat mir versprochen, dass sie mich sofort auf dem Handy anruft, sollte das der Fall sein, und sie bei Laune hält, bis ich komme.“ Erkner schaute seine Chefin verunsichert an. Wertete sie das etwa bereits als einen seiner Alleingänge?
    „Einsatz ist alles“, kommentierte Berger trocken und wechselte das Thema. „Also: Wer war’s?“
    „Hast du einen Favoriten?“
    „Mir gefällt der Chilene nicht. Erika Mangold hat ihm vor vielen Jahren eine Kränkung zugefügt und sein Lebensmodell zerstört. Wer weiß, was das für Konsequenzen für ihn hatte. Wir sollten uns seine Vergangenheit genauer anschauen.

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