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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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Häuser, wie Diana Erkner gleich zu Anfang beruhigte, nur zum Trainieren. Gregorys Ruf als erfahrener Spürhund, der nahezu jede Fährte aufnehmen konnte, war legendär. Seine glänzende Karriere im Dienst der Polizei wurde allerdings jäh beendet, als ein Amokläufer ihn mit einem Schwert schwer verletzte. Zwar war der Hund buchstäblich wieder auf die Beine gekommen, hatte jedoch an Zähigkeit und Ausdauer verloren. In der Hundestaffel kam man überein, Gregory in Frührente zu schicken und ihn in Dianas Hände zu geben. Fast täglich trainierte sie mit ihm weiter. Zum einen, weil er sich daran gewöhnen musste, von dem Polizeibeamten getrennt zu werden, der bis dahin vier Jahre lang mit ihm zusammengearbeitet hatte, zum anderen, weil sie davon überzeugt war, dass der Hund eines Tages seine alte Form wiederfinden würde. So war es für den Setter nichts Ungewöhnliches, dass Diana ihn an einem Spurenträger schnüffeln ließ und ihn aufforderte zu suchen.
    „Sollen wir Inge informieren?“, fragte Erkner seinen Kollegen Berger, der sich währenddessen umsah.
    „Worüber? Dass wir uns zu Deppen machen? Oder noch schlimmer: Dass wir ohne Durchsuchungsbefehl eine ganze Straße heimlich überprüfen?“ Er schüttelte den Kopf. „Lassen wir besser.“
    Gregorys Bellen und Dianas Winken verkündeten, dass der Hund bereit war. Sie kamen auf die beiden zugelaufen, der Hund zog aufgeregt an der Leine.
    „Hat er ihn schon?“, witzelte Berger.
    „Wo stand das Auto?“, entgegnete Diana lächelnd.
    „Ziemlich genau hier.“
    Sie umkreiste mit Gregory die Parklücke, in der nun ein anderer Wagen stand, doch der Hund schlug nicht an. Ein paar Mal schnüffelte er unter dem Auto herum, wendete sich dann aber wieder ab, drehte den Kopf nach oben, als suchte er die Fährte im Wind.
    „Such, Gregory, such“, befahl ihm Diana und ließ ihn zur Sicherheit noch einmal an dem Kapuzenpulli schnüffeln. Der Hund bellte und wich erneut ein paar Schritte zurück.
    „Scheint ihm nicht zu gefallen, wie der junge Mann riecht“, bemerkte Erkner enttäuscht. Im Geiste hatte er sich schon als Benjamin Mangolds Retter gesehen und das Lob seiner Chefin kassiert.
    Plötzlich bog ein Umzugswagen in die Sackgasse ein.
    „Was will der denn hier?“, murmelte Diana und zog den Hund zurück auf die andere Straßenseite.
    Berger und Erkner wichen auf die andere Seite aus und ließen den sperrigen Kleintransporter durch die schmale Schneise zwischen den links und rechts geparkten Wagen hindurchmanövrieren. Die weiß-blaue Plane mit der Aufschrift eines Autoverleihers versperrte ihnen die Sicht zu Diana, der kaputte Auspuff und der laute Motor waren ohrenbetäubend. So konnten die beiden Männer weder hören, wie der Hund plötzlich anschlug, noch beobachten, wie Gregory vor dem Eingang eines Wohnhauses wie ein Verrückter an der Leine und seine Begleiterin mit sich in den Hauseingang zog: Er hatte die Fährte von Benjamin Mangold aufgenommen.
    Estebán Valero saß mit dem Rücken an der Wand und versuchte, flach zu atmen. Vor zwei Stunden hatte er zum ersten Mal bemerkt, dass sich der Raum um ihn herum veränderte. Die sehr warme Luft, die mit der Lüftung bisher kontinuierlich umgewälzt und angereichert worden war, verwandelte sich zunehmend in ein stickiges und zugleich dünnes Gemisch aus Angst und zu wenig Sauerstoff. Es war eine Frage der Zeit – die Verzweiflung, das wusste er, würde ihn überfallen, wenn die Atemnot käme. Er hatte für diese Fälle trainiert, Estebán Valero war passionierter Taucher. Der Unterschied zu den Meerestiefen vor den Seychellen oder in Ägypten bestand allerdings darin, dass er im offenen Meer nicht allein war, sondern immer einen Begleiter hatte, mit dem er bei Sauerstoffproblemen kontrolliert auftauchen konnte. Und die Oberfläche war nicht gläsern, der Ausgang nach oben in aller Regel offen. Wenn Benjamin jedoch ernst machte, dann gab es für ihn keinen Ausweg mehr, dann stand ihm der sichere Tod bevor, er würde qualvoll ersticken.
    Das darfst du nicht denken, dachte er.
    Was soll ich denn sonst denken?
    Im Angesicht des Todes.
    Wie oft hatte er diesen Satz schon gelesen oder gehört, ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachzudenken, was er bedeutete? Immer war er davon ausgegangen, dass er, wenn die Zeit reif wäre, so schnell sterben würde, wie er lebte. Autounfall, Flugzeugabsturz, Genickbruch – kurz und schmerzlos. Er hatte für diesen Fall vorgesorgt, eine Versicherung abgeschlossen, die

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