Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
wir uns doch so gegen acht vor dem Stardust. Ein neues Restaurant mit tollem Ausblick auf die Donau und über Linz. Ich darf die Tischreservierung übernehmen?“
„Gerne. Dann also bis heute Abend.“ Schnell legte sie den Hörer auf und dachte über das kurze Gespräch nach. Sie hatte einfach keine Begabung für lockeren und leichten Smalltalk, der an der Oberfläche dahinplätscherte.
Diese Leichtigkeit war ihr im Lauf der Zeit abhanden gekommen und sie wusste genau, wann. Als sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hatte, legte sich ein grauer Schleier über die Leichtigkeit ihres Seins.
Dann erinnerte sie sich wieder daran, dass sie Tony Braun wegen des Protokolls im Polizeipräsidium anrufen sollte, sie erreichte aber bloß einen gelangweilten Pförtner, der ihr mitteilte, dass dieser sein Büro bereits verlassen hatte.
Als sie sich wieder den trockenen Zahlen widmen wollte, klopfte es an der Glastür der Recreation Zone.
„Hallo, Anna! Störe ich?“, fragte ein ziemlich mitgenommen aussehender Tony Braun, dessen Bierfahne bis zu ihrem Schreibtisch herüberwehte. Der Mann kann Gedanken lesen!, fuhr es Anna durch den Kopf, gerade wollte ich ihn anrufen und dann steht er auch schon vor mir. Ohne auf eine Antwort zu warten, fläzte sich Braun in den abgeschabten Designsessel vor ihrem Schreibtisch, streckte seine Beine mit den unmöglichen Springerstiefeln aus und strich sich durch seine Haare.
„Scheißtag heute!“, schnaufte er und blickte sie abwartend an.
„Bist du hergekommen, um mir die Laune zu verderben, Tony Braun?“, fragte sie genervt und tat so, als würde sie die stinklangweiligen Zahlen auf ihrem Bildschirm interessant finden.
„Es geht um das Protokoll. Du weißt doch, deine Aussage über den Tod von Yurika Mekas! Deswegen bin ich hier“, sagte er und rieb sich seine geröteten Augen.
„Ach so, ich dachte schon, du kommst wegen mir“, rutschte es ihr heraus und am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen.
„Natürlich freue ich mich, dich zu sehen! Ist doch klar“, sagte Braun einsilbig, runzelte verwirrt die Stirn und schwieg. Der Mann ist auch kein Experte im Smalltalk, ging es Anna durch ihren Kopf.
„Du kannst einfach hier draufreden“. Braun deutete auf sein Handy, das er mit aktivierter Aufnahmefunktion auf ihren Schreibtisch gelegt hatte. Anna erzählte von den letzten Stunden, die sie gemeinsam mit Yurika Mekas verbracht hatte, und während sie redete, wurden ihre Augen ganz nass. Alles war plötzlich wieder so gegenwärtig: Yurikas Zusammenbruch auf der Toilette, ihre flackerten Augen, als sie Anna um Geld anflehte. Die arme Yurika, früher eine leuchtende Flamme, dann ein immer schwächeres Irrlicht, das jetzt so traurig erloschen war.
Ihre gute Laune war wie weggeblasen, erst recht als Braun von seinem Besuch in der Gerichtsmedizin erzählte und davon, dass er ein Bild vom Gesicht der toten Yurika als Bildschirmschoner in seinem Büro hatte.
„Gruber, mein Assistent, war entsetzt, weil ich einem dieser widerlichen Kriminellen, die Mädchen wie Yurika Mekas auf dem Gewissen haben, die Nase gebrochen habe!“, entrüstete er sich und schimpfte weiter: „Faselt da etwas von Menschenrechten, der Idiot!“
„Hör mal, Tony Braun, ich bin nicht dein Psychiater“, unterbrach Anna seinen Redefluss. „Du hast eine Bierfahne, triefst vor Selbstmitleid und verdirbst mir die Laune! Warum machst du das?“ Sie gab ihrer Stimme bewusst einen genervten Unterton, obwohl sie ihm nicht böse war. Im Grunde hatte sie Mitleid mit seiner Situation: Buchtete er einen Verbrecher ein, stand der Nächste schon in der Warteschlange. Das war sicher frustrierend. Trotzdem war es nicht ihr Problem.
„Ich muss manchmal darüber reden, weil ich sonst durchdrehe. Überall nur Brutalität, Hass und Aggression. Menschen, die sinnlos ermordet werden. Ich will aufräumen mit diesen Verbrechern, die junge Mädchen mit harten Drogen vollpumpen, um sie dann in einem Hinterhof elend verrecken zu lassen! Aber am liebsten bringe ich diese aalglatten Typen im Hintergrund zur Strecke, Typen, die mit Politikern und Wirtschaftsbossen in die Kamera lächeln, in Wirklichkeit aber die Drahtzieher sind! Deswegen mache ich das, weil ich nicht anders kann!“ Braun zuckte hilflos mit den Schultern. Er zögerte, bevor er weiterredete. „Und ich habe einfach das Gefühl, dass du mich verstehst, wenigstens missverstehst!“
„Das war’s!“, entschied er plötzlich, sprang auf, steckte sein
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