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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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bevor sie der Polizei überlassen wurden, noch eine ganze Menge mehr als das. Wenn sie durch den Park, die umliegenden Vororte und die Stadt selbst schwenkten, machten sie die Nacht zum strahlendhellen Tag, und das mit einigen bemerkenswerten Resultaten, besonders im Fall einer Anzahl von Hühnerfarmen, deren Legehennen an den Rand des Wahnsinns gerieten, weil ihre sowieso schon kurze Nacht plötzlich auf ungefähr vier Minuten schrumpfte. Über die Familien, die zur Vorsicht ihre Hunde im Hinterhof eingeschlossen und ihre Bettlaken mit DDT eingesprüht hatten und deren Schlafzimmer auf der Leuchtbahn der Suchscheinwerfer lagen, brach das Morgengrauen mit einer Geschwindigkeit und Helligkeit herein, wie sie es noch nie erlebt hatten, um sofort darauf von einer dämmerungslosen Nacht abgelöst zu werden, und das wiederholte sich ohne Ende, während sie sich in ihren juckenden Betten herumwälzten und drehten. Draußen rumpelten die Schützenpanzer und Polizeilastwagen über die Straßen, und Schüsse unterbrachen die Stille der Nacht, denn die Mannschaften befolgten die Anweisungen des Kommandanten, auf jeden kleinen Busch zu schießen, der Luitenant Verkramp ähnlich sah. Die Telefonzentrale im Krankenhaus von Piemburg erstickte in Anrufen aufgeregter Leute, die wissen wollten, wie die Symptome von Tollwut und Beulenpest aussähen und wie man diese Krankheiten behandelte. Schließlich weigerte sich die halb durchgedrehte Telefonistin, überhaupt noch Anrufe entgegenzunehmen, eine Pflichtverletzung, die bei zwei Fällen von Herzattacken tödliche Folgen hatte. Nur Wachtmeister Els schlief tief und gesund in der Isolierstation des Krankenhauses. Gelegentlich zuckte er im Schlaf, aber nur, weil er von Kampf und plötzlichem Tod träumte. Auf der Straße aus Vlockfontein schleppten sich Familien, deren Autos in der langen Wagenschlange zusammengebrochen waren, mühsam auf Piemburg zu. Es war eine heiße Nacht, und die Leute schwitzten beim Laufen. Kommandant van Heerden schwitzte auch, aber aus einem ganz anderen Grund. Als er zu Bett ging, war er viel zu müde gewesen, um von seiner Umgebung groß Notiz zu nehmen. Ihm war aufgefallen, daß sich die Laken merkwürdig anfühlten, aber er hatte sich ihre Glätte damit erklärt, daß Miss Hazelstones Bettwäsche selbstverständlich von allerfeinster Qualität sei und ganz was anderes als seine ordinären Laken. Eine Stunde schlief Kommandant van Heerden wie ein Säugling. Als er aufwachte, stellte er fest, daß das Bett vor Nässe tropfte. Peinlichst berührt und schrecklich verlegen kletterte er heraus. »Ich hab doch gar nicht so viel gesoffen«, murmelte er, als er sich ein Handtuch vom Waschbecken holte, das Bett trockenzutupfen begann und sich vergeblich fragte, wie er das Mißgeschick am Morgen Miss Hazelstone erklären solle. Er hatte die sarkastischen Bemerkungen, die sie vom Stapel lassen würde, schon im Ohr.
    »Gott sei Dank sind die Laken ja wohl wasserdicht«, sagte er und stieg wieder ins Bett, um sie trockenzuliegen. »Das ist aber auch eine entsetzlich heiße Nacht«, dachte er, während er sich drehte und wendete. Er fand einfach nicht die richtige Lage. Beim Wegdösen und Wiederaufwachen und Wiederwegdösen setzte sich bei ihm der Eindruck fest, daß das Bett kein bißchen trockener wurde. Im Gegenteil, es wurde immer nasser. Er fühlte den Schweiß an seinem Rücken herunterrinnen, während er in den höllisch glitschigen Laken von einer Seite zur anderen rutschte.
    So allmählich fragte er sich, ob er nicht vielleicht auf die Anstrengungen des Tages hin Fieber bekommen hätte. Ganz ohne Frage fühlte er sich fiebrig, und seine Gedanken trugen alle Kennzeichen von Fieberphantasien. Im Zweifel darüber, ob er träume oder sich an wirklich Vorgefallenes erinnere, verfolgt von Elefantenbüchsen, Miss Hazelstone mit einem Krummsäbel, von Mings und einem übergeschnappten Wachtmeister Els, wälzte sich Kommandant van Heerden im eigenen Saft weiter durch die Nacht.
    Früh um zwei warf er die Decken aus dem Bett. Um drei wischte er es schon wieder trocken. Um vier wankte er, überzeugt, daß er an einer wütenden Seuche sterbe und mindestens 45 Fieber habe, ins Badezimmer, um nach einem Thermometer zu suchen. So allmählich kam er zu der Überzeugung, daß er eine bemerkenswerte Weitsicht gezeigt habe, als er befahl, die Seuchenschilder rund um den Park aufzustellen. Ganz gleich, welche Krankheit er sich eingefangen hatte, er hatte keinen Zweifel, daß sie so

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