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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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Verónica keine fünf Minuten laufen, bis sie vor dem Hoteleingang standen. Es war ein gelb angestrichenes Bauernhaus an der Ecke eines kopfsteingepflasterten Gässchens und einer verkehrsberuhigten Straße. In einem Innenhof standen ein paar Tische und Stühle mit Plastiktischdecken, an denen keine Menschenseele saß. Überhaupt schien das Dorf an dieser Stelle wie ausgestorben. Inge Nowak ließ sich erschöpft unter einem gelben Sonnenschirm nieder und streckte die Beine aus. „Falls du drinnen jemanden findest“, rief sie Verónica zu, „bestell mir sofort ein Alster.“
    „Sie meinen ein Radler?“, erklang eine nicht unfreundliche Stimme hinter ihr aus dem Fenster.
    „Ich meine ein Bier mit Zitronenlimo“, antwortete Nowak leicht ungehalten und ohne sich umzusehen, „wie auch immer man das hier nennen mag.“
    „Und Sie? Darf ich Ihnen auch etwas bringen?“ Die Frau am Fenster ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    „Das Gleiche, bitte. Und vielleicht die Zimmerschlüssel für Sánz, ich hatte gestern reserviert. Falls Sie auch für das Hotel zuständig sind.“
    „Ich bin hier für alles zuständig. Ich bin die Inhaberin des Goldenen Löwen.“ Damit verschwand sie.
    „Kein Wunder, so wie die brüllt“, flüsterte Inge.
    Verónica kicherte. „Sei friedlich, bis wir den Schlüssel haben, danach kannst du wegen mir Randale machen.“
    Als die Löwin nach einigen Minuten mit den Getränken auf einem Tablett wiederkam, sah sie bereits weniger angriffslustig aus. „Geht aufs Haus, statt Begrüßungsprosecco“, sagte sie, während sie die Gläser auf den Tisch stellte. Dann händigte sie Verónica einen Schlüssel mit schwerem Anhänger aus und deutete auf eine geöffnete Tür hinter ihr. „Treppe hoch, erster Stock, letztes Zimmer. Wir schließen um zehn Uhr abends ab, Sie haben aber einen Schlüssel. Frühstück unten im Gastraum“, sie deutete auf einen zweite geöffnete Tür auf der anderen Seite, „von sieben Uhr dreißig bis neun Uhr dreißig.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften: „Falls Sie sonst Hunger haben – unsere Küche hat mittags von zwölf bis zwei und abends von siebzehn bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet.“ Sie zwinkerte Inge Nowak beruhigend zu. „Ihr Alster oder wie auch immer Sie es nennen wollen, kriegen Sie durchgehend!“
    „Danke schön“, erwiderte Verónica schnell, bevor Inge auf die Spitze eingehen konnte, hob ihr Glas und prostete ihrer Freundin zu. Das bewegte die Löwin zum Rückzug. Nowak zündete zwei Zigaretten an, reichte Verónica eine davon und lehnte sich zurück. „Schön still hier. Großartige Idee, herzukommen. Selbst, wenn es sich als tote Spur herausstellt, hat es sich schon gelohnt.“
    Verónica grinste. „Wie gehen wir vor?“
    „Warst du nicht Sherlock Holmes?“
    „Dann schlage ich vor, Watson, wir schauen nach, ob die Eltern des damals verdächtigten Jungen noch leben.“
    „Einverstanden.“
    „Nach der Adresse können wir ja hier fragen.“
    „Nach der ganzen Angelegenheit auch.“
    „Wie meinst du das?“
    „Das ist mit Sicherheit ein Familienbetrieb, und das bedeutet, dass die Löwin hier geboren ist. Sie könnte damals in dem Alter gewesen sein, um sich an die Sache mit den toten Jungs zu erinnern.“
    „Stimmt.“ Verónica seufzte. „Übernimmst du das?“
    „Mit dem größten Vergnügen“, erwiderte sie und war bereits aufgestanden, als die Inhaberin gerade das Haus verlassen wollte.
    „Entschuldigung. Dürften wir Sie noch etwas fragen?“
    „Selbstverständlich.“
    „Sind Sie hier aufgewachsen?“
    „Sieht man das nicht?“, fragte sie amüsiert zurück.
    „Ich wüsste nicht, woran.“
    „Es heißt, wir hätten hier eine so gesunde Gesichtsfarbe, weil unsere Muttermilch aus dem Herzen von Rheinhessen kommt.“ Sie lachte, und nun wurde sie allmählich auch Inge Nowak sympathisch. „Vor Ihnen steht eine waschechte Unterlurcherin, Doris Riedel.“ Sie reichte ihr die Hand.
    „Inge Nowak, geboren in Münster. Ich bin Hauptkommissarin in Berlin und das ist meine Kollegin Inspectora Verónica Sanz aus Granada. „Erinnern Sie sich an den Tod zweier Jungen in den achtziger Jahren? Der eine wurde erschossen, der andere hat sich verbrannt.“
    Augenblicklich verfinsterte sich der Blick von Doris Riedel.
    „Natürlich. Daran erinnert sich hier in meiner Generation jeder. Udo Erdmann war sogar in meiner Klasse gewesen. Hannes Hoffmann nicht. Der war zwei Jahre älter und hatte schon Abitur gemacht. Obwohl er

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