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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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Augen zu Knut hoch. Ehe jemand eingreifen konnte, schnappte sich Knut
den Barhocker, holte aus und zertrümmerte das Sitzmöbel auf Ulis Schädel. Der
Mann verdrehte die Augen und kippte stöhnend nach vorn auf sein Gesicht. Dann
blieb er regungslos liegen.
    All das ereignete sich innerhalb weniger Sekunden. Am schnellsten
reagierte der Wirt. »Festhalten«, brüllte er den anderen Gästen zu. »Ich rufe
die Polizei und einen Krankenwagen.«
    Nur seiner besonnenen Reaktion war es zu verdanken, dass sich die
drei Borussenfans nicht auf Knut stürzten, um ihren Kumpel zu rächen.
    Knut, der nach seinem Gewaltausbruch wieder völlig ruhig erschien,
wurde von zwei kräftigen Männern gegriffen und auf einen Stuhl gedrückt. Dort
hielten sie ihn in Schach, bis die Polizei eintraf.
    Den Rest der Nacht verbrachte Knut in einer Zelle der Polizeiwache
Nord.
    Die Überprüfung seiner Personalien und der routinemäßige Blick
ins Vorstrafenregister ergab, dass Knuts Bewährung erst am Ende des Monats
ablaufen würde. Er wurde am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft
wegen Fluchtgefahr, der Schwere des Delikts und der zu erwartenden Strafe
anordnete. Bis zu seiner Gerichtsverhandlung einige
Monate später blieb Knut im Knast.
    Die Anklage lautete auf Totschlag, denn Uli war an den schweren
Kopfverletzungen noch in der Nacht gestorben. Da Knut gegenüber den
vernehmenden Polizeibeamten jede Aussage verweigert hatte und auch im Prozess
entgegen dem Rat seines Pflichtverteidigers eisern über seine Motive schwieg,
unterstellte das Gericht, dass er seine
Tat nicht bereute.
    Da er wegen eines ähnlichen Delikts bereits vorbestraft war, das
Gericht keinerlei mildernde Umstände entdecken konnte und die Tat für das Opfer
völlig überraschend gekommen war, verurteilte ihn die Strafkammer im Januar
1993 nach Erwachsenenstrafrecht wegen Totschlags in einem schweren Fall zu
einer Strafe von zehn Jahren und drei Monaten. Die ausstehende Reststrafe wurde
mit dem neuen Strafmaß verrechnet.
    Knut zeigte auch während der Urteilsverkündung nicht die geringste
Reaktion. Unmittelbar nach der Gerichtsverhandlung wurde er der Justizvollzugsanstalt
Bochum-Krümmede überstellt.

25
    Am späten Nachmittag klopfte es an der Tür seines Hotelzimmers.
Rainer stemmte sich aus dem Sessel hoch und öffnete. Vor ihm stand eine junge,
blonde Frau.
    »Entschuldigen Sie, dass ich störe. Ich bin Heike Harms, die
Schwester von Gerrit. Könnte ich Sie einen Moment sprechen?«
    Rainer war überrascht. Harms hatte nie eine Schwester erwähnt, vor
allem aber immer den Eindruck erweckt, dass nur er von Eschs Auftrag wusste.
    »Ja, natürlich. Bitte kommen Sie herein.«
    Rainer trat beiseite. Er schloss die Tür, räumte hastig das
verschwitzte Hemd und die dreckigen Socken, die er vor Kurzem achtlos auf den
Boden geworfen hatte, in den Kleiderschrank, schaltete das Fernsehgerät aus und
bot Heike Harms den Sessel an.
    Er selbst hockte sich auf die Bettkante.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mir die Wahrheit sagen. Warum sind Sie hier? Sie arbeiten doch für
meinen Bruder, oder?«
    Rainer wusste nicht, wie er reagieren sollte.
    Heike Harms bemerkte sein Zögern. »Natürlich. Sie sind zur Verschwiegenheit
verpflichtet. Das verstehe ich. Ich sollte Ihnen etwas erklären.« Die junge
Frau berichtete, dass sich ihr Bruder in den letzten zwei Wochen immer mehr
zurückgezogen und manchmal für Tage in seinem Büro eingeschlossen habe. Auch
die gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie verliefen meistens schweigend.
Gespräche mit seinen Angehörigen oder den Angestellten beschränkten sich auf
das Nötigste. Kurz: Gerrit Harms schien irgendetwas zu belasten.
    »Seit drei Tagen ist er nun verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Ja. Ein Bekannter hat ihn am Flugplatz gesehen. Er wollte nach
Norddeich. Das war am Sonntag. Seitdem fehlt jede Spur. Er hat sein Handy nicht
dabei, ist nicht bei seinen Freunden in Norden. Gerrit hat das Hotel verlassen,
ohne ein Wort zu sagen.«
    Kein Wunder, dass Esch seinen Auftraggeber nicht erreichen konnte.
    »Mir wurde zugetragen, dass er sich mit Ihnen getroffen hat. Da habe
ich Erkundigungen über Sie eingezogen und erfahren, dass Sie Anwalt sind und
angeblich für eine Versicherungsgesellschaft arbeiten. Aber Sie sind nicht auf
Juist, um die Höhe der Zahlungen an die Brandgeschädigten festzustellen, nicht
wahr?«
    »Wie kommen Sie darauf?«, wich Rainer einer Antwort aus.
    »Sie sprechen mit Juistern über

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