Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
intuitives Profil, das den Täter als Extremsportler charakterisierte. Am Tag des Salzkammergut-Marathons wurden daher alle Campingplätze rund um den Attersee überwacht und der Mörder schließlich enttarnt. Braun erhielt eine Belobigung von höchster Stelle und das Angebot, in der EUROPOL-Zentrale in Brüssel eine internationale Einsatztruppe zu leiten. Er lehnte dieses verlockende Jobangebot mit dem Hinweis auf seine Familie in Linz ab. Das war ein Fehler gewesen, wie sich später herausstellte.
Mit Anfang vierzig war er bereits Chefinspektor der Mordkommission. Mit dieser Beförderung nahm das Unheil seinen Lauf, denn sein Beruf rückte immer stärker in den Mittelpunkt seines Lebens.
*
Für Slobodan Petrovic begann der Tag zwei Stunden später mit einem täglichen Ritual. In seinem spartanisch eingerichteten Apartment an der Peripherie von Linz füllte er sofort nach dem Aufstehen einen Aluminiumtopf mit einer Mixtur aus Leber und Fisch und stellte diesen auf den Küchenboden. Liebevoll beobachtete er seine schneeweiße Angorakatze, die vor Vergnügen schnurrend den Inhalt der Schüssel verspeiste. Ihr langes buschiges Fell glänzte in der Morgensonne, welche durch das Küchenfenster Lichtkegel auf den Fliesenboden warf.
Dann setzte er sich wie jeden Morgen an den Küchentisch, öffnete die Schublade und legte das elegante schwarze Lederfutteral auf den Tisch. Einen Augenblick hielt er konzentriert inne, fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand, ehe er wie jeden Tag mit dem Training begann. Er öffnete die Schachtel, strich, ohne hinzusehen, über die elegante Form der 9-mm-Glock-Spezial. Mit einem schnellen Griff ließ er das Magazin herausschnappen, betätigte mit dem Daumen den Arretierungshebel, zog Lauf, Abzug, Bolzen und Feder heraus und breitete die Bestandteile der Pistole auf einem dunkelblauen Samttuch aus.
Mit dem Daumen drückte er die Stopptaste seiner Uhr und begann, den Blick wieder auf die Wand gerichtet, die Einzelteile zusammenzusetzen, ließ das Magazin einschnappen, entsicherte die Waffe und drückte den Abzug. Ein metallenes Klacken ertönte und parallel dazu drückte er erneut auf die Stopptaste.
Fünfzehn Sekunden benötigte er, um die Glock aus harmlosen Einzelteilen in eine tödliche Waffe zu verwandeln, abzudrücken und eine Zielperson damit vom Leben in den Tod zu befördern. Slobodan Petrovic war zufrieden mit sich, in all den Jahren hatte er nichts verlernt.
Nach zwei pechschwarzen Espressi als Frühstück wählte er verschiedene Nummern auf seinem Handy, vereinbarte Zeiten und Orte und lehnte sich zurück. Mit einem eleganten Satz sprang die Katze auf seinen Schoß und rollte sich träge zusammen. Während seine Finger durch das seidige Fell glitten, schaute er in die aufgehende Sonne.
2. Linz/Prag: Der erste Tag
Tony Braun war schlechter Laune. Das Laufen hatte nicht die gewünschte Entspannung gebracht, im Gegenteil. Ständig musste er an seinen Sohn Jimmy denken. Ist eigentlich noch Schule oder sind schon Ferien, fragte er sich, als er mit dem Lift in sein Büro fuhr. Natürlich war Mitte Juni noch Unterricht und der Urlaub mit seinem Sohn musste noch warten.
Auf dem Bildschirm seines Computers klebte unübersehbar eine Notiz: Kommissar Hajek in Prag anrufen!
Wer zum Teufel ist Hajek, dachte er und strich sich den modischen Kinnbart. Entfernt erinnerte er sich dann an seinen tschechischen Kollegen Pavel Hajek aus dem EUROPOL-Team. Als er die angegebene Nummer gewählt hatte, hob Hajek sofort ab.
„Danke für deinen Rückruf, Chefinspektor. Es freut mich, wieder einmal von dir zu hören. Von jenem Mann, der die Babyface-Operation zum Erfolg geführt hat, das wissen wir ja seit unserer EUROPOL-Zeit“, nuschelte Hajek bewundernd mit einem starken Akzent, um dann sofort auf sein eigentliches Anliegen zu kommen.
„Ich bearbeite einen bizarren Mordfall hier in Prag, bei dem es mit ziemlicher Sicherheit eine Verbindung nach Österreich, genauer gesagt nach Linz, gibt!“
Hajek machte eine bedeutungsvolle Pause und bei Braun stellte sich plötzlich ein vertrautes Gefühl ein. Er spürte es deutlich, dieses Kribbeln im Bauch, das unmissverständliche Signale an sein Gehirn funkte – dieser Mord war etwas anderes als die Fälle, die er sonst bearbeitete.
„Kennst du das Unternehmen Royal International?“, fragte Hajek.
„Natürlich, die Kollegen von der Drogenfahndung und vom Glücksspiel beißen sich daran die Zähne aus. Im Zentrum dieser
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