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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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antwortete nicht sofort, sein Gehirn arbeitete langsam.
    „Die Schlampe ist meine Jüngste.“ Die Artikulation seiner Worte kostete ihn Mühe, um das Gleichgewicht zu halten, trat er von einem Bein auf das andere.
    „Ihre Tochter Erika ist tot.“
    Als ob er nicht verstanden hätte, runzelte er die Stirn und verzog das Gesicht. „Wie, tot?“
    „Sie ist umgebracht worden, Herr Klinger.“
    „Ach, du Scheiße“, lallte er.
    Inge Nowak wandte sich wortlos ab und nahm Verónica am Arm. „Ich muss hier raus, sonst vergesse ich mich“, sagte sie leise und ließ den Vater von Erika Mangold ohne weitere Erklärung und ein Wort des Abschieds stehen.
    Gregory ließ sich kaum halten, und Erkner und Berger stürzten Diana hinterher, die, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, dem Spürhund zu folgen versuchte. Erst ganz oben, im fünften Stock direkt unter dem Dach, blieb Gregory stehen und bellte eine Wohnungstür an.
    Und jetzt?, schienen Erkners und Dianas Blicke zu fragen.
    Berger zog seine Pistole, bedeutete seinem Kollegen, dass er ihm Deckung geben, und Diana, dass sie sich mit dem Hund zurückziehen sollte. Dann drückte er auf die Klingel mit der Aufschrift Marco König.
    Als auch nach dem zweiten Mal nichts geschah und auch von drinnen nichts zu hören war, rief Berger laut und deutlich: „Aufmachen, Polizei!“
    Doch auch daraufhin passierte nichts.
    „Gehen wir rein?“, flüsterte Erkner.
    „Auf welcher Grundlage?“
    „Gefahr im Verzug.“
    Berger atmete tief durch. Der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Er hörte kurz in sich hinein, wägte das Risiko eines Disziplinarverfahrens dagegen ab, ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen, und entschied sich für Ersteres. Mit einer Plastikkarte, die er eigens für derlei Zwecke in seiner hinteren Hosentasche aufbewahrte, ließ er die Tür leise aufspringen und zog sich sofort danach wieder abwartend zurück. Nichts passierte. Doch als Berger die Tür mit der Fußspitze aufstoßen wollte, riss sich Gregory von Diana los und stürzte an ihm vorbei bellend das Treppenhaus hinunter.
    „Er muss da unten sein!“, rief sie und wollte dem Hund nachlaufen. Berger hielt sie mit dem ausgestreckten Arm davon ab und bedeutete ihr, auf die Treppe zum Dachboden in Deckung zu gehen.
    „Du gehst runter, ich geh rein!“, befahl er dann seinem Kollegen leise.
    Erkner nickte, und mit gezückten Waffen ging der eine langsam dem Hund hinterher und der andere betrat ebenso vorsichtig die Wohnung.
    Diana hatte sich unterdessen auf die letzte Treppenstufe gesetzt und spähte durch den Zwischenraum des geschwungenen Geländers nach unten. Sie konnte sehen, wie Gregory an einem jungen Mann hochsprang – ganz offensichtlich Ben Mangold.
    „Lieber Gott, lass ihn nicht bewaffnet sein!“, betete sie und sah den Hund schon zum zweiten Mal auf der Bahre liegen.
    Doch ehe der Angegriffene reagieren konnte, hatte Erkner ihn bereits im Visier: „Hände hoch! Und keine falsche Bewegung!“
    Statt die Hände hochzunehmen, hielt der Angesprochene ihm etwas hin: „Wir müssen ihn rauslassen“, keuchte er, „schnell!“ Der Hund schien ihm keine Angst zu machen und auch die Waffe nicht, mit der Erkner ihn in Schach hielt. „Schnell, er erstickt!“
    „Hände hoch, habe ich gesagt und lassen Sie fallen, was Sie in der Hand haben!“, forderte Erkner ihn wieder auf, nicht sicher, ob es sich bei den Worten des Jungen um ein Ablenkungsmanöver handelte. Und zu dem Hund, der sich gar nicht mehr beruhigen wollte: „Aus, Gregory, lass ihn, zurück.“
    Doch erst Dianas Stimme von oben und ein bestimmter Pfiff aus ihrer Pfeife konnten Gregory veranlassen, ein wenig von seinem erfolgreichen Fund zurückzuweichen.
    „Mann, ich hab Valero da oben eingesperrt und die Lüftung abgedreht. Bitte, Sie müssen ihn da rausholen, schnell, sonst ist es zu spät!“
    In diesem Augenblick hörten sie einen Schuss.
    Unbeweglich stand Erkner da, zielte auf Ben Mangold, und in seinem Kopf spielte sich der schlimmste aller Filme ab: Da oben lag sein Kollege Wolf, erschossen von einem flüchtenden Mörder, und er konnte nichts tun, weil er nicht einmal wusste, ob der Junge ein Komplize war und ihn nur ablenkte, ob nicht gleich ein zweiter Schuss fiele, der Diana träfe und schließlich ein letzter, der ihm gälte. Nervös drehte er sich zur Seite, um einen kurzen Blick nach oben zu werfen, konnte aber nichts erkennen.
    Plötzlich öffnete sich eine Tür hinter ihm und eine Frauenstimme rief ärgerlich:

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