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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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stellen. Ich könnte auch nicht beweisen, dass ich deshalb zweieinhalb Jahre inhaftiert war. Denn verfolgt hat mich der Teufel persönlich, und er hat mich immer wieder gefunden. Ihn zu erkennen war oft nicht leicht und nie so schwer wie an jenem Tag, an dem er gut verkleidet an meiner Tür klingelte.

Samstagnachmittag
    Das Elternhaus von Erika Mangold lag am Ende einer Straße, die aus dem alten Dorfkern hinausführte. Kurz davor hörte die Ortsverschönerung auf, das hübsch angeordnete Kopfsteinpflaster ging in grauen Asphalt über, die Häuser waren verwinkelt, eng und schief aneinandergebaut, aber sie brüsteten sich nicht mehr mit freigelegten Fachwerkbalken, standen nicht, wie die Gebäude weiter oben, unter Denkmalschutz. Hier gab es nichts zu schützen, schon das vom Rost stark angegriffene, ehemals grüne Hoftor, zeugte davon, dass sich dahinter nichts Sehenswertes verbarg.
    An der Mauer neben dem Eingang hing ein halb herausgerissenes Klingelschild, auf dem in verblichenen Buchstaben gerade noch inger zu lesen war, die Kabel lagen frei und Inge Nowak drückte erst gar nicht auf den Knopf, sondern gleich die Klinke des Tors herunter. Sie traten in einen kleinen Hof, der über und über mit alten Gegenständen vollgestellt war: kaputte Fernsehgeräte, beschädigte Möbel, zerfleddertes Plastikspielzeug, alte Fahrräder, weiter hinten, vor dem Eingang zu einer kleinen Scheune, die aussah, als müsste sie jeden Augenblick zusammenbrechen, ein Autowrack.
    „Pass auf!“, konnte Verónica gerade noch sagen, als auch schon ein riesiger schwarzer Schäferhund auf Inge Nowak zuschoss, direkt vor ihr zum Stehen kam und sie mit gefletschten Zähnen anbellte.
    „Hasso, aus!“, rief eine laute Stimme aus dem Haus, was den Hund weder beeindruckte noch davon abhielt, Inge weiter zu bedrängen. Erst als ein stämmiger Mann in den Hof kam, noch einmal brüllte: „Aus, hab ich gesagt!“ und dem Hund einen Tritt in die Seite versetzte, verzog er sich jaulend.
    „Was wollen Sie hier?“ Der Mann verströmte denselben Geruch, der über dem ganzen Anwesen zu liegen schien. Eine Mischung aus Schweiß, Dreck und Ranzigem, süßlich und so durchdringend, dass Inge einen kleinen Schritt nach hinten machte.
    „Vor allem einen freundlicheren Empfang.“ Sie zog Ihren Ausweis aus der Tasche und stellte klar, wer sie war. Sie mochte es nicht, wenn man sie erschreckte, und das Ambiente, das sie umgab, vermittelte ihr alles andere als Sicherheit. „Und wer sind Sie?“
    „Bodo Klinger.“
    „Verwandt mit Erika Klinger?“
    „Mein Schwesterchen?“ Er lachte laut auf. „Hat die was verbrochen? Das glaub ich jetzt nicht!“
    „Ihre Schwester wurde am vergangenen Montag erschossen.“
    Das Lachen gefror ihm im Gesicht. Er schien einen Moment zu brauchen, bis er die Information verarbeitet hatte. „Und jetzt denken Sie, ich war’s?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Weil ihr Bullen mir doch alles anhängen wollt! Aber das nicht!“ Und ehe es sich Inge Nowak versah, war Bodo Klinger in Richtung Scheune gespurtet, hatte eine Tür aufgerissen, die polternd wieder ins Schloss fiel, nachdem er, gefolgt von seinem Hund, dahinter verschwunden war.
    „Was ist denn hier los, verdammt noch mal?“, polterte eine andere männliche Stimme, älter und rauer als die erste, diesmal aus einem der Fenster im ersten Stock. Der Kopf, der dazu gehörte, wirkte nicht viel gepflegter als der von Bodo Klinger, aber doppelt so alt, wenngleich das faltige Gesicht hinter einer rot entstellten Nase und dunklen Bartstoppeln kaum zu erkennen war.
    „Nette Familie“, kommentierte Verónica mit einem Blick nach oben.
    „Polizei“, rief Inge Nowak ungewöhnlich aggressiv. „Kommen Sie runter oder wir rauf?“
    „Was wollen Sie?“
    „Die Fragen stelle ich hier. Soll ich Sie von meinen Kollegen mit aufs Präsidium nehmen lassen oder kommen Sie jetzt runter?“, wiederholte Nowak laut.
    Der Mann am Fenster brummelte etwas und verschwand.
    „Puh“, sagte Inge. „Ein Traum von Landleben.“
    In diesem Augenblick trat ein Schatten in die noch geöffnete Haustür und hielt sich am Türrahmen fest. Der Mann war schlicht und ergreifend ein Wrack und spiegelte in seiner ganzen Haltung Wut. Allerdings war unübersehbar, dass er sich selbst so zugerichtet haben musste, er war ganz offensichtlich Opfer dauerhaften Alkoholkonsums.
    Wieder wies sich Inge Nowak aus und fragte ohne Umschweife:
    „In welchem Verhältnis stehen Sie zu Erika Mangold?“
    Er

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