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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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aufgelaufenen Beträge als Entschädigung für Ihren jahrelangen
Heimaufenthalt bekommen. Durch Ihr persönliches Verschulden ist der Betrag
jedoch deutlich geringer geworden, als von meinem Mandanten beabsichtigt.
    Darüber hinaus soll ich Ihnen mitteilen,
dass jede Kontaktaufnahme Ihrerseits zu seiner Familie unerwünscht ist. Sollten
Sie sich nicht an diesen Wunsch halten, bin ich beauftragt, einen
entsprechenden Gerichtsbeschluss herbeizuführen.
    Mit freundlichen Grüßen.
    Knut starrte auf das Schreiben. Sein Mund war trocken und er
fühlte eine unbändige Wut in sich aufsteigen.

22
    Rainer kämpfte mit seinem Kater. Er entfernte den Keks von
seiner Backe und nahm zwei Aspirin. Trotzdem hörte das Pochen in seinem Kopf
nicht auf. Er duschte, zog sich an und schlurfte zum Frühstück, das er auf
einen trockenen Toast, etwas Obst und ein großes Glas Orangensaft beschränkte.
Dann beschloss er, seine Kopfschmerzen mit frischer Luft zu bekämpfen.
    Er marschierte Richtung Osten. Der Wind, der seine Haare zerzauste,
tat ihm gut. Nach einigen Kilometern Spaziergang an der Wasserkante fühlte er
sich einigermaßen wiederhergestellt.
    Der Anwalt überdachte seine Situation. Eigentlich hatte er, von
zwei, drei Gesprächen, einer Besichtigung und einem Besäufnis abgesehen, noch
nichts für das Geld getan, das in seinem Zimmertresor lagerte. Zwar war der
Brandstifter verhaftet worden, doch das konnte sich Rainer nun beim besten
Willen nicht auf seine Fahne heften. Harms jedoch schien seine faktische
Untätigkeit seltsamerweise nicht zu stören. Fast erweckte er den Eindruck, die
Erpresserbriefe wären ihm egal. Aber warum finanzierte er dann mit viel Geld
Rainers Quasiurlaub?
    Sein rechter Fuß wurde feucht. In Gedanken versunken hatte er nicht
bemerkt, dass der Priel, den er gerade durchqueren wollte, noch etwas zu viel
Wasser führte. Rainer zog seinen Fuß heraus, schüttelte den Kopf über seine
Schusseligkeit und suchte eine Furt, um seinen Weg fortsetzen zu können.
    Aus Osten näherte sich eine junge Frau mit einem Kind an der Hand.
Es war ein Junge, ungefähr im Alter seines Sohnes. Schlagartig fielen ihm seine
Versäumnisse ein. Er hatte Elke seit Tagen nicht angerufen. Hastig legte er
sich einige Entschuldigungen zurecht. Sie klangen alle nicht besonders
plausibel. Vielleicht wäre es am besten, bei der Wahrheit zu bleiben. Und die
lautete schlicht: Er hatte es einfach vergessen. Aber konnte er das Elke sagen?
    Er griff zum Handy und wählte die Büronummer. Martina Spremberg, die
ihre Kanzlei am Laufen hielt, meldete sich mit dem üblichen Spruch.
    »Ich bin es. Ist Elke zu sprechen?«
    »Hallo Rainer. Ja, sie ist da, hat aber nicht viel Zeit. Gerichtstermine.
Eines deiner Mandate.«
    »Stell mich bitte durch.«
    »Sofort. Und, Rainer …«
    »Ja?«
    »Sie hat nicht gerade gute Laune.«
    »Was ist los?«
    »Eigentlich nichts. Nur hat der Vater ihres Kindes nichts von sich
hören lassen. Was sie verständlicherweise nicht besonders toll findet. Ich
übrigens auch nicht«, setzte sie für Rainer überflüssigerweise hinzu.
    »Danke für die Warnung.«
    Für ein paar Sekunden dudelte eine Melodie vom Band, dann war Elke
am Apparat. »Ach, der liebende Gatte meldet sich«, begrüßte sie ihn. »Hättest
du nicht früher anrufen können? Der Kleine hat jeden Abend nach dir gefragt.«
    »Es ging wirklich nicht. Ich bin hier so gut wie immer unterwegs und
in wichtigen Gesprächen«, log er und ärgerte sich gleichzeitig über sich
selbst. Was war er doch für ein Feigling!
    »Unterwegs? Und in wichtigen Gesprächen? Verhandelst du etwa mit dem
Verfasser dieser Briefe? Lass ruhig die Ausreden. Ich glaube dir kein Wort. Du
hast uns vergessen, nicht wahr?«
    Als Rainer nicht sofort antwortete, stellte sie trocken fest: »Du
hast es tatsächlich vergessen. Mistkerl! Aber es ist trotzdem nett, deine
Stimme zu hören. Wie geht es dir?«
    »Prima. Und dir und Oskar?«
    »Es ist einiges zu tun. Überwiegend durch deine Sozialrechtsfälle.
Viel Arbeit für zu wenig Geld. Warum du dir diese Verfahren immer wieder antust,
verstehe ich jetzt noch viel weniger.«
    »Irgendjemand muss den armen Schweinen doch zu ihrem Recht verhelfen.«
    »Genau. Rainer Esch. Der Rächer der Erniedrigten. Überbleibsel aus
den wilden Jahren der Weltrevolution?«
    »Wenn du so willst, ja. Aber lass uns nicht schon wieder über das
leidige Thema streiten. Was macht denn nun mein Sohn?«
    »Vermisst seinen Vater. Er fragt ständig nach dir und so

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