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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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etwas Großes, Schweres war in der hinteren Tasche, und er brauchte etwas Zeit, um es rauszuholen. »Na ja«, sagte er, während er sich damit abmühte, den Revolver aus der Tasche zu zerren, »solche Dinge werden uns zur Prüfung vom Himmel gesandt.« Er versuchte gerade, sich einen Vers darauf zu machen, wie um alles auf der Welt die Waffe ihren Weg in seine Hosentasche gefunden haben könnte, als er bemerkte, daß er nicht mehr allein war. Als die Hunde, Wachtmeister Els auf den Fersen, verschwunden waren, sagte sich Kommandant van Heerden, daß er nun etwas Zeit zur Verfügung habe. Mit dem Verschwinden des Mörders war seine gedrückte Stimmung wiedergekehrt, und da er, was eine einsame Nachtwache zu werden versprach, nicht mit der wütenden und unberechenbaren Miss Hazelstone verbringen wollte, verließ er seine Gastgeberin, die sich immer noch von ihrem allerneuesten Erlebnis erholen mußte, nämlich von 200 Nagelschuhen und 276 Hundepfoten als Fußabtreter benutzt worden zu sein, und spazierte bekümmert in den Garten hinaus. Während der Kommandant gemächlich über den Rasen schlenderte und boshaft gegen die Trümmer von Sir Theophilus' zerschmetterter Büste trat, hätte er seinen großen Helden all der vergangenen Jahre fast dafür verflucht, daß er diese Nachkommenschaft in die Welt gesetzt hatte, die seine Karriere ebenso wirksam zu Scherben gehauen hatte wie die Büste von Sir Theophilus selbst.
    Er überlegte gerade, was wohl der Vizekönig getan haben würde, wenn er sich in einer ähnlichen Lage befunden hätte, als einer der blauen Gummibäume seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein merkwürdiges Klopfen und Reißen war von dort zu hören. Kommandant van Heerden spähte in die Dunkelheit. Etwas Seltsames bewegte sich da. Der Kommandant bückte sich, so daß er das sonderbare Wesen gegen das orangerote Glühen, das den Nachthimmel färbte, als Silhouette sehen und seine Form erkennen konnte. Wie die Parodie eines Buntspechts hing der riesige Geier am Stamm des Baumes und labte sich an den Fetzen des seligen Zulu-Kochs.
    Ein zweites Mal in dieser Nacht überbrachte der Geier einem Beobachter im Garten von Jacaranda House eine Botschaft, doch wenn der Bischof von Barotseland den Vogel fälschlicherweise für eine Erscheinung Gottes gehalten hatte, so machte Kommandant van Heerden keinen solchen Fehler. Was er von dem hakennasigen Profil des Aasvertilgers gesehen hatte, erinnerte ihn nur zu genau, um sich behaglich zu fühlen, an mehrere Gefangene im Piemburger Gefängnis, die seine Ankunft mit eben demselben Genuß willkommen heißen würden. Den Kommandanten schauderte es, und er wandte sich hastig von dieser Vision seiner nahen Zukunft ab. Und während er sich umdrehte, hörte er es hinter dem Haus laut platschen. Lautes Platschen kam in den Maßnahmen, die er Jacaranda Park auferlegt hatte, nicht vor. Lautes Geplatsche zu dieser Nachtzeit hatte, das fühlte er, etwas ausgesprochen Sonderbares an sich, eine Ansicht, die offenbar der Geier mit ihm teilte, denn der schwang sich von seinem Hors d'œuvre hoffnungsvoll davon, um nachzusehen, ob der nächste Gang nicht vielleicht was Ertrunkenes wäre.
    Kommandant van Heerden folgte ihm etwas weniger optimistisch und befand sich plötzlich an einer Ligusterhecke, auf deren anderer Seite er irgend etwas sich mit einer schwierigen Aufgabe auseinandersetzen hörte. Was es auch war, was hinter der Hecke rumorte, es rezitierte sich bei der Arbeit selbst was vor, bei der große, schwere Dinge, wahrscheinlich mit Blei behängt, in tiefes Wasser geworfen werden mußten. Der Kommandant bekam nicht viel von dem Gedicht mit, weil er hinter sich das Geräusch rennender Füße und ein Hecheln und Schnüffeln durch den Park herankommen hörte, das jeden Augenblick lauter wurde. Er blickte sich über die Schulter um und sah das Rudel Suchhunde und Dutzende von Polizisten auf sich zustürmen. Wenige Sekunden später hatten sie ihn erreicht, und er sah, gegen die Hecke gequetscht, wie die Sturzflut aus Tieren und Menschen an ihm vorbei und um die Ecke schwappte. Er seufzte erleichtert auf und lief ihr nach. Der Bischof von Barotseland hatte weniger Glück. Sein schlechtes Gehör und der Umstand, daß er immer noch die Badekappe aufhatte, waren schuld daran, daß er die Hunde nicht kommen hörte. Er stand am Swimmingpool, sah auf den Revolver in seiner Hand, rezitierte Stellen aus seines Großvaters Lieblingsgedicht. Im nächsten Augenblick befand er sich mitten in einem

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