Tohuwabohu
zunichte gemacht. Es sei Zeit, meinte er, zum Gegenangriff überzugehen. In der immer dunkler werdenden Dämmerung verließ Wachtmeister Els den Schutz des Bunkers und kroch, seinen Revolver in der Hand, leise auf seine Angreifer zu, deren polyphones Vorrücken alle leisen Geräusche übertönte, die er möglicherweise machte. Als Luitenant Verkramp und seine zwei Freiwilligen eine dreiviertel Meile bis zur Spitze des Hügels hinaufgekrochen waren, wünschte Verkramp sich im stillen, er wäre doch einfach mit dem Panzerwagen raufgefahren, vor allem aber begann er, den Sinn der ganzen Unternehmung anzuzweifeln. Es war bereits so dunkel, daß er zwar vielleicht den Busch nicht verfehlte, der ihnen so viel Kummer bereitete, daß er ihn aber eventuell einfach nicht mehr sah. Seine Hände waren zerkratzt und aufgerissen, und er war bis auf Spuckdistanz an zwei Puffottern und eine Kobra herangekommen, was zweifellos ein Kompliment für seine Tarnungskünste war, aber eins, ohne das er sehr gut leben konnte. Es war ihm nie so klar gewesen, welcher Wildreichtum in den Hecken Piemburgs hauste. Die Spinne, die ihn in die Nase gebissen hatte, als er sich aus ihrem Netz herauszuwinden versuchte, war so groß und bösartig, wie er es nie für möglich gehalten hatte, hätte er es nicht mit einem eigenen Auge gesehen, wobei ihm die Spinne das andere mit drei Füßen zudrückte, mit denen sie sich abstemmte, um sich festen Halt zu verschaffen, während sie ihm 50 ccm Gift ins linke Nasenloch spritzte. An diesem Punkt wäre er beinahe umgekehrt, denn das Gift verteilte sich so schnell und war dermaßen wirkungsvoll, daß er auch, nachdem die Riesenspinne so freundlich gewesen war, sich von seiner Netzhaut zu verabschieden, noch immer nichts sehen konnte. Auf dieser Seite seines Gesichts pochte es alarmierend, und seine Nebenhöhlen schienen mit irgendeiner ätzenden Flüssigkeit gefüllt zu sein. Und da ihm klar war, daß die Expedition mit einiger Eile weiterkommen mußte, ehe seine Atmungsorgane für immer die Arbeit einstellten, rückten Luitenant Verkramp und seine beiden Männer weiter krachend durch das feindselige Unterholz auf ihren Gegner zu. Wachtmeister Els, der nicht so hastig und weit unbemerkter vorwärtsrobbte, hatte inzwischen Sir Theophilus’ furchtbaren Verteidigungsgraben entdeckt und mit erheblicher Befriedigung dessen Wirkung auf die letzten Opfer wahrgenommen. Els streckte sich im Gras aus und überlegte sich, wie er den offenbar unersättlichen Appetit dieses Ergebnisses der Angst Sir Theophilus’ noch weiter befriedigen könne. Die Geräusche, die aus dem Unterholz zu ihm drangen, schienen zu besagen, daß seine Feinde bereits an irgendwelchem Gliederzucken litten. Zu dem Knacken der Zweige, das ihr Vorrücken begleitet hatte, trat jetzt ein gelegentliches Wimmern und etwas, das sich anhörte wie chronischer Katarrh. Wachtmeister Els wartete nicht länger. Er kroch, den mörderischen Graben meidend, lautlos weiter und bezog im Gras neben der Straße Stellung. Luitenant Verkramp, der in dem Gestrüpp verbissen vorwärtskrabbelte, erschien nichts seltsam oder ungewöhnlich. Seine Nase machte ihm Schwierigkeiten, das war zwar richtig, und das Spinnengift hatte sich beängstigend ausgebreitet, so daß mal seine Augen, mal seine Ohren Sperenzchen machten, aber wenn auch sein Inneres von Blitzen und einem seltsamen Trommelgetöse erfüllt war, außen wirkte alles ruhig und friedlich. Die Nacht war dunkel, aber droben schienen die Sterne, und die Lichter von Piemburg im Tal unter ihm tauchten den Himmel in orangerote Glut. Die Lichter von Jacaranda House blinzelten einladend durch den Park herüber. Grillen sangen, und fernes Verkehrsgemurmel kam von der Straße aus Vlockfontein sanft zu ihm herübergeweht. Nichts in der Welt bereitete Luitenant Verkramp auf den Schrecken vor, der plötzlich über ihn hereinbrechen sollte. Nicht daß ihn körperlich etwas erschreckt hätte. Es war viel schlimmer. Es war fast etwas Unwirkliches an dem Schrei, der in seinem lädierten Ohr explodierte, und auch an der schrecklich verkrümmten, unheimlichen Gestalt, die plötzlich über ihm auftauchte. Er konnte nicht sehen, was es war. Er spürte bloß ihren ekelhaften Atem und hörte den Geisterschrei, der unsagbar grauenhaft war und, daran zweifelte er kein bißchen, aus den tiefsten Tiefen der Hölle kam. Alle Bedenken, die Luitenant Verkramp gegen die Geschichte mit dem verhexten Busch gehabt hatte, lösten sich im Augenblick in
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