Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
Vom Netzwerk:
langsam
fallen mir keine Entschuldigungen mehr dafür ein, dass du ihn nicht anrufst.«
    »Ich melde mich morgen, spätestens übermorgen. Bestimmt.«
    »Das wäre toll. Ich muss jetzt Schluss machen. Die Pflicht ruft.«
    »Elke, einen Moment noch. Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    Sie seufzte. »Solche Bitten von dir lösen in mir regelmäßig einen
Fluchtreflex aus. Aber gut. Um was geht es?«
    »Um meinen Auftraggeber.«
    »Harms?«
    »Genau. Kannst du mit einer Schufa-Auskunft bitte seine Bonität überprüfen?«
    »Warum das denn?«
    »Erzähl ich dir morgen. Das würde jetzt zu lange dauern.«
    »Okay. Mach ich. Bis dann.«
    »Danke, dann tschüss.«
    »Und vergiss bloß nicht anzurufen.« Sie legte auf.

23
    Der Unterschenkelknochen blieb das einzige Skelettteil,
weitere waren glücklicherweise nicht aufgetaucht. Also hatte er seinen Bericht
nach Aurich gefaxt, das Teil sorgfältig in eine Kiste verpackt und wie geplant
mit der Fähre nach Norddeich geschickt, wo seine dortigen Kollegen den Knochen
in Empfang genommen und ins Dezernat 51 des Landeskriminalamts Hannover
gebracht hatten. Er erwartete nicht, dass das
LKA ihm das Ergebnis der Untersuchungen mitteilte. Darum würde sich die
zuständige Kriminalpolizei kümmern.
    Er hatte gerade sein Mittagessen beendet, als Heike Harms vor seiner
Tür stand.
    »Könnte ich dich einen Moment sprechen?«, fragte sie.
    »Natürlich. Worum geht es denn?« Er ließ sie eintreten.
    »Gerrit ist verschwunden.«
    »Seit wann?«
    »Mutter meint, dass sie ihn am Sonntagmittag noch gesehen hat.«
    »Und du? Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Samstag.«
    Altehuus zog die Augenbrauen ein wenig hoch. Er hatte davon gehört,
dass in der Familie Harms die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander
nicht die besten sein sollten und ihr Heile-Welt-Getue nur Fassade war. An den
Gerüchten schien etwas dran zu sein. Denn dass Geschwistern, die gemeinsam
unter einem Dach lebten und arbeiteten, das Verschwinden des anderen erst Tage
später auffiel, war mehr als ungewöhnlich.
    »Ich habe gestern einige
Freunde von ihm hier auf Juist angerufen. Da ist er aber nicht. Nun machen wir
uns wirklich Sorgen.«
    »Vielleicht ist er aufs Festland gefahren? Um Lieferanten zu treffen.«
    »Ohne uns zu informieren? Nein.«
    Enno Altehuus griff zum Telefon. »Ich erkundige mich schnell bei der
Frisia und am Flugplatz. Wenn du einen Tee möchtest – du weißt ja, wo er
steht.«
    Drei Minuten später legte er auf. »Am Sonntag hatte Gernot Dienst am
Abfertigungsschalter am Flugplatz. Gerrit ist am Nachmittag nach Norddeich
geflogen. Er erinnert sich deshalb so genau, weil sie sich über das letzte
Heimspiel der Bremer gegen Freiburg unterhalten haben. Dein Bruder hat Gernot
von Geschäften erzählt, die er zu erledigen habe. Heinrich glaubt, sich zu
erinnern, dass Gerrit lediglich mit einer mittelgroßen, dunkelbraunen
Reisetasche unterwegs gewesen sei. Besitzt er eine solche Tasche?«
    Heike dachte einen Moment nach. »Ja. Aber da passt höchstens Bekleidung
und Wäsche für ein oder zwei Tage hinein. Er ist jetzt aber schon seit drei
oder vier Tagen fort.«
    »Hm. Vielleicht irrst du dich ja auch. Oder Gerrit hatte tatsächlich
nur eine kurze Reise geplant. Dann ist ihm etwas dazwischengekommen und er
musste noch ein paar Tage dranhängen.«
    »Ohne anzurufen? Wenigstens Mutter hätte er informiert. Da bin ich
mir sicher.«
    Altehuus kratzte sich am Kinn. »Soll ich eine Vermisstenanzeige
aufnehmen?«
    »Meinst du, das ist sinnvoll?«
    Der Polizist wusste, dass in vielen ähnlich gelagerten Fällen die
Vermissten einfach eine Auszeit genommen hatten und kurz darauf quietschvergnügt bei ihren Familien aufgetaucht waren.
Deshalb erwiderte er: »Warte noch bis Freitag. Wenn sich dein Bruder bis dann
nicht gemeldet hat, gehen wir den offiziellen Weg. Einverstanden?«
    Heike nickte.
    Als sie gegangen war, griff Altehuus zur Schnupftabakdose. Ganz so
gelassen, wie er Heike Harms gegenüber aufgetreten war, war er nicht. Schließlich kannte er das Gerede, dass es mit dem Sanddornhotel finanziell nicht zum Besten stehen sollte. Gerrit selbst hatte ihm gegenüber
einmal bei einem Bier unter vier Augen eine solche Andeutung gemacht. Wenn das
wirklich stimmte, konnte bei Gerrit eine Kurzschlussreaktion nicht
ausgeschlossen werden. Es war nicht gerade selten, dass jemand nur eben
Zigaretten holen wollte und nie wieder gesehen wurde. Manche Männer verfuhren
nach einem solchen Muster und nahmen

Weitere Kostenlose Bücher