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Titel: Toggle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Felix Weyh
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Stockdale.
    KillToggleCommand ({02121728}, {30101787})
    Kingfish kopierte die Zeile, kehrte erneut zum Backdooreingang von Toggle Democracy zurück und fügte den Codeschnipsel an verschiedenen Stellen in die vorliegende Programmausstülpung ein. Dazu benötigte er keine Legitimation, Melissa hatte diese Möglichkeit bewusst offen gelassen. Beim dritten Mal klappte es. Nachdem er die Return-Taste gedrückt hatte, öffnete sich eine bislang verschlossene Programmebene. Scheinbar endlos liefen Codezeilen den Bildschirm herunter. Kingfish folgte ihren Bewegungen mit flackernden Augen.
    Smart ass!
    Ein breites Grinsen ging über sein Gesicht. Jetzt sah er, welches Vermächtnis die Verstorbene hinterlassen hatte! Obwohl es ihm um die wunderschöne mathematische Komposition der Galiani-Formelleidtat, wusste er nun, wie er auch ohne Kryptochips einen digitalen Putschversuch vereiteln konnte.
    Allerdings brauchte er seine Verbündete dazu.
    Pia musterte die Runde von der Tür her: Dieselben Leute, die auf dem Podium im Tanzsaal gesessen hatten. Dazu der seltsame Russe, der nie ohne Sekretär und Leibwächter erschien.
    Hier war er allein.
    »Es ist doch völlig unerheblich, ob die beiden zu Zeugen werden oder nicht«, meinte Jewgenij Jacob Fünfgeld generös. »Die IAS wird nur noch wenige Minuten bestehen. Sie löst sich auf, sobald sie überflüssig geworden ist. Darin sind wir uns doch alle einig?«
    Obwohl er damit Joachim Sterzel das Wort entzogen hatte, kam vom Übergangenen kein Protest. Matt blitzte er seine Kusine aus den Augenwinkeln an.
    Der Oligarch wies Pia einen abgewetzten braunen Ledersessel in der einen Ecke des Raumes zu, Dijkerhoff einen ähnlichen Fauteuil in einer anderen. An den Tisch durfte der Starphilosoph nicht mehr zurück. Sein Ausflug auf Galianis Neutralitätsgefilde hatte ihn deklassiert.
    »Was soll das werden?«, höhnte Pia. »Eine spiritistische Sitzung?«
    »Wir beschwören keine Geister der Vergangenheit herauf, Pia«, wies Sterzel sie kraftlos zurecht, »wir erweisen dem digitalen Schatten unsere Reverenz.«
    »Ich dachte, du prangerst ihn an!«
    »Was man verurteilt, muss man verstehen. Und wenn man es verstanden hat, verurteilt man es nicht mehr.«
    »Keine Heucheleien, Sterzel«, schnarrte es aus Reimar Dijkerhoffs Ecke. »Ich habe mir Ihr Buch zu Gemüte geführt, Sie gebärden sich darin als wahrer Apokalyptiker des Informationszeitalters! Und das, während sie zugleich Platon Revisited vorantrieben! Was für eine Doppelbödigkeit! Hah!«
    Der Informatiker antwortete darauf nicht. Fünfgeld übernahm erneut das Wort: »Dürfte ich freundlicherweise erfahren, was sich hinter Platon Revisited verbirgt? Etwas anderes, als Galiani indieser Schrift«, er deutete auf den Tisch, »niedergelegt hat? Etwas, das über die Wertformel hinausgeht?«
    In seiner Stimme verbarg sich etwas Lauerndes.
    Joachim Sterzel räusperte sich: »Wir alle sind dem Geist der Politeia verpflichtet, so wie die Jesuiten den Geistlichen Übungen Ignatius von Loyolas. Für uns steht außer Zweifel, dass die Herrschaft der Klügsten die denkbar beste menschliche Organisationsform darstellt.«
    »Nicht herrschen zu wollen, sondern herrschen zu müssen«, rief Ranchin enthusiastisch, »ist das Signum gerechter Herrschaft! In der Demokratie herrschen die, die herrschen wollen. Das führt zu einer schädlichen Sozialauswahl. Uns zwingt die Natur dazu.«
    »Mich nicht!«, entfuhr es Pia.
    »Ich muss allerdings hinzufügen«, nahm ihr Vetter den Zwischenruf auf, »dass Platon selbst einen skeptischen Satz in seinen Text eingebaut hat. Vielleicht sei ein von den Klügsten regierter Staat nur im Himmel vorhanden.«
    »Nämlich als ein Beispiel für den, der ihn sehen will und danach sein eigenes Ich ordnet «, half ihm Reimar Dijkerhoff mit dem Originalzitat weiter. »Demnach wäre die Figur des Philosophenkönigs nichts als eine Metapher, eine bloß moralische Stärkung.«
    »Blödsinn!« Professor Helene Siebenhofer sprang auf. »Wir haben den Weg gefunden, die Herrschaft der Klügsten dauerhaft zu etablieren.« Sie deutete auf die beiden USB – Sticks. »Nicht wahr, Kollege Ranchin? Die kleine Stockdale hat den Supremacy – Faktor noch vor ihrem Tod einprogrammiert?«
    Der Angesprochene nickte.
    »Dann schalten Sie den Vorrang der Hochbegabten bei Toggle Democracy endlich frei, um ein für alle Mal die Rede vom metaphorischen Charakter platonischer Ideen zu widerlegen.«
    »Mit außerordentlichem Vergnügen«, versprach

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