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aus, und ihr habt den Gewinner. Langweilig. Aber gut, das schadet niemandem. Nur Melissa kann dabei natürlich nicht mitmachen. Melissa ist ja tot. Prima Mädchen, wirklich. Hell im Kopf wie eine Supernova. Wie soll eine Tote ihren Stimmzettel ausfüllen, falten und einstecken?«
Auf der Leinwand erschien ein Multiple-Choice-Fragebogen. Einzelne Antwortfelder waren angekreuzt, in manchen Kästchen standen Zahlen.
»Darf ich vorstellen? Melissa Stockdale. Gut, in Fleisch und Blut sah sie hübscher aus. Aber ausgewertet …« Kingfish scrollte den endlos erscheinenden Fragebogen herunter, bis am Fußende eine rot unterstrichene 100 erschien. »… ausgewertet sagt uns das, was sie am letzten Tag ihres Lebens wert gewesen ist: 100. 100 was? Äpfel, Euro, Liter, Kilo? Ihr werdet mir nicht glauben, aber die Variable hat noch keinen Namen. Vielleicht nennen wir sie Eod, wie das Kürzel für end of discussion ? Ich nenne sie jetzt einfach so. 100 Eod verkörpern Melissas Stimmgewicht am 17. August. Du dort hattest vielleicht 5,81 … und du, Klaudia Schneiderhahn, hattest 0,25, wegen deiner vier Abtreibungen. Ungerecht? Alle müssen die gleiche, volle, runde Stimme haben? Weil alle gleich sind?« Er schüttelte unwillig den Kopf. »Dann melden sich jetzt mal alle Frauen hier im Raum, die vier Abtreibungen in fünf Jahren hinter sich gebracht haben.«
Niemand regte sich.
»Das ist doch Unfug!«, rief ein männlicher Angestellter. »Als wenn ein einziges Faktum über den Wert eines Menschen entschiede.«
»Genau«, strahlte Kingfish. »Das hat Melissa auch gesagt, und deswegen genügt es nicht, nur den großen Staubsauger anzustellen und aus bestehenden Datenbanken zu holen, was man über dich, dich und dich erfahren kann! Das sind unzureichende Informationen. Wenn wir Eod bloß auf diese Weise konstruierten, sähen viele von euch ganz schön alt aus. Was, Klaudia Schneiderhahn? Dein Wahlrecht könntest du in die Tonne treten! Aber vielleicht hast du ja noch andere, verborgene Werte. Versündigen tun wir uns alle mal, gerade wir Männer: Saufen, Kiffen und Sex ohne schriftliche Einladung. Wenn es danach ginge, dürften die meisten von uns froh sein, überhaupt noch mit einer Zehntelstimme Demokratie spielen zu dürfen. Ich bin da keine Ausnahme, was denkt ihr? Aber Eod ist fair. Eod will das Maximum eures Stimmgewichts abbilden und besteht aus 36 hoch zwei Variablen, das sind 1296 Einzelwerte. Whow! Nur die Hälfte davon kann ich im Netz aufsaugen, weil ihr sie schon mal irgendwo abgeliefert habt. Den Rest müsst ihr mir freiwillig anvertrauen. Das hier ist die Schablone dafür. Ich schalte sie jetzt auf euren Computern frei.«
Im Raum Davidswache entstand ein Stimmengewirr: »Ich hasse Fragebögen.« – »Crazy!« – »Sieht endlos aus.« – »Kann man ja mal ausprobieren.« – »Leute, seht ihr das nicht, das ist eine Killerapplikation für Toggle!« – »Irgendwie muss ich erst mal darüber nachdenken.« – »Nichts kapiert, echt nichts kapiert.« – »Muss man den Bogen bei jeder Abstimmung neu ausfüllen?«
Kingfish blickte streng in die Runde: »Hey, das ist die Zukunft, da wird man doch wohl nicht über Unbequemlichkeiten rummäkeln! Habt ihr immer noch nicht kapiert: Gleiches Stimmrecht für alle ist scheiße! Keine Ahnung, wie die da oben jemals darauf gekommen sind, uns so was als gerecht zu verkaufen!« Er schüttelte den Kopf. »Nehmt mich: Ich bin jung, schlau und fleißig. Wieso soll meine Stimme genauso wenig wert sein wie die eines blöden Rentners, der nicht arbeitet, nur noch wenige Jahre zu leben hat, aber bei allen Zukunftsentscheidungen mitreden darf? Ist doch absurd! Nein, einer soll mehr entscheiden, der andere weniger.«
»Hatten wir schon mal«, erklang eine wütende Stimme aus dem Auditorium. »In jeder Diktatur!«
»Hatten wir nicht! Denn der Clou von Melissas Modell besteht darin, dass sich der Wert dauernd ändert. Genau wie sich das Leben ändert. Keine Chance für Diktatoren! Was gestern wichtig war, ist heute unwichtig. Ein Stimmenschwergewicht von heute wiegt morgen nur noch durchschnittlich viel. Allein weil wir altern, sinkt unser Gewicht. Man kann doch nicht über seinen Tod hinaus mitbestimmen wollen! Heute wählen, morgen tot sein, so geht unsere Demokratie. Und die Nachkommen müssen damit fertig werden. Echt ekelhaft!«
Der Saal schien noch nicht überzeugt zu sein. Einer der wenigen Toggle-Angestellten über vierzig räusperte sich: »Aber im Alter nimmt
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