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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Knäuel von Hunden. Schnauzen stiegen hoch, Fangzähne entblößten sich, mit geifernden Kiefern kamen sie heran, und der Bischof, von ihrem Ansturm überwältigt, stürzte rückwärts in den Swimmingpool, den Revolver noch immer fest in der Hand. Beim Fallen drückte er aus Versehen auf den Abzug, und ein einzelner Schuß entlud sich harmlos in den Nachthimmel. In der Mitte des Schwimmbeckens tauchte der Bischof wieder auf und sah sich um. Der Anblick war nicht sehr ermutigend. Das ganze Becken war voller strampelnder Schäferhunde, und er sah, wie noch mehr Hunde vom Rand ins Wasser sprangen und sich dem Gewühl anschlossen. Ein besonders bissiges Vieh genau vor ihm riß die Schnauze auf, und der Bischof hatte eben noch Zeit, tief Luft zu holen und wegzutauchen, ehe der Hund ihn beißen konnte. Er schwamm unter Wasser bis ans Ende des Pools und tauchte wieder auf. Ein Hund schnappte nach ihm, und er schwamm zurück. Über ihm schlugen Hundepfoten das Wasser zu Schaum, während der Bischof über diese neuerliche Erscheinung des Allmächtigen nachdachte. Offenbar war er das erste Mal nicht friedlich genug aus dem Schwimmbecken gestiegen, und Gott war in der Gestalt von Dutzenden von Hunden ins Wasser gekommen, um ihn rauszuholen. Er fragte sich gerade, wie sich diese Kollektiverscheinung wohl mit dem Gedanken verbinden ließe, daß Gott eins und unteilbar sei, da wurde er auch schon von mehreren Polizeibeamten am Arm gepackt und aus dem Schwimmbassin gezogen. Dankbar für seine Errettung und viel zu durcheinander, um darüber nachzudenken, wie auch noch Polizeibeamte in diese göttliche Kundgabe passen könnten, starrte er auf das Wasser zurück. Kaum eine Handbreit der Wasseroberfläche im Pool war ohne Hunde. Im nächsten Moment wurden ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt, und kräftige Fäuste drehten ihn herum.
    »Das ist das Schwein, sehr gut. Bringt ihn ins Haus«, sagte der Kommandant, und der Bischof wurde von mehreren Wachtmeistern über die Auffahrt ins traute Heim geschleppt.
    Nackt und klatschnaß stand Jonathan Hazelstone zwischen den Topfpflanzen in der großen Halle, immer noch die Badekappe auf dem Kopf. Aus weiter Ferne und von jenseits der Grenzen geistiger Zurechnungsfähigkeit hörte er den Kommandanten flüstern: »Jonathan Hazelstone, ich beschuldige Sie der vorsätzlichen Ermordung eines Zulu-Kochs und Gott weiß wie vieler Polizisten, der absichtlichen Zerstörung von Staatseigentum und des unrechtmäßigen Besitzes von Waffen, die geeignet sind, Leib und Leben Schaden zuzufügen.« Er war zu verdattert und zu taub, um zu hören, wie der Kommandant zu Sergeant de Haen sagte, er solle ihn in den Keller schaffen und bis zum nächsten Morgen in sicherem Gewahrsam halten.
    »Wäre er unten im Polizeirevier nicht besser aufgehoben?« schlug der Sergeant vor.
    Aber Kommandant van Heerden war zu erschöpft, um Jacaranda House zu verlassen, und außerdem freute er sich schon darauf, die Nacht in einem Haus zu verbringen, das in ganz Südafrika für seinen feinen Lebensstil berühmt war. »Das Anwesen ist von Polizei umstellt«, sagte er, »und außerdem hat’s sowieso schon Klagen von den Nachbarn wegen des Geschreis aus den Zellen gegeben. Hier oben hört ihn niemand, wenn er schreit. Ich nehme ihn morgen früh ins Gebet.«
    Und während der Bischof von Barotseland in den Keller von Jacaranda House geschafft wurde, stieg Kommandant van Heerden müde die Treppe nach oben, um sich ein nettes gemütliches Zimmer zum Schlafen zu suchen. Seine Wahl fiel auf eines mit einer blauen Tagesdecke auf einem riesigen Doppelbett, und als er nackt zwischen die Laken schlüpfte, betrachtete er sich als glücklichen Menschen. »Wenn ich mir überlege, daß ich mir das Haus gekapert habe, das mal dem Vizekönig von Matabeleland gehört hat«, dachte er, drehte sich zwischen den auffallend glatten Laken auf die Seite und schlief augenblicklich ein.

Kapitel 9
    Wenige Menschen in Piemburg schliefen an diesem Abend so leicht ein. Zu vieles Störende geschah um sie herum, als daß ihr Schlaf hätte anders als löcherig sein können. Im oberen Teil von Piemburg schwenkten die Suchscheinwerfer um die Einfriedung von Jacaranda Park gemächlich hin und her und strahlten mit ganz erstaunlicher Helligkeit die großen Anschlagtafeln an, die den nahenden Tod in zwei seiner schrecklichsten Möglichkeiten verkündeten. Doch taten die Suchscheinwerfer, die ursprünglich für die Armee bestimmt gewesen waren,

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